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Architektonifche Rundfchau

SKIZZENBLÄTTER

AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST

HERAUSGEGEBEN

VON

Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle

ARCHITEKTEN IN STUTTGART.

-*“i' 13. Jahrgang 1897.

10. Heft.

Monatlich eine Lieferung zum Preise von Mark 1. 30.

IN HALT.

Tafel 73. Villa Dr. Merck in Darmstadt; erbaut von Pro-
fessor Emanuel Seidl in München.

Die Villa liegt inmitten einer von einer architektonisch aus-
gestalteten Mauer umschlossenen Parkanlage.

Das Souterrain enthält Küche mit Nebenräumen, die übrigen
Wirtschaftsräume, ein Dienerschaftsbad und die Centralheizungs-
anlage. Im Erdgeschoss befinden sich die Wohn- und Gesell-
schaftsräume, die sich um eine centrale Halle lagern und unter
sich für gesellschaftliche Zwecke durch weitgespannte Oeffnungen
verbunden werden können. Von der gewölbten, holzgetäfelten
Halle, die selbst ein Wohnraum ist, führt ein reiches Holzportal
in den Salon, während die Doppelthür zum Speisesaal Stein-

Grundriss des Erdgeschosses der Villa Dr. Merck in Darmstadt;
erbaut von Professor Emanuel Seidl in München.

gewände zeigt. Die Treppe zum Obergeschoss ist von Marmor
mit stuckierter Untersicht. Im ersten Stock befinden sich die
Schlaf- und Fremdenzimmer, ein Bad mit Toilette u. s. w.

Im Aeussern wurde zum Sockel graugelber Plagwitzer, zu
den übrigen Architekturteilen, wie Fenstergewände etc., gelb-
licher geflammter Nesselberger Sandstein verwendet, während
die Flächen rauh verputzt sind. Das Dach ist mit Ziegeln, der
Turm und kleinere Spitzen mit Kupfer eingedeckt.

Tafel 74. Wohnhaus des Dr. V. Winter in Essegg in
Ungarn; erbaut von Architekt Heinrich Adam in Wien.

Das 23 m breite Haus enthält im Erdgeschoss zwei Woh-
nungen, im ersten Stock eine Wohnung mit anstossenden Bureau-
räumen und getrennten Vorplätzen. Das Hauptportal liegt in
der Mitte der symmetrisch angeordneten Fassade. Die Durch-
fahrt ist unter der in der Hauptachse liegenden Treppe durchgeführt.

Tafel 75. Villa Helbing in Marienthal bei Hamburg; er-
baut von Puttfarcken & Janda, Architekten in Hamburg.

Das Haus zeigt zwei Strassenfronten, die eine nach der
Schiller-, die andre nach der Löwenstrasse, und liegt frei in
einem parkaxtigen Garten. Im Keller befinden sich die Wirt-
schaftsräume, im Erdgeschoss Wohn- und Repräsentationsräume,
im Obergeschoss Schlaf- und Wohnzimmer. Die Fassaden sind
in Cementputz ausgeführt. Baukosten des Hauses rund 65000 M.

Tafel 76. Rathaus in Wilhelmshaven; erbaut von Re-
gierungsbaumeister Richard Schultze in Berlin.

Dieses Rathaus wurde in den Jahren 1892 und 1893 auf
Grund eines Entwurfes ausgeführt, der bei einem unter den Mit-

Das

Tafel 77.

neue Haus 'der

Abgeordneten in Ber-
lin; erbaut von Baurat
Schulze daselbst.

Der Plan, auch
den konstitutionellen
Körperschaften der
preussischen Monar-
chie würdige und
den Anforderungen
der Neuzeit besser
entsprechende Heim-
stätten zu errichten.

Wohnhaus des Dr. V. Winter in Essegg in Ungarn;
erbaut von Architekt Heinrich Adam in Wien.
Grundriss des Obergeschosses.

als die bisher benutzten Gebäude es zu
bieten vermögen, bestand seit langem, jedoch erst im Jahre 1882
fasste das Haus den Beschluss, für das Abgeordnetenhaus und das
Herrenhaus einen zusammenhängenden Bau auf dem ausserordent-
lich günstig belegenen fiskalischen Grundstück des jetzigen Herren-
hauses und des provisorischen Reichstagsgebäudes zu errichten.

Die Hauptfront, die unsre Abbildung zur perspektivischen
Darstellung bringt, ist in hellem, gelblichgrauem Sandstein aus-
geführt und zeigt die edlen Formen einer klassischen Hoch-
renaissance. Das Hauptelement der vertikalen Gliederung des
Abgeordnetenhauses bildet eine wuchtige Säulenordnung mit
korinthischen Kapitalen, die als Architektur des Mitteltraktes mit
dem durchlaufenden Kranzgesims und seiner Balustrade eine
monumentale Wirkung hervorbringt. Bei den ausgedehnten
Gartenfronten hingegen wurden der Kostenersparnis wegen helle
Ziegelverblendungen mit Sandsteingesimsen angewendet.

Was die Grundrissbildung betrifft, so war in erster Linie
massgebend, die Raumanordnung so zu gestalten, wie sie nach
den in dem alten Hause gemachten Erfahrungen ein in jeder
Beziehung bequemer Geschäftsverkehr erfordert. Um diesen Zweck
zu erreichen, ward eine bestimmte Anzahl von Räumen in gleicher
Höhe und möglichst in unmittelbarer Nähe des grossen Sitzungs-
saales untergebracht und um diesen herum in angemessenerWeise
gruppiert. Es wurde daher einer geschlossenen Grundrissform
mit innern Höfen der Vorzug gegeben und eine rechteckige, dem
Quadrat nahekommende Grundform als die zweckmässigste an-
genommen. Die Grundform wurde auch dadurch wesentlich be-
einflusst und mitbestimmt, dass einerseits das Kunstgewerbemuseum

gliedern des Berliner Architektenvereins ausgeschriebenen Wett-
bewerb einen Preis erhalten hatte.

Schwierigkeiten für die Ausführung machte die Gründung, die
auf einer Sandschüttung erfolgte, da eine andre Befestigung der
unten liegenden, über
20 m tiefen Schlicker-
schicht ausgeschlos-
sen war. Die Her-
stellung des Aeussern
ist in rotem Ziegel-
bau mit weissen Fu-

gen unter sparsamer
Verwendung von
weissem Sandstein
für die Architektur-
teile erfolgt. Das
Dach ist mit Schiefer
in deutscher Art ein-
gedeckt.

Die Baukosten
beliefen sich ein-
schliesslich der Grün-
dung, die 10000 M.
erforderte, auf rund
150000 M.
 
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