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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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6. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0058
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 6

Irrenanstalt in Buch. — Kleines Pförtnerhaus.

sicht auf die Art der Kranken nur die notwendige Einrichtung in Frage kam,
trauliche Wohnlichkeit. Die Anordnung der Gebäude, der Wechsel zwischen
kleineren und größeren Bauten geben eine gute Gesamtwirkung.

Heizung, Bewässerung und Beleuchtung wird durch die Betriebs-
zentrale in Buch (vergl. Heft 7, 1907) geliefert, zu der auch Backhaus,
Wäscherei und Zentralapotheke gehören.

Die Baukosten betragen einschließlich der ausgedehnten Garten- und
Weganlagen, aber ohne Kostenanteil der Betriebszentrale, 10 Millionen
Mark, das Inventar kostet 800000 Mark; d. i. für 1 Bett 5500 Mark Bau-
kosten und 440 Mark Inventarkosten.

V V V

Die Entwurfsbearbeitung wie die Bauausführung beider Anlagen er-
folgte unter der persönlichen Leitung des Stadtbaurats Ludwig Hoffmann,
unter Mitwirkung einer größeren Anzahl von Sachverständigen, die hier
einzeln aufzuführen nicht möglich ist.

Die Entwurfsbearbeitung für das Rudolf Virchow-Krankenhaus geschah
durch die Architekten Meynig und Hirsch, vorübergehend durch die Stadt-
baumeister Schneegans und Stiehl und seit 1899 durch Stadtbaumeister
Jautschus, unter Mitwirkung der Architekten Häberer, Hennings und Pickers-
gill, Römert, Rohmeyer, Fischer, Gerecke, Frobeen und Buchholz. Die
Bauausführung lag dem Stadtbauinspektor Tietze ob, dem Garnisonbau-
inspektor a. D. Thierbach und Stadtbaumeister Wille beigegeben waren.

An der Entwurfsbearbeitung für die Heilstätte in Buch waren beteiligt:
Stadtbauinspektor Herold, die Architekten Hennings und Frobeen. Die
Bauausführung erfolgte durch Stadtbauinspektor Knopf, die Bauleitung
durch Garnisonbauinspektor a. D. Seemann, die Regierungsbaumeister
Krielke, Schultz, Kleemann, Figge und Hellwig.

An der Zentralstelle stand dem Stadtbaurat in technischer Beziehung
Magistratsbaurat Matzdorf zur Seite.

Die Bildhauerarbeiten schufen die Bildhauer Prof. Ignatius Taschner,
Ernst Westpfahl und Prof. Georg Wrba.

Die Heiz- und maschinentechnischen Anlagen beider Anstalten leitete
der städtische Heizingenieur Caspar, die elektrotechnischen Anlagen der
Stadtelektriker Prof. Dr. Kallmann.

von Beleuchtungskörpern, aber auch von Lichtgruppen und -linien
ohne solche in jeder beliebigen Art ermöglicht und dadurch das
Licht selbst, das bisher nur als Mittel zur Hervorhebung und
Steigerung der Wirkung diente, neuerdings zu einem selb-
ständigen Hauptteile der künstlerisch-dekorativen Raumaus-
stattung und Stimmungswirkung geworden.

Dieser epochemachende Umschwung bedingt natürlich auch
eine ganz andre, eingehendere und vielseitigere Beachtung und
Wertung der Lichtmittel und -Wirkungen seitens des entwerfen-
den Architekten.

Bisher beschränkte sich die Mitwirkung des Architekten
in der Beleuchtungsfrage, auch bei größeren und bedeutenderen
Aufgaben, auf die Festsetzung der für die gewählte Beleuchtungsart
(Gas oder elektrisches Licht) erforderlichen Anzahl von Lampen,
deren Verteilung und die Auswahl, oder auch wohl einmal den
Entwurf der Beleuchtungskörper. Bei dem Vorherrschen der
großen Lichtkronen und der ganz untergeordneten Bedeutung
verteilter Einzelbeleuchtungen war die Frage der Verteilung und
damit die der Beleuchtungswirkung auf die Raumausstattung
sehr einfach. Die übereinstimmende Abhängigkeit der Beleuch-
tungskörper wie der gesamten Ausstattung von den überlieferen
Stilformen und der reiche Vorrat entsprechender stilgerechter
Muster machten die Auswahl der Lichtträger — wo nicht ganz
besondere Wünsche in Frage kamen — nach vorhandenen Mo-
dellen sehr leicht.

