Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tafel 78. Wohnhaus am Schützenweg in Gera R. j. L.;
erbaut von Maurermeister Alfred Schlegel daselbst.

Die Mauerflächen der Fassade sind in Verblendziegeln, die
Architekturteile teils in Sandstein, teils
in Cementputz hergestellt.

Tafel 7g. Vergnügungs-Etablis-
sement Elysium in München-Sendling;
erbaut von Lincke & Littmann,

Architekten daselbst.

Das in der südwestlichen Vor-
stadt Sendling im Sommer 1889 erbaute
Etablissement besteht aus zwei Haupt-
trakten, dem grossen Vordergebäude
mit Bierstuben im Erdgeschoss und
Wohnungen in den Obergeschossen,
und dem Saalbau. — Die Bierstuben
sind einfach ausgestattet und erhalten
ihren wesentlichen Schmuck durch Ra-
bitzgewölbe. Der Saalbau, dessen süd-
liche Front sich nach einem von Ko-
lonnaden umzogenen Wirtschaftsgarten
öffnet, bedeckt mit rein nutzbarer
Saalfläche 705 qm ohne Galerie,
die ihrerseits 165 qm Raum
bietet.

Der im Lichten 15 m weite
Saal ist mit einem halboffenen
Dachstuhl gedeckt, der leicht
lasiert und in zwei Farben ge-
fasst wurde.

Die Wände des Saales sind
in gebrochenem Weiss
gestrichen und nur die
Archivolten der Gurt-
bögen mit aufpatronier-
ten rot und grünen Or-
namenten verziert. Der Haupt-
schmuck des Saales besteht in
einer grossen Geweihsammlung.

Im Souterrain befinden sich zwei Kegelbahnen, Kneip-
lokale und die Räume für Heizungs- und Beleuchtungsanlagen.
Das Etablissement wurde mit einer elektrischen Beleuchtung
versehen, der Abdampf des Dampfkessels für eine kombinierte
Dampf-Luftheizung verwendet. — Baukosten 300000 Mark ohne
die maschinellen Anlagen.

Tafel 80. Pfarrkirche in Homburg v. d. Höhe; erbaut
von Architekt L. Becker in Mainz.

ElN?AHRT

Haupt Ehnqanc

Grundriss zum Vergnügungs-Etablissement Elysium in München-Sendling;
erbaut von Lincke & Littmann, Architekten daselbst.

Aus einem im Jahre 1880 erfolgten engeren Wettbewerbe
unter vier Architekten ging der Verfasser des vorliegenden
Entwurfes als Sieger hervor.

Bauplatz und Programm führten
zu malerischer Lösung der Aufgabe.
Die Kirche sollte eine Unterkirche
unter dem Chor, einen Sitzungssaal,
besondere Taufkapelle und Raum für
800—1000 Sitzplätze erhalten.

Der Turm der Westfront ist zur
Seite gerückt, um in die Achse einer
darauf zuführenden Strasse zu kommen.
Ein gewisses Gegengewicht erhält der-
selbe durch die gegenüberliegende
TaufkapelLe.

Durch Anordnung von zwei kur-
zen Querarmen, eines Türmchens über
der Vierung, sowie des Sitzungssaales
unter dem Chor und eines Treppen-
türmchens auf der Nordseite ist die
Chorseite wirkungsvoll gegliedert.

Die Unterkirche ist in der Schiffs-
breite durchgeführt, während der dar-
überliegende Chor eingezogen
ist.— Das Kirchenschiff ist ein
freier, übersichtlicher Raum mit
der Kanzel an der nordwest-
lichen Chorecke. Trotzdem ist,
hauptsächlich in den niedrigen
Seitenschiffen, die Aufstellung
von sechs Altären ermöglicht.
Die Ausführung der in
frühgotischen Formen
erbauten Kirche wurde
rmrt jn (jen Baustoffen der
Umgegend bewirkt.

Mauerflächen und
gegen das Wetter geschützte
Architekturteile wurden aus
Tuffsteinen, stark belastete und
dem Wetter ausgesetzte Glieder aus hartem, grauen Mainsand-
stein hergestellt. Für die Säulchen, die Platten des Turmfrieses
und die Zifferblätter der Uhr ist blauschwarzer Schiefer von
der Lahn verwendet. —■ Die Dächer, in deren Raum die Ge-
wölbe aus Kostenrücksichten und zur Gewinnung eines schönen
Aussenverhältnisses weit hineingezogen sind, wurden in Eisen
erstellt und mit rheinischen Schiefern abgedeckt. — Baukosten
ohne innere Einrichtung 230000 Mark.

Litteratur.

Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der
Renaissance, der nationalen Blüte und des Klassizismus von Dr. Georg
Gail and, Privatdozent an der K. Technischen Hochschule zu Berlin.
Verlag von H. Keller, Frankfurt a. M.

