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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eisenlohr und Carl 'Weigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

-*~i S. Jahrgang 1802. t—

2. Heft.

Monatlich eine Lieferung zum Preise von Mark 1. ItO.

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Inhalt.

Tafel g. Bosnisches Kaffeehaus; erbaut von Architekt
Sigmund Quittner in Budapest.

Dieser kleine Pavillon wurde auf der Landesausstellung
1885 in Budapest für Rechnung eines Privatunternehmers aus-
geführt und diente teils als Kaffeehaus, teils als Bazar für orien-
talische Gegenstände. Die Ausführung geschah, dem ephemeren
Charakter derartiger Ausstellungsbauten entsprechend, haupt-
sächlich aus Holz; die glatten Flächen waren mit Leinwand
bespannt; die ornamentalen Teile aus Gips; Gesimse, Stufen,
Säulen etc. aus Holz. Alles reich polychromiert. Um die Her-
stellung des nach orientalischer Art
bereiteten Kaffees zu ermöglichen,
musste für einen Schornstein gesorgt
werden, und erhielt dieser die Form
eines Minarets. Die Baukosten des nur
für die Dauer eines Sommers bestimm-
ten Gebäudes betrugen 5000 fl. ö. W.

Tafel 10 u. 11. Entwurf zum
National-Museum in Bern von Lam-
bert & Stahl, Architekten in Stutt-
gart.

In einer engeren Konkurrenz
wurde dieser Entwurf von der Kom-
mission einstimmig zur Ausführung
bestimmt. Das Gebäude erhält seinen
Standort auf dem sogenannten Kirchen-
feld, welches durch die über die Aar
führende eiserne Bogenbrücke mit der
Stadt verbunden ist. Bei diesem Entwurf war es das Bestreben,
der Architektur einen schweizerischen Charakter zu verleihen
und sich überall an vorhandene Beispiele anzulehnen. Die Ver-
wendung ausländischer oder moderner Motive wurde sorgfältig
vermieden.

Der Übergangsstil des XVI. Jahrhunderts, von welchem die
Schweiz hervorragende Beispiele besitzt und welche sich wesent-
lich von denjenigen der Nachbarländer unterscheiden, wurde
gewählt, da er sich vorzüglich dazu eignet, dem Gebäude einen
nationalen Charakter und ein malerisches Äussere zu verleihen..
Die freie Anordnung des Entwurfes gestattet eine periodische
Erweiterung des Ganzen, so dass die zuerst errichteten Teile
nicht den Eindruck eines unvollendeten Werkes machen. Das
Hauptgebäude steht mitten in dem Areal, von einem Park um-

geben, der in seinem vorderen Teil Skulptur- und Architektur-
fragmenten des Landes zur Aufstellung dienen soll und in seinem
hinteren Teil zur Errichtung von Typen verschiedener Schweizer
Häuser verwendet werden soll. Dieselben gruppieren sich um
einen kleinen Marktplatz, wie wir solche in einigen malerischen
Städtchen kennen. Auf zwei Seiten ist diese kleine Stadt mit
Mauern und Gräben umzogen, um zugleich ein Beispiel der
Kriegsbaukunst des XVI. Jahrhunderts zu geben.

Auf beiden Seiten des vorderen Parkes befinden sich offene
Galerieen — rechts steinerne Arkaden, links ein hölzerner Gang.

Die Mitte bildet das eigentliche Mu-
seum, an welches sich rechts ein Kreuz-
gang als Typus kirchlicher und links
ein Arkadenhof als Typus profaner
Baukunst anschliesst.

Die von dem eigenartigen berni-
schen Bogen getragene Mittelpartie ist
von zwei Türmen flankiert. Das Haupt-
thor führt in das Vestibül, welches von
sechs auf zwei Granitsäulen ruhenden
spätgotischen Flachgewölben überdeckt
ist. Die an beiden Seiten sich an-
schliessenden Ausstellungsräume sind
einfach dekoriert und von flachen, auf
Eisenträgern ruhenden Gewölben über-
deckt. Die äussersten Säle allein, an
den Enden des Gebäudes, sind mit
Kreuzgewölben versehen und bieten
durch ihre reichere Ausstattung eine
Abwechslung in der Reihenfolge der Lokalitäten. I11 dem runden
Turm, zu welchem der hölzerne Gang führt, befindet sich die
Sammlung der Folterwerkzeuge.

Im I. Stock ist die Reihenfolge der Räume dieselbe wie
im Erdgeschoss. Der grosse Waffensaal im Mittelbau bildet
den Glanzpunkt des Museums. Seine Decke besteht aus mäch-
tigen Holzbalken und ruht auf zwei Granitsäulen. Die Öffnung
in derselben gewährt einen freien Blick auf die Fahnengruppen
des oberen Stockwerkes. Die berühmten Burgunderteppiche
bilden den Hauptschmuck der an den Waffensaal anschliessen-
den Räume.

Im II. Stock befindet sich über dem Waffensaal der Fahnen-
saal, welcher mit Oberlicht versehen ist. Von demselben gelangt
man in breite .Gänge, welche im Dachstuhl angebracht und

Grundriss zum Bosnischen Kaffeehaus;
erbaut von Architekt Sigmund Quittner in Budapest.
 
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