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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0034
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 3

Villa des Herrn Ad. P. Böhm in Dresden.

Architekt: Ernst Haiger in München. (Tafel 24.)

Architekt: Baurat Ernst Kühn in Dresden.

Villa in Dresden, Bergstraße 68.

Villa des Herrn Ad. P. Böhm
in Dresden.

Architekt: Ernst Haiger
in München.

Die Landständische
Bank (Architekten Lossow
tkViehweger) liegt mit der
geschlossenen Hauptfront
an der breiten Friedrichs-
allee (S. 21). Der Haupt-
eingang an der Pfarrgasse
führt durch eine ovale
Vorhalle zum großen
Kassensaal, der ein-
schließlich der Tresor-
einbauten das ganze
Erdgeschoß einnimmt.
Davon völlig getrennt
ist die Treppe nebst
Aufzug zu den Oberge-
schossen durch den Nebeneingang an der Schulgasse (Tafel 20) zugänglich. Die
Baukosten betragen einschließlich des Mobiliars für die Bankräume im Erd- und
Untergeschoß, sowie für einen Sitzungssaal im 1. Obergeschoß rd. 570000 Mk.

Die Städtische Sparkasse ist von Stadtbaurat Hans Erlwein (Mit-
arbeiter Stadtbaumeister Edmund Hennig) erbaut. Sie enthält im Erd-
geschoß und 1. Obergeschoß die Räume der Grundrenten- und Hypothen-
anstalt und der Sparkasse. Das 2. Obergeschoß enthält das Rechnungsamt und
die Diensträume der städtischen Straßenbahn. Das Erdgeschoß der an der
Schulgasse gelegenen Front (vergl.S. 21 oben rechts und Tafel 20) ist am stark
betonten Haupteingang und zwischen den Fenstern mit Bildhauerarbeiten
von Prof. Ernst Hottenroth, sowie durch die vergoldeten Gitterkörbe vor den
Fenstern reich geschmückt. Darüber sind die beiden Obergeschosse in vor-
nehmer Einfachheit durch ein straffes Pfeilersystem zusammengefaßt, das
oben wieder durch reichen Kartuschenschmuck verbunden und durch das
kräftig ausladende, die Fenster des Dachgeschosses in 5 Halbkreisbogen über-
wölbende Hauptgesims wirkungsvoll abgeschlossen ist. In der Front an
der Pfarrgasse liegen die Sitzungszimmer, die Bureaus und Zimmer der
Direktoren. Die Einrichtung des Hauptsitzungszimmers im 2. Stock ist von
der vorjährigen Dresdener Kunstgewerbeausstellung bekannt. Der beide
Fronten verbindende Mittelbau enthält das Haupttreppenhaus und geräumige
Warteräume für das Publikum, die von den zwischen den drei Gebäuden
liegenden Lichthöfen aus erhellt sind. Bemerkenswert ist die zweckent-
sprechende, in wohltuender Gemessenheit künstlerisch durchgeführte innere
Einrichtung, bei der in den Zimmern auf geschickten Einbau und wohn-
liche Gruppierung des Mobiliars besonderer Wert gelegt ist, und die kon-
struktionsgemäße Verzierungsweise der in Eisenbeton ausgeführten Decken.

Das von den Bauräten Schilling & Gräbner entworfene Gebäude der
Kgl. Superintendentur dient zweierlei Zwecken. Der Flügel an
der Schulgasse und der größte Teil der Hauptfront an der Kreuzkirche
war im Erdgeschoß für die verschiedenen Bureaus, im 1. Stockwerk
für die Wohnung des Superintendenten bestimmt. Die Verwertung der
Obergeschosse ergab sich erst später: jetzt ist im 2. Stockwerk das
Standesamt untergebracht und im 3. sind Wohnungen für Unterbeamte
der Kirchengemeinde eingerichtet. Der übrige Teil des Gebäudes sollte
Gemeindezwecken dienen, vor allem einen Saal mit etwa 400 Plätzen ent-
halten. Dieser hat die Höhe von 2 Stockwerken (Erd- und 1. Obergeschoß);
darüber liegen noch ein größerer und ein kleinerer Saal mit den nötigen
Nebenräumen. Der Hauptsaal hat eine schwere Holzdecke erhalten, die
im Prinzip einer alten gotischen profilierten Balkendecke entspricht, dazu
sind die Wände unter den Emporen ganz mit Holz verkleidet. Die Nische,
welche bei Gottesdiensten den Altar aufnehmen soll (der Raum wird auch
für weltliche Zwecke benutzt), baut sich flach aus der schmalen Saalwand
heraus und soll später noch eine reichere Malerei erhalten. Da durch die
Emporeneinbauten der Durchblick von unten nach der Decke eine bedeutende
Verschmälerung erfahren hat, versuchte man eine künstlerischere Wirkung
dieses Ausschnittes dadurch zu erzielen, daß man die elektrischen Beleuch-
tungskörper auf den Brüstungen so anordnete, daß sämtliche Lampen in
einer wagrechten Linie stehen, also gleichlaufend mit der Brüstungsober-
kante, und dadurch den Saalausschnitt höher erscheinen lassen. Die
Säle sind auch im Äußeren dieses Bauteils stark und eigenartig zum Aus-
druck gebracht (vergl. die Hauptansicht Tafel 21).