Jetzt ist das Licht selbst in die Reihe der Kunstformen
getreten: Es wird selbst als solches, nicht nur mit Hilfe des Licht-
trägers, ganz ebenso wie eine Schnitzerei, ein Farbenfleck u. s. w.
in die dekorative Gesamtwirkung hinein komponiert. Es wirkt selbst als
Verzierung, als Schmuckstück, als schmückender Teil der Ausstattung, wo
man früher besondere plastische oder gemalte Verzierungen, Vergoldung
und Mosaik anbrachte. Aber es wirkt anders als diese, nicht nur durch sich
selbst und im Zusammenklang mit jenen: in die Wand- und Deckengebilde
eingefügt, beherrscht und verändert es die Wirkung der nun von verteiltem
| Licht, von rückwärts, von der Seite u.s.w. erhellten Gliederungen und Zier-
j formen in ganz andrer Weise, als früher das von vorn auffallende Licht
J der in der Mitte des Raumes hängenden Kronen.

So ergeben sich für die Formen und Abmessungen der Gliederungen,
für die Wahl der Verzierungen und ihres Reliefs, ja für die Wahl der
wandbekleidenden Stoffe u. s. w. ganz neue Gesichtspunkte aus der ver-
schiedenartigen Verteilung und Anbringung des Lichtes, die der Architekt,
der eine künstlerisch vollendete Gesamtwirkung erzielen will, nicht außer
Acht lassen darf.

In allen Fähen also, wo das Licht in der geschilderten Weise Ver-
wendung finden soll, muß seine Verteilung und Anbringung zugleich mit
der übrigen Raumausstattung bis in alle Einzelheiten erwogen und fest-
gelegt werden. Ja es sollte der ganze Entwurf unter Berücksichtigung der
Beleuchtungsanlage durchgearbeitet und detailliert werden. Die nachträg-
liche Hinzufügung einer solchen Beleuchtung oder eine willkürliche Ver-
änderung derselben muß notwendigerweise die Wirkung der Raumaus-
stattung im ganzen wie im einzelnen erheblich verändern und wird in den
meisten Fällen das sorgsam Abgewogene stören, die Feinheiten der
Wirkung vernichten.

So erwächst dem Architekten aus der rastlosen Entwicklung der Be-
leuchtungstechnik nicht nur die Notwendigkeit, sich mit den abweichenden
Eigenschaften der zahlreichen neuen Lichtsorten, namentlich der vielen
elektrischen Lampenarien, vertraut zu machen und ihre Leuchtkraft, Lichtfarbe
und Anpassungsfähigkeit an seine künstlerischen Zwecke zu prüfen, sondern
auch die neue, umfangreiche und anziehende Aufgabe, eingehend die überaus
mannigfachen abweichenden Beleuchtungswirkungen zu studieren und
beim Entwerfen sich vor Augen zu hallen, die sich aus den von den früher
üblichen abweichenden Anbringungsweisen der Lichtquellen ergeben, tz.

o...-. — ■ ... = = —— o

Berichtigung. Herr Stadtbaurat
Ludwig Hoffmann macht uns darauf
aufmerksam, daß die in Heft 4 be-
sprochenen beiden Brunnen in den Höfen
der Heimstätte Buch von Herrn Bildhauer
Prof. A. Vogel nicht nur. modelliert, son-
dern auch entworfen worden sind,
o ■ ■ - - ■ ■ o

Künstlerische Lichtwirkungen.

Immer höher steigern sich unsre An-
sprüche an jede Art von Beleuchtung und
immer Vollkommeneres und Eigenartigeres
wird den durch Lichtfülle und -stärke in
wenigen Jahren so unglaublich verwöhnten
Augen geboten. Und mit immer neuen
reizvollen Erfindungen und Anordnungen
dient die moderne Beleuchtungsindustrie
den verschiedenartigsten Bedürfnissen und
Zwecken, von den intimen Lichtwirkungen
in den Wohnräumen und der kunstvoll ab-
geblendeten Beleuchtung für Zeichen- und
Lesesäle bis zur glanzvoll strahlenden Fest-
beleuchtung und den buntschillernden
Flammenzeichen der Reklame.

Längst schon besitzen wir »hängende«
(nach unten brennende) Gasflammen und
einwandfrei wirkende Selbstzünder und das
elektrische Glühlicht gewährt nahezu unbe-
grenzte Freiheit in der Anbringung und Ver-
teilung, wie in der schmückenden Umhül-
lung der Lampen. So ist die Ausbildung

Irrenanstalt in Buch. — Vorbau der Kapelle.

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