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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eifenlohr und Carl ÄAfeigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

-*~i- 13. Jahrgang 1897.

8. Heft.

Monatlich eine Lieferung zum Preise von 31. 1.50.

I N H ALT.

Tafel 57. Konkurrenzentwurf für ein Rathaus in Steglitz
von Reinhardt & Süssenguth, Architekten in Berlin. —
Erster Preis.

Nach Gemeindebeschluss sollte das vorliegende Projekt mit
ganz unwesentlichen Aenderungen im Grundriss, die namentlich
das Untergeschoss betreffen, der Ausführung zu Grund gelegt
werden, und die Verfasser wurden damit beauftragt, die Weiter-
bearbeitung des künstlerischen Teils mit Ausschluss des konstruk-
tiven Teils, den sich die Bauab-
teilung der Steglitzer Gemeinde-
vertretung vorbehielt, zu über-
nehmen.

Die Grundrisse erklären sich
von selbst. Das Untergeschoss
enthält ausser einem Ratskeller
nebst Wirtswohnung eine kleine
Pförtnerwohnung, eine Wacht-
stube nebst Vernehmungsräumen
und ein Zimmer für die Gen-
darmerie. Im Hof sind in einer
besonderen kleinen Anlage acht
Gefängniszellen nebst darüber
liegender Wohnung des Gefan-
genwärters angeordnet.

Die Fassaden sind fast un-
verändert zur Ausführung ge-
kommen; in der Hauptfassade
wurde an der Ecke links noch ein
Eingang für den um eine Stufe
höher als das Gelände liegenden
Ratskeller angeordnet, und statt der
Putznischen über dem Erker des
Bürgermeisterzimmers und der
Sonnenuhr Oeffnungen; ausser-
dem wurde der obere Teil des
Turmes über den Zinnen um 40 cm im ganzen eingezogen, im
übrigen ist alles so geblieben, wie die Perspektive zeigt.

Das Äussere ist ganz im Sinne der alten märkischen Back-
steinbauten gedacht; es wurde für die Verblendung rotes Laubener
Material mit sparsamer Verwendung von dunkelgrünen Glasuren
genommen, die für die innersten Fensterleibungen abwechselnd
mit rotem Material angewendet wurden; dieselbe Glasur fand
Verwendung; bei den grossen Giebelstaffeln und den Zinnen.
Sämtliche Schrägen wurden mit einer farblosen Glasur herge-
stellt, die Nischen der Giebel und des Turmes mit Putzflächen
in hydraulischem Kalk.

Die Deckung der sämtlichen Dächer mit Ausschluss des
oberen Turmdaches (des Dachreiters und der Luken daselbst),
welche in Metall hergestellt werden sollen, geschieht in glasierten
Falzziegeln.

Das Innere wird im ganzen einfach gehalten werden, Kreuz-
kappen der Hallen und Korridore geputzt und leicht getönt; be-
sondere Ausstattung erhält nur der Saal, der mit Holzdecke und
niedrigem Holzpaneel versehen werden soll.

Mit ihrer Absicht, für das Material mittelalterliches Format
und sogenannte Handstrichverblender zu verwenden, konnten die
Verfasser bei der Gemeindevertretung nicht durchdringen, so dass

durch das von dieser gewählte glatte Material und kleine
Format ein guter Teil der Wirkung verloren gehen wird, der
die alten märkischen Backsteinbauten so besonders reizvoll er-
scheinen lässt.

Das Gebäude ist auf ca. 225 000 M. veranschlagt.

Tafel 58. Restauration „Zum Rappen“ in München; erbaut
von Ingenieur J. Heilmann daselbst.

Die Malerei dieser Fassade wurde von Kunstmaler E. Sack

entworfen und in Gemeinschaft
mit Maler A. Lentner ausgeführt.

Tafel 59. Landhaus Winter
in Wolfenbüttel; erbaut von Kreis-
bauinspektor Hermann Fricke
in Braunschweig.

Das auf etwa 300 qm Grund-
fläche im Jahre 1895 erbaute
Landhaus ist in seinem Äussern
mit Siegersdorfer Verblendsteinen
verblendet und mit glasierten Falz-
ziegeln der Möncheberger Ge-
werkschaft zu Kassel gedeckt. Die
Werksteinarbeiten sind von der
Firma Ernst Fricke & Sohn zu
Königslutter geliefert.

Der innere Ausbau ist in ge-
diegenster Ausführung von dem
Hoftischler Kunst zu Wolfen-
büttel und dem Dekorationsmaler
Rust zu Braunschweig hergestellt.
Mit Ausnahme des Esszimmers,
des Salons und des Zimmers der
Frau, welche Räume Parkettfuss-
böden erhalten haben, sind die
Fussböden der Räume auf Gips-
unterboden mit Linoleum belegt.
Die Heizung der gesamten Räume geschieht mittels einer
Mitteldruckwasserheizung von Blochmann & Schulten zu Braun-
schweig. In der mit eichener Balkendecke versehenen Halle be-
findet sich ausserdem ein von Werkstein gearbeiteter, im Betrieb
gut funktionierender Kamin mit offenem Feuer.

Die Baukosten betragen 75 000 M.

Tafel 60. Evangelische Kirche in Tokio (Japan); erbaut
von Regierungsbaumeister H. Muthesius in Berlin.

Die Kirche, welche 1895/96 gebaut wurde, dient der in
Tokio ansässigen deutsch-evangelischen Gemeinde als Gottes-
haus. Sie enthält 170 Sitzplätze im Schiff und 20 auf einer
lediglich für einen Quartettsängerchor und zur Unterbringung
des Harmoniums bestimmten kleinen Seitenempore. In Anbetracht
der in Japan häufig auftretenden Erdbeben wurden die Mauern,
besonders im Turm, von beträchtlicher Stärke angenommen
und diesem nur geringe Maueröffnungen und in den oberen
Teilen Eisenverankerungen gegeben. Die Decke ist als Klee-
blatttonne, weit in den Dachstuhl hineingreifend, konstruiert,
wobei darauf Rücksicht genommen ist, dass der Raum zwischen
Tonne und äusserem. Dach noch beschlupf bar bleibt. Die Ge-
bäudeecken, Strebepfeiler, Fenster und das Hauptgesims sind in
Lava, der Sockel in Granit, die Flächen in Ziegel konstruiert;

Gewerbeschule in Hagen i. Westf.; erbaut von Stadtbaumeister
Felix Genzmer daselbst (jetzt in Wiesbaden).

— Vestibül. —
 
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