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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

13. Jahrgang 1897. -ä~*-

7. Heft.

Monatlich eine Lieferung zum Preise von Mark 1. 50.

IN HALT.

Tafel 49. Hotel Marquardt in Stuttgart; erbaut von
Eisenlohr & Weigle, Architekten daselbst.

1. Perspektivische Ansicht.

Im Jahre 1873 wurde dem alten, Ecke der Königs- und
Schlossstrasse gelegenen Hotel Marquardt ein Neubau durch
Herrn Professor Beyer angefügt, der den noch heute bestehen-
den grossen Speisesaal mit prächtiger Holzdecke enthält.

Die rasche Entwicklung der Technik auf dem Gebiete der
Elektricität und der Heizanlagen forderte im Jahr 1890 mit ge-

solen je drei korinthische Dreiviertelsäulen, das erste und zweite
Geschoss zusammenschliessend und halbrunde Baikone mit reich-
geschmiedeten Korbgittern zwischen sich fassend. Ihr vorge-
kröpftes Gebälk schmücken je zwei sitzende und eine stehende
Figur, welche drei Statuen als Gruppe Zusammenwirken und
durch einen vasenbekrönten Giebel überdacht sind. Darüber
endigen die drei Risalite in turmartige reichgegliederte Aufbauten
mit skulptierter Attika und dekorativen Eckaufsätzen.

Das ganze Areal des Neubaues ist in Rücksicht auf die

Grundrisse des Hotel Marquardt in Stuttgart; erbaut von Eisenlohr & Weigle, Architekten daselbst.

bieterischer Notwendigkeit, das Hotel mit elektrischem Licht und
einer Centralheizung zu versehen. Zu diesem Ende wurde in
einem der Höfe ein grosses Maschinenhaus erbaut, das zwei
Dampfkessel und zwei stehende Kuhnsche Dampfmaschinen mit
direkt gekuppelten Dynamos enthält. Gleichzeitig wurde eine
grosse Akkumulatorenbatterie aufgestellt und eine Dampfwascherei
sowie Badezimmer und Klosetts neuester Konstruktion eingerichtet.

Der alte Lieblingswunsch der Besitzer: „durch Neuerbauung
des alten Hauses an der Königsstrasse das ganze Hotel zu einem
architektonisch befriedigenden Abschluss zu bringen,“ sollte früher
als man gedacht hatte, in Erfüllung
gehen, nachdem die Ausstellung und
sonstige festliche Veranstaltungen des
Jahres 1896 in sicherer Aussicht standen.

Man entschloss sich rasch zu der sehr
umfangreichen Bauunternehmung, für
deren Ausführung ca. ein Jahr zu Ge-
bote stand.

Die Architektur der Passaden des
Neubaues mussten derart entworfen wer-
den, dass alter und neuer Teil zusammen
als ein Ganzes erschienen. Mit Anlehnung
an die einfachen Formen des älteren
Baues wurde nun eine Steigerung der
architektonischen Gliederung an der Ecke
des Schlossplatzes angeordnet, die der
Bedeutung dieses hervorragend schö-
nen Platzes entsprach. Die Ecke ist ab-
gerundet und durch zwei Risalite ein-
gefasst, deren einer sich als Fassaden-
schluss in der Königsstrasse wiederholt.

Auf hohem Untergeschoss erhebt sich
in derber Rustika das Erdgeschoss und
ein Zwischengeschoss, das durch einen
Kranz von Baikonen mit reich skulp-
tierten Konsolen abschliesst. An den
Risaliten erheben sich über diesen Kon-

Weingrosshandlung der Besitzer unterkellert. Die Aufstellung
zahlreicher ungewöhnlich grosser Fässer erforderte dabei Ge-
wölbespannungsweiten von 8—9 m.

Das Untergeschoss enthält ausser dem Schreibzimmer und
dem Comptoir der Weingrosshandlung nur Räume für den Hotel-
betrieb.

Im Erdgeschoss ist an Stelle des früheren engen Vestibüls
eine weite, mit den prächtigsten Marmorsorten an Fussboden
und Wänden belegte Halle geschaffen worden, worin neben den
Räumen für den geschäftlichen Verkehr angenehmer und reich-
lich bemessener Raum zum Aufent-
halt der Gäste vorhanden ist. Zwei in
diesem Vestibül freistehende, von präch-
tigen schmiedeeisernen und vergoldeten
Gittern umgebene Personenaufzüge neue-
ster Konstruktion (der eine von Otis
Brothers in New York, der andre von
A. Stigler in Mailand), für je acht bis
zehn Personen, besorgen die rasche Be-
förderung nach den Wohnstockwerken.
Ein grosses Vordach von Eisen und Glas
gestattet die geschützte Anfahrt zu die-
sem Haupteingangsvestibül. An das Ve-
stibül schliessen sich links die Bureaus,
Kasse, Comptoir und Telephonraum,
rechts durch grosse Spiegelscheiben ge-
trennt das Konversationszimmer für
Damen in reicher englischer Ausstattung
in dunkel poliertem Mahagoniholz und
mit origineller Deckenbeleuchtung. Ein
.Bild von Maler Auberlen ziert den Aufsatz
der Eingangsthür. Daneben befindet sich
der in hellen polierten amerikanischen
Hölzern getäferte Lesesaal mit Treppe
zum darunter liegenden Schreibsaal.

Es folgt der grosse Frühstücks- und
Restaurationssaal in hellem, feinstem

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Grundriss der Villa Jung in Düsseldorf; erbaut von
Kayser & v. Grossheim, Architekten in Berlin.
 
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