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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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2. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0021
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2

verdunkeltem
Salon ist eine
in ihrer ganzen
Tiefe ausrei-
chend beleuch-
tete, gleich gut
zum Einneh-
men der Mahl-
zeiten wie zu
größerer Ge-
selligkeit geeig-
nete Hauptdiele
mit um eine
Stufe erhöhtem
Teil an der
großen Fenster-
wand getreten.

Eine kleine
Wendeltreppe

führt im Zimmer des Herrn zu dem auf halber Höhe gelegenen
Podest der Untergeschoßtreppe hinab und ermöglicht so die
direkte Verbindung zwischen Herrenzimmer und Vorplatz. Sie
ist durch eine schrankartige, oben und am Zugang offene Ein-
fassung abgeteilt.

Die Geschoßhöhen sind auf das zweckmäßig Notwendige
beschränkt. Sie betragen im Erdgeschoß (im Lichten) 3 m, im
Obergeschoß 2,80 m, im Unter- und im Dachgeschoß 2,50 m.
Bei sämtlichen Räumen wurde aus der geringen Höhe die
notwendige Folgerung gezogen, auch die Maße der Türen
und Fenster kleiner als sonst in Bremen üblich zu halten.
Die im Empfangszimmer zur Steigerung des Maßstabes ange-
wendete Teilung der Decke in einen höher liegenden Mittel-
teil und zwei niedrigere Seitenteile (Abb. 10) ermöglichte es
zugleich, auf der einen Seite die Wanne des darüber liegenden
Badezimmers in den Fußboden einzulassen.

Im Obergeschoß ist zwischen die gut angeordneten Schlaf-
zimmer eine kleine Teeküche eingeschoben, welche die Kinder-
pflege bequem macht. Die Terrasse vor dem großen
Schlafzimmer hat volle Morgensonne und liegt gegen
Zugluft wie gegen die Nachbarn völlig abge-
schlossen (vergl. die Gartenfront auf Tafel lö), wäh-
rend sie ganz freien Ausblick nach der Tiefe des
Gartens gewährt.

Bei der Gestaltung des Äußern sind, dem
Grundriß entsprechend, ebenfalls die Hauptzüge alter
heimischer Bauweise weiter verfolgt.

ln Bremen war von alters her trotz der schmalen
und tiefen Häuser als Kleinbürgerhaus neben dem
Giebelhaus das Traufenhaus (mit der Dachrichtung
gleichlaufend zur Straße) üblich. Nicht alle hatten
ja mehrere Stockwerke für Lagerböden mit Lasten-
aufzug von der Straße nötig, der den Giebel bedingte.

Auch die Tiefe der Häuser selbst (bei dem Haus
hinterm Schütting 8 [Abb. 3] rund 13 m, bei dem an-
dern [Abb. 4] 11,5 m) zwang nicht dazu, die Dach-
richtung senkrecht zur Straße zu wählen, die bei
gleicher Neigung mehr Dachfläche ergibt, also auch
teurer ist. Die sehr hohen und nicht allzu steilen
Traufendächer überdeckten bequem die ganze Tiefe.

Hier und da mögen auch wohl bei den schon er-
wähnten späteren Umbauten alte Giebel beseitigt
worden sein, um für ein aufgesetztes, mit Zimmern
ausgebautes Obergeschoß volle Frontbreite zu ge-
winnen. So finden wir diese Häuschen mit der
Traufseite nach vorn, wie sie unsre Abbildungen
1, 2 und 7 zeigen, überall, oft zwischen die statt-
licheren Giebelhäuser eingestreut. In der Nähe der
Baumwollbörse ist sogar noch eine ganze Straßen-
flucht in dieser Art erhalten.

Dieses Kleinbürgerhaus ohne Giebel blieb bis
ins 19. Jahrhundert hinein so schlicht und orna-
mentenrein wie die hier mitgeteilten Beispiele. Erst

(8) Straße in Bremen mit den üblichen Einfamilienhäusern
aus den letzten Jahren.

(6) Altes Haus in Bremen.

die jüngste Vergangenheit hat auch diese einfache, natürliche
und ansprechende Form beiseite geschoben, um ihre »Archi-
tektur« anbringen zu können. Lange hat dann das Giebel-
haus als einzige, nachahmenswürdige Form gegolten. Was
in den letzten Jahrzehnten aus den stillen Straßen der freund-

(7) Alte Wohnhäuser in Bremen.
 
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