Mit Ausnahme der Malerei ist die holländische Kunst im Zeitalter
der Renaissance noch keiner eingehenden Darstellung unterzogen worden.
Diese Lücke auszufüllen und. damit auch für das Studium der holländischen
Malerei den notwendigen Hintergrund zu schaffen, ist das vorliegende Werk
bestimmt. Auf Grund vieljähriger Studien der erhaltenen Kunstdenkmale,
wie der Bibliotheken und Archive des Landes behandelt der Verfasser den
Gegenstand erstmals im Zusammenhang, indem er sich nicht begnügt, die
noch erhaltenen vielfach zerstreuten Werke aufzusuchen und zu schildern,
vielmehr zieht er auch eine Menge künstlerischer Schöpfungen, welche längst
der Zeit zum Opfer gefallen sind, in den Kreis seiner Betrachtungen. Ein
Abschnitt über die holländischen Bildhauer einer Zeit, deren Wirkungs-
kreis sich über ganz Deutschland erstreckte, ist völlig neu und beachtens-
wert. Von den Illustrationen ist ein grosser Teil nach Originalaufnahmen
holländischer Zeichner und des Verfassers ausgeführt. Das Buch schliesst
sich den bekannten Werken über die kunstgeschichtliche Entwicklung andrer
Länder erfolgreich an und ist für das Studium der Kunstgeschichte um so
unentbehrlicher, als Holland in jener Periode auf die Entwicklung der Kunst
in den Nachbarländern einen hervorragenden Einfluss ausgeübt hat.

Die Baukunst der Renaissance in Portugal von den Zeiten Emmanuels
des Glücklichen bis zu dem Schlüsse der spanischen I Ierrschaft von
Albrecht Haupt, Architekt, Privatdozent an der K. Technischen
Hochschule zu Hannover. Erster Band: Lissabon und Umgegend.
Verlag von II. Keller, Frankfurt a. M.

Auch mit diesem Buche ist ein bisher nur wenigen bekanntes Stück
Kunst- und Architekturgeschichte erschlossen. Das fernliegende Portugal
wird von Architekten und Künstlern wenig bereist und doch sind seine
prachtstrotzenden Bauten und Denkmäler von hervorragendem künstlerischen
Interesse. Die geistige Bewegung der Renaissancezeit, zugleich das Zeit-
alter der grossen Entdeckungsfahrten, hat für Portugal eine glänzende Blüte
der bildenden Kunst herbeigeführt. Ihre Entstehung und Weiterentwicklung,
ihre Beeinflussung durch die Berührung der Portugiesen mit den Völkern
des Orients, ihre Förderung durch ausländische Meister, wie Andrea San-
sovino, Jean de Rouen u. a. hat der Verfasser zu schildern unternommen.
Der vorliegende Band beschäftigt sich mit den Denkmälern Lissabons und
seiner nächsten Umgebung, während der nächste Band den Kunststätten
des übrigen Landes gewidmet ist. Der Text ist unterstützt durch eine
Reihe guter, meist vom Verfasser an Ort und Stelle gezeichneter Abbildungen.

In demselben Verlage ist erschienen:

Entwürfe im Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung der
Dreigiebel-Fassade des Römergebäudes nach dem Römerberg
in Frankfurt a. M.

Das Werk enthält in grösstem Lichtdruckformat die Abbildungen von
acht aus einer beschränkten Konkurrenz hervorgegangenen Arbeiten. Der
Bedeutung des wiederherzustellenden Bauwerkes entsprechend wird das In-
teresse sein, welches alle Architekten dieser schönen Publikation entgegen-
bringen werden.

Ferner:

Plastische Dekorationen aus dem Palais Thum und Taxis zu Frankfurt
a. Main. Decken und Wanddekorationen, Rahmenwerk und ornamentale
Einzelheiten im Barockstile. Herausgegeben von Prof. F. Luthm er,
Architekt und Direktor der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt a. M.

Aut 20 Tafeln in schönen Lichtdruckabbildungen werden die jetzt
zum grössten Teile anderweitig verwendeten Dekorationen dargestellt, welche
zum Besten gehören, was jene Stilperiode hervorgebracht hat, und den viel-
bewunderten Werken in Würzburg, Bruchsal, Brühl u. a. a. O. würdig zur
Seite gestellt werden können. Insbesondre Möbelfabrikanten und Dekorateure
werden in dem Werk eine reiche Fundgrube für ihre Zwecke entdecken.

Italienische Renaissance-Architekturen in moderner konstruktiver Durch-
bildung. Ein Vorlagenwerk für baugewerbliche Schulen und die
Baupraxis. Nach den Arbeiten seiner Schüler herausgegeben von
F. Ritter v. Feldegg, Architekt und Supplent an der k. k. Staats-
gewerbeschule zu Wien. Portale und Fenster. Verlag von
A. Pichlers Witwe & Sohn. Wien 1890.

Der Gedanke des Verfassers, die klassischen Beispiele von Architektur-
formen nach Vignola u. A. in einer dem modernen Gebrauche angemessenen
konstruktiven Durchbildung, aber mit getreuer Beibehaltung ihres Charakters
zur Darstellung zu bringen, muss als ein glücklicher bezeichnet werden.
Im Unterricht entstanden, werden die Tafeln zunächst für Lehrzwecke er-
spriesslich wirken. Ihre sorgfältige Durchbildung jedoch lässt sie ebenso
zur Verwendung in der Praxis geeignet erscheinen.

Aus dem Verlage von Fr. Bassermann in München nennen wir zwei
kleine Publikationen, welche den gleichen Zweck verfolgen:

Alphabete und Ornamente von Otto Hupp, 2. Auflage, und
Schriften-Vorlagen für Techniker aller Fächer von L. Geissendörfer.

15. vermehrte Auflage.

Das erstere Werkchen sucht seine Hauptaufgabe in getreuester Wieder-
gabe und Ergänzung alter Alphabete und Schriften der spätgotischen und
Renaissanceperiode, ohne den Stoff erschöpfen zu wollen, während die
Arbeit des zweiten Verfassers sich mehr dem modernen Bedürfnis anbequemt
und eine reichere Auswahl bietet.

Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
Annotationen