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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0038
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 4

4. und 5. Brunnen in den Höfen der Heimstätte Buch.
Bildhauer: Professor August Vogel.

Architekt: Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in Berlin.

haus, in dem der Schelm seine Eulen und Meerkatzen gebacken
haben soll. Julius Wolff hat einmal einen Sang geschrieben:
»Till Eulenspiegel redivivus.« Was ihm nicht gelang, nämlich diese
Figur wieder lebendig unter uns zu machen, das wird vielleicht
Kramers herzerfrischender Brunnen zu-
wege bringen. Auch von ihm ist zu sagen,
daß er in mustergültiger Anordnung seit-
wärts vom Verkehr und in Anlehnung an
die Platzwandung aufgestellt ist (Abb. 8).

Sind diese drei Beispiele Werke von Bildhauern, die, ohne
viel rückwärts zu schauen, unbekümmert ihre eigene frische
Sprache reden, so schließt sich der Brunnen am Rathaus in
Löwenberg als Arbeit eines stilbeherrschenden Architekten, des
Professors H. Poelzig, Breslau, an die mittelalterliche Formen-
welt an, wächst gewissermaßen als ein Teil der Rathaus-
architektur aus
dieser heraus,
den stillen Reiz
des schattigen
Orts durch sein
Plätschern be-
lebend (Abb. 1).

Schöpfun-
gen voll Lieb-
reiz und Poesie
sind endlich die
beiden Brünn-
lein (Abb. 4, 5),
die Stadtbaurat
Ludwig Hoff-
mann in Berlin
für die Garten-
höfe der von
ihm erbauten
Heimstätte
Buch entworfen
hat. Modelliert
sind sie vonPro-
fessor August

Vogel. Architektonisches Stilgefühl und freie plastische Gestal-
tung verweben und verwachsen hier derart zu organischen Ein-
heiten, daß man nicht mehr sagen kann, ob man geschmückte
Architektur oder architektonisch gefaßte
Plastik vor sich hat. Und dies scheint mir
das erstrebenswerte höchste Ziel für beide
Schwesterkünste zu sein. Daß unsre has-
tige Mitwelt nicht warten kann, bis der
Zahn der Zeit den glatten Stein benagt
und ein neues Bildwerk malerisch abgestimmt hat, wissen unsere
Künstler von heutzutage und sie müssen mit diesem Geschmack
des Publikums, der am Genuß der Väterwerke und Ruinen sich
gebildet hat, wohl oder übel rechnen. Daher die Vorliebe für
grobkörniges, poröses Steinmaterial, daher auch jene eigentüm-
liche, die Formen mehr andeutende als durcharbeitende Behand-
lung des Orna-
ments, wie sie
immer ausge-
sprochener als
Eigentümlich-
keit unsrer
neuesten Bau-
kunst auftritt
und wie wir sie
auch an den bei-
den Hoffmann-
schen Brunnen
in überzeugend
und gesund
wirkenderTech-
nik wiederfin-
den. Der Ort,
an dem wir die-
selben suchen
müssen, ist mit
vollendeterMei-
sterschaft ge-
staltet und ge-
wählt. Der

c/?.

6. Detail zu obenstehendem Brunnen.

7. Detail zu obenstehendem Brunnen.

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