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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0031
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 3

Landständische Bank in Dresden.

Architekten: Lossow & Viehweger in Dresden.

schweifte — sehen wir geradeaus einen Gang entlang, von dessen Ende
aus eine fliesenglitzernde Brunnenanlage, ein dunkel glasiertes Medusen-
haupt lockten: es ist der Weg des Publikums zu der Gruppe der 7 (nach
völligem Ausbau 9) Verhandlungssäie. Eine geräumige Dielenanlage mit
interessanten Durchblicken leitet uns empor. Zu unterst schließt sich ein
Erfrischungsraum an, eine sehr notwendige, zeitgemäße Einrichtung zu
Gunsten aller, die geschäftlich oder ehrenamtlich im Hause zu tun haben
und unter Umständen stundenlang warten müssen. Selbstverständlich
ohne Alkohol!

Nach oben steigend schließen sich an jeden der Podeste — also
auch in den halben Höhen des vorderen Baues — die Gruppen der Ver-
handlungssäle an. Um auf dem ansteigenden Gelände nicht zu teuer zu
bauen, mußten die hinteren Teile des Gebäudes um eine halbe Geschoß-
höhe gehoben werden. In der Dielenanlage wirkt das
außerordentlich günstig. Denn einmal empfindet man
durch die öfteren Unterbrechungen die Höhen der Ge-
schosse gar nicht, dann verteilt sich auch
das Publikum von selbst und findet sich
vor dem richtigen Saale ein. Die Grund-
rißskizze zeigt, wie die Zuhörer und die
Pressevertreter von den Dielen D durch
die Türen 1 direkt in die Verhandlungs-
säle S gelangen, wie die Zeugen und Sach-
verständigen in die Vorräume V kommen,
von da nach Abgabe ihrer Zettel weiter
in den Zeugenraum Z geführt werden. Da
sich hier Aborte für Männer und Frauen anschließen
und ihr Weg in den Saal (Türen 2) nur durch den
abgeschlossenen Vorraum führt, kommen sie mit
Unbefugten vor Schluß der Verhandlung nicht zu-
sammen. An dem Vorraum liegt auch eine Weg-
steckzelle W für den Angeklagten, der also auch,
ohne mit irgend jemand Zusammenkommen zu können, auf die Anklage-
bank geführt wird. Neben jener Zelle liegt ein Aufzug, der im Unter-
geschosse durch Korridore mit den Gefängnissen in Verbindung steht.
Diese Gänge sind nur für die Vorführung der Angeklagten bestimmt. So
ist jede Berührung mit diesen ausgeschlossen; dies bedeutet gegenüber dem
bisherigen öffentlichen Wege eine menschliche Schonung für den Un-
schuldigen und anderseits bietet es Schutz gegen Verständigungs- und
Fluchtversuche bei den Schuldigen. Deshalb sollte man mit etwa dazu
nötigem Dienstpersonal nicht sparen, muß man sich doch überhaupt an
den Gedanken gewöhnen, daß naturgemäß der geräumige neue Bau mehr
Personal verlangt als der alte unzureichende. Die Gerichtsbeamten und
die Schöffen betreten den Saal von der entgegengesetzten Seite (Türen 3),
durch das zum Beraten zu benutzende Zimmer B. Denn schon im Eingangs-
korridor haben sich deren Wege abgetrennt. Südlich, und für das Publikum
absichtlich weniger auffällig, liegt die Treppe, welche zu den Räumen der
Beamtenschaft der Strafkammern führt. Hier hat das große Publikum nichts
zu suchen, ungestört wickelt sich der innere Verkehr ab. Die nach außen
liegenden hellen und freundlichen Zimmer wechseln in Größe und Ausstattung

Landständische Bank in Dresden. Architekten : Lossow & Viehweger

Haupteingang an der Pfarrgasse. in Dresden.

je nach ihrer Bestimmung ab. Weiterhin liegt an dem Haupteingange das
große Zimmer der Rechtsanwälte mit Arbeitsplätzen, Telephonen, Garde-
roben. Auf der erwähnten Treppe erreichen wir zunächst die Gruppe von
Räumen, welche dem Gerichtspräsidenten zur Verfügung gestellt wurde:
an einer Galerie, welche einen packenden Blick in die Eingangshalle
herab tun läßt, liegt das Präsidialsitzungszimmer, dann folgt ein zwar
indirekt, aber hell beleuchteter Vorraum; an ihm liegen die Präsidialkanzlei

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