Die Gesamtwirkung der ganzen Baugruppe wird wesentlich unterstützt
durch das prachtvolle Steinmaterial: Postaer und Schlesischer Sandstein
an der Landständischen Bank, harter Elbsandstein (aus Posta und Teicha)
an der Sparkasse und Schönaer Sandstein am Superintendenturgebäude.

Kgl. Kunstgewerbeschule und Kunstgewerbemuseum.

Für die vielgliedrige Baugruppe, die auf einem rings von Straßen
begrenzten Bauplatz von 15500 qm 7100 qm bebaute Fläche einnimmt,
wurde der Entwurf des Grundrisses und die bautechnische Ausführung
des Ganzen, sowie die künstlerische Durchbildung der Innenräume durch
die vom Kgl. Finanzministerium bestellte Bauleitung unter Oberleitung des
Oberbaurates K. Schmidt ausgeführt, während die Aufrißgestaltung und
die innere Ausbildung der Museums- und Haupttreppenbauten auf Grund
eines voraufgegangenen Wettbewerbs den Architekten Lossow &Viehweger
übertragen war. An das von Osten nach Westen gerichtete, 100 m lange
fünfstöckige Hauptgebäude schließt sich nach Osten als selbständiger

Flügelbau die Vorschule, nach Westen die
Schülerinnenabteilung und Bibliothek an.
Nach Süden ist das Lehrgebäude für den
plastischen Unterricht und der Abendschule,
nach Norden sind die meist eingeschossigen
Bauten des Kunstgewerbemuseums vorge-
lagert. Der so erzielte stufenweise Aufbau
der Gebäudegruppen wirkt besonders durch
die Mannigfaltigkeit in der Durchbildung der
Dachkörper. Die Formen des Äußern knüpfen
besonders bei dem am reichsten behandel-
ten Bauteil des Museums, bei dem auch
Werkstein verwendet ist, an den alten Dres-
dener Barockstil an. Zwischen den Gebäuden
sind reizvolle Höfe und Schmuckgärten mit
Kreuzgang und Arkaden angelegt, in denen
alte Bauteile und Bildwerke wirkungsvoll
aufgestellt sind. In den Hauptbau ist der
Festsaal des abgebrochenen Brühlschen
Palais mit dem großen Deckengemälde von
Louis Sylvestre als Repräsentationsraum ein-
gebaut worden. Im Schulgebäude ist die
durchlaufende, 1 m starke Mittelmauer in
Pfeiler und Bögen aufgelöst und so Räume
für den zweckmäßigen Einbau von Schränken
für Reißbretter, Lehrmittel und Kleider ge-
wonnen. Die Baukosten betragen für 1 cbm
etwa 17,80 Mk. für das Hauptgebäude und
21,50 Mk. für das Museumsgebäude; die
Einrichtung ist auf 185 000 Mk. veranschlagt;
insgesamt waren 2203 533 Mk. bewilligt.

Das Wohnhaus des Kgl. Baurats
Ernst Kühn in Dresden,

Bergstraße 68, enthält im

Untergeschoß
räume und die
Wirtschafts-
räume der Woh-
nung, die das
hochgelegene
Erdgeschoß,

1. Stockwerk und
ausgebautes
Dach einnimmt.
Die Fassade ist
geputzt unter
sparsamer Ver-
wendung von
Sandstein. Die
Baukosten betra-
gen rd. 70000 M.

Bureau

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