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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0043
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 5

Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S. Architekt: Landesbaurat Carl Rehorst in Köln.

1. Ansicht von der Torstraße.

Die Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S.

Architekt: Landesbaurat Carl Rehorst in Köln.

einem Artikel Ȇber die Anleihewirtschaft der
.Tfvljbxy Kommunen«, der kürzlich aus der »Deutschen Volks-
wirtschaftlichen Korrespondenz« in mehrere Tages-
zeitungen überging, wird als Mitursache des außerordentlichen
Geldbedarfs unsrer Städte der »Hang zu Luxusbauten« be-
zeichnet. »Es werden«, heißt es da, »palastartige Gemeinde-
schulen errichtet für Schüler, denen es nach Beendigung der
Schulzeit niemals wieder geboten wird, in ähnlichen Räumen
zu wohnen. Damit wird auf die Gesinnungs- und Charakter-
bildung kein ersprießlicher Einfluß ausgeübt.« Wie falsch eine
solche Auffassung ist, wie verderblich sie werden könnte dem
kaum Früchte zeitigenden Bestreben weiter Kreise, durch Kunst
in der Schule wieder Kunstempfinden in unsrem Volke zu
wecken, ist hier nicht der Raum nachzuweisen, sicher aber ist,
daß solcher Ausspruch der noch immer weitverbreiteten Ansicht
»Kunst ist Luxus« und »Kunst ist teuer« entspringt. Es mag
zugegeben werden, daß zuweilen und namentlich im Anfang,
als man begann, das Schulhaus nicht mehr dem »Nutzbau«,
sondern dem »Kunstbau« zuzurechnen, des Guten etwas zu

Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S. Architekt: Landesbaurat

2. Ansicht des Mädchenflügels. Carl Rehorst in Köln.

viel getan worden ist und Bauten entstanden sind, die mehr
einem italienischen Palaste als einer Volksschule gleichen.
In neuerer Zeit aber mehren sich die Schulbauten, die ihre
Schönheit darin suchen, ihren inneren Zweck klar zum Aus-
druck zu bringen, sich der heimischen Bauweise anzuschließen
und auf »Schmuck« im üblichen Sinne zu verzichten. Die
Schöpfungen Theodor Fischers zum Beispiel wird niemand als
-Palast«- und »Luxus«bauten bezeichnen können und doch sind
sie von höch-
stem künstleri-
schem Wert.

Auch die
hier veröffent-
lichteSchulehat
gar oftmals den
Vorwurf über
sich ergehen
lassen müssen,
daß sie ein »Pa-
last« sei, und
doch ist sie mit
billigen Mitteln
geschaffen. Ein
Einheitspreis
von 15,78 Mk.
für den Kubik-
meter umbau-
ten Raumes,
einschließlich
sämtlicher inne-
rer Ausstattung
und aller Ne-
benkosten(auch
Bauleitung),

dürfte dem, der heutige Baupreise kennt, nicht zu hoch er-
scheinen. Das Gebäude enthält 32 Klassenzimmer für je
48 Schüler, 1 Zeichensaal mit Nebenraum, 1 Physiksaal mit
Vorbereitungszimmer, 1 Bibliothek-, 1 Rektor-, 2 Lehrer-,
2 Sammlungszimmer, 2 Klassen für Abendschule, 1 Schüler-
brausebad mit Ankieideraum, 1 Wohnung für den Schuldiener,
sowie Aula und Turnhalle mit entsprechenden Vorräumen.
Aborte für Schüler und Lehrer getrennt — befinden sich in
zwei Gruppen, beide durch offene Loggien von den Fluren
bezw. Treppenpodesten zugänglich, in allen Geschossen. Die
Gesamtbaukosten des in den Jahren 1003 05 erbauten Schul-
hauses betrugen 411051,78 Mk. Da von dem Kostenanschläge
durch die städtischen Körperschaften ein Abstrich von etwa
30000 Mk. und dem Architekten außerdem größte Sparsamkeit
zur Pflicht gemacht worden war, mußte der Bau in allen Teilen

Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S.

3. Paneel und Heizkörperverkleidung in der Aula.

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