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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

— •!■ 8. Jahrgang 1892. •«-*-
12. Heft.

Monatlich eine Lieferung zum Preise von Marie 1. 50.


I N H ALT.

Tafel 8g. Villa C. Heilmann in Landau (Pfalz); erbaut
von Professor Ludwig Levy in Karlsruhe.

Das Gebäude ist nach allen Seiten freiliegend in einem
Garten erbaut. Die Architekturglieder sind roter Sandstein, die
Mauerflächen geputzt. Baukosten 20000 Mark.

Tafel 90 u. 91. Schloss-
Theater in Totis; erbaut von
Fellner & Helmer, Architek-
ten in Wien.

Im Schloss Totis (Ungarn)
bestand schon seit längerer
Zeit ein kleines Theater, in
welchem der als Mäcen be-
kannte Graf Nikolaus Ester-
hazy Aufführungen von Opern,

Schauspielen und Operetten
junger strebsamer Dichter und
Komponisten veranstaltete, um

diesen den Weg in die Öffentlichkeit zu bahnen. — Die Ein-
richtung der alten Bühne und die primitive Ausstattung des
Zuschauerraumes erwiesen sich jedoch als ungenügend, und der
Schlossherr, der in seinen gastlichen Räumen alljährlich im
Frühjahr und Herbst anlässlich der Rennen in Totis Gäste
aus den vornehmsten Kreisen des Reiches empfing, liess durch
die Architekten Fellner & Helmer ein neues, würdiges Theater
errichten.

Dasselbe ist in einen bestehenden Gebäudetrakt eingebaut
und reiht sich den gegenüber dem Schlosse gelegenen Gesell-
schaftsräumen an, welche durch einen grossen, mit Oberlicht
versehenen Galahof, der bei grösseren Festlichkeiten zu einem
Palmengarten umgestaltet wird, mit dem Schlosse in Verbindung
gebracht sind. Der Einfahrt zunächst liegen grössere Speise-
säle, dann gelangt man in einen Wintergarten, von hier in ein

Grundriss des Erdgeschosses der Rheinischen Bierhalle in Mainz;
erbaut von Architekt H. Ritter in Frankfurt a. M.

hübsch eingerichtetes Maleratelier, hierauf in einen Tanzsaal
mit Galerie, und endlich durch einen Vorraum zum Bühnen-
haus; der Zugang und die Zufahrt zum Zuschauerraum be-
finden sich in der rechten Ecke des Galahofes.

Von hier betritt man ein Vestibül, und über den Mittel-

arm der Marmortreppe das
Parkett; rechts und links führt
dann je ein Treppenarm zu
den Estradesitzen. Zu beiden
Seiten der Bühne sind zwei Pro-
sceniumslogen für den Schloss-
herrn angeordnet, während im
Fond des Saales eine Mittel-
loge für hohe Gäste mit an-
stossendem Foyer vorhanden
ist. Oberhalb des Foyers ist
dann noch eine balkonartige
Loge für die Bewohner von
Totis angebracht. Der Zutritt zu diesen Sitzplätzen erfolgt von
der um cirka 6 m höher gelegenen Strasse aus, nahezu horizontal.

Der Zuschauerraum fasst cirka 300 Personen. Auf Wunsch
des Bauherrn ist durch Anordnung der eigenartigen Treppen-
anlage die freie Cirkulation zwischen allen Plätzen hergestellt
worden.

Die Prosceniumsbogensäulen, alle Brüstungen und Treppen
sind aus Totiser Marmor geschliffen und poliert hergestellt.
Die Wände sind in Stuck, mit teilweiser Vergoldung. Der
Plafond ist mit Drahtgerippe in Gips ausgeführt und enthält
im Spiegel ein grosses Freskobild, ebenso ist die Prosceniums-
gurte al fresko bemalt.

Die Bestuhlung ist eine sehr vornehme; auf der Estrade
sind reich geschnitzte und vergoldete, mit Seidenbrokat über-
zogene Fauteuils, im Parkett Klappsitze aufgestellt.
 
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