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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0044
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1908

A RCHI TEKTONISCHE RUNDSCHA U

Heft 5

Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S.
4. Tür der Aula.

Architekt: Landesbaurat
Carl Rehorst in Köln.

halb der Korridor nur teilweise beiderseitig mit Räumen besetzt.
Die Mehrzahl der Klassen liegt nach Westen, ein Teil, nament-
lich auch der Zeichensaal, nach Norden. Ihnen wie auch den
Fluren durch farbige Behandlung eine heitere Raumstimmung
zu geben, war das Bestreben des Architekten. Alle Klassen
wurden in verschiedenen Tönen abgestimmt, als Grundakkord
für die farbige Behandlung der Flure wurde Gelb-Blau-Rot-Weiß
gewählt: Rot ist die Farbe des Linoleums, Stumpfblau die alles
Holzwerks, ein gelber Ölfarbenanstrich deckt die Wände bis
auf etwa 1,50 m Höhe und wird mit einem zierlichen mäander-
ähnlichen Fries gegen den weißen Wandanstrich abgesetzt.
Gute Bilder schmücken die Wände von Klassen und Fluren.
Dem Treppenhaus wurde ein besonderer Schmuck verliehen,
der bei Lehrern und Kindern gleiche Freude hervorruft: in das
einfache Stabwerk der Geländer wurden in elliptische Füllungen
Szenen aus deutschen Märchen und allerlei Scherze des heimi-
schen Volkswitzes eingefügt. Diese Darstellungen sind aus
21/! mm starkem Eisenblech mit dem Meißel ausgehauen und
lustig bemalt. Ornamentale Malereien befinden sich nur über
den Klassentüren, wo, umrahmt von Blumenranken, allerlei lehr-
hafte Sprüchlein, gleichsam als Wahlsprüche für die einzelnen

Mittelschule
an der Torslraße
in Halle a. S.

mit den einfachsten Mitteln ausgeführt werden. Es konnte
auch füglich auf besondere Schmuckmittel verzichtet werden,
da das Bauwerk in der Gruppierung der Massen seine Wirkung
finden konnte. Der inmitten nüchternster Mietskasernen an
schnurgerader Straße gelegene Bauplatz forderte geradezu dazu
heraus, den Bau so aufzulösen, daß in das öde Straßenbild ein
andrer Ton kam. Durch Verlegung des Hofes vor das Gebäude,
an die Straßenkreuzung, wurde ein offener Platz geschaffen und
damit gleichzeitig erreicht, daß die Mehrzahl der Klassen dem
Lärm der verkehrsreichen Torstraße entrückt wurde.

Bei der Gestaltung des Grundrisses galt als Richtschnur,
Klassen und Fluren reichlich Licht zuzuführen. Es wurde des-

Klassen, angeschrieben stehen. Auch bei der Ausmalung der
Aula ist Ornament nur sparsam verwendet: auf die oberen
Füllungen des gelb getönten Paneels sind in schwarzer Farbe
durch den Maler Braue, der die ornamentalen Malereien des
ganzen Gebäudes ausführte, reizvoll komponierte kleine Zier-
stücke aufgemalt und die Gurtbögen sind mit an Motive der
Empirezeit anklingenden Füllungen geschmückt. —

Der Bau wurde in den Winter-
monaten 1903 begonnen und am
1.Oktober 1905 seiner Bestimmung
übergeben. An der Entwurfbearbei-
tung waren unter Leitung seines
Architekten nacheinander beteiligt
die Herren Regierungsbauführer
Drömwolf und Architekt Leinbrock,
welchen auch die örtliche Bauleitung
übertragen war, sowie vorüber-
gehend die Herren Architekten
Quambrisch, Johansen, Regierungs-
bauführer Stooß. Die Bearbeitung
der Heizungs-, Lüftungs- und Bade-
anlagen lag in den Händen des
Herrn städtischen Heizungs- und
Maschineningenieurs Kretschmer.

Bezüglich der technischen Ein-
zelheiten des Gebäudes sei erwähnt,
daß die Decken als Koenensche
Voutenplatten, die Treppen aus
Fichtelgebirgsgranitausgeführtsind.
Als Fußbodenbelag ist überall Li-
noleum auf Gipsestrich verwendet,
mit Ausnahme von Aula und
Turnhalle, von denen die erstere

Mittelschule an der Torstraße in Halle a. S. Architekt: Landesbaurat Carl Rehorst in Köln

5. Nördliches Treppenhaus.

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