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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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11. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0100
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 11

Arbeiterwohnhaus Junghans
in Schramberg.

(Perspektive auf Tafel 87.)

Beratungsstelle für das Baugewerbe. (Regierungsbaumeister Schuster unter Oberleitung
des Vorstandes Direktor P. Schmohl in Stuttgart.)

Das Lesezimmer enthält eine ländliche Musterbibliothek. Eine
zweite offene Vorhalle führt zu den Baderäumen (Einzelbadezelle,
Dusche und Auskleideraum) und zum Treppenhaus, das im Turm
liegt. Im Obergeschoß ist eine Küche für die Wanderkochschule
des Schwäbischen Frauenvereins eingerichtet. Ein größerer Raum
dient für das gesellige Zusammensein der jungen Mädchen, ein
andrer als Krankenzimmer. Für eine Krankenschwester ist eine
kleine Wohnung, Stube und Schlafraum, vorhanden. Schließlich ist
ein Raum als Dorfmuseum zur Aufnahme dörflicher Altertümer
und Raritäten, von Trachten, Naturalien und Erzeugnissen länd-
lichen Kunstfleißes bestimmt. So ist eine zweckmäßige Ver-
einigung der gemeinnützigen Einrichtungen geschaffen, die für
das Gemeinleben von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.

Auch hier galt es natürlich mit möglichst geringen Mitteln
im Äußern und Innern eine gute Lösung zu erreichen. Das
Äußere ist mit einfachem Verputz mit eingeschnittenen Orna-
menten hergestellt, nur an den Eingängen ist Werkstein und
für die inneren Wände Fliesenverkleidung gewählt.

Eine zweite Gruppe wird von der Kegelstube einer Garten-
kegelbahn (entworfen von Hummel & Förstner und ausgeführt
vom Baugeschäft P. Barth & Söhne), einem verputzten Fach-
werkbau mit launiger Ausschmückung und guter Wirkung, von
dem Sommerhaus der Architekten Stahl & Bossert und dem
Weinhaus (Architekten Prof. Schmohl & Stähelin) gebildet.

Das Sommerhaus (S.91) ist ein Holzbau, z. T. mit Back-

steinen, z. T. mit Schindeln verkleidet und mit hol-
ländischen Pfannenziegeln gedeckt. Die ganze
Breite der Vorderfront nimmt eine Veranda mit
Backsteinbrüstung ein, auf deren etwas zu zierlich
erscheinenden weißen Säulchen der massige Giebel
lastet. Weiße Fensterumrahmungen, Schablonen-
malerei und Blumenschmuck, sowie das leuchtende
Gelb der Rückwand der Veranda stehen in wohl-
tuendem Gegensatz zu der dunkeln Farbe der
Schindeln und des Daches. Das Erdgeschoß ent-
hält einen großen Wohnraum, zugänglich durch
einen kleinen Vorplatz, an dem Garderobe und Abort
liegen. Vom Vorplatz führt eine weitere Tür zum
Treppenhaus und zu der von diesem aus zugäng-
lichen Küche. Im Obergeschoß liegen drei Schlaf-
zimmer, Bad und Mädchenzimmer. Entspricht die
Anordnung der Räume vielleicht nicht allen An-
forderungen der Zweckmäßigkeit, so ist deren
Wirkung und die dekorative wie technische Aus-
führung der Einrichtung unbedingt anzuerkennen.

Das Weinhaus (Tafel 87) reicht mit einer
offenen Terrasse bis an den Teich heran. Es ist in
seiner Anlage als Haus für eine Familie am flachen
Ufer eines Sees gedacht. Eine kleine bedeckte Vor-
halle führt zu der einfach gehaltenen Diele, an die
sich ein geräumiges Wohnzimmer und ein großes,
zugleich als Gesellschaftsraum dienendes Speise-
zimmer mit vorgelegter offener Halle anschließen.
Beide Räume dienen jetzt zum Wirtschaftsbetrieb.
Mit Rücksicht auf diesen ist die Raumverteilung
des Obergeschosses für den Landhausgebrauch nicht
durchgeführt, die nach vorn ein großes, nach rück-
wärts zwei kleinere Schlafzimmer und zwischen
beiden Dienstbotenkammer und Bad ergeben würde.

Das Äußere zeigt zwei bemerkenswerte Aus-
führungsweisen. Das Mauerwerk ist in Anlehnung
an eine alte Bauweise der Barockzeit, die sich z. B. an Pförtner-
und Gartenhäusern der Königlichen Anlagen in Ludwigsburg
findet, aus unregelmäßigen Steinbrocken hergestellt, wodurch
nicht nur eine billigere, dabei wirkungsvolle und dem Gesamt-
maßstab an-

gepaßte Aus-
führung, son-
dern auch
für den bis-
her ziemlich
wertlosen
Abfall der
Steinbrüche
eine willkom-
mene Ver-
wendungge-
wonnen wird. Die breiten Öffnungen
der Fenster und der Vorhallen sind mit
geraden Stürzen in Eisenbeton über-
deckt. —

Die Vor-
halle ist
unten mit
licht-
blauen
Wand-
plättchen
verklei-
det, der
obere Teil
der Wän-
de grün-
gelb und
schwarz
bemalt. —

Die Diele

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Grundrisse des
Gemeindehauses.

Architekten: Klatte & Weigle
in Stuttgart.

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