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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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12. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0112
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 12

Rubjärg ist der obereTeil eines Steines
als kleines, frei darüber hinausstehen-
des Kreuz herausgehauen, vielleicht
eher ein Architekturteil als ein Grab-
stein (Abb.34). Im übrigen muß wohl
J. B. Löffler, dessen Werke über die
dänischen Grabsteine des Mittelalters
wir hier folgen*) mit der Bemerkung
recht haben, daß man die Kreuze, da sie
ja aus Stein nicht herzustellen waren,
aus Holz gemacht hat. Lineare Zeich-
nungen auf Grabsteinen zeigen uns
sogar die Fugen der sich kreuzenden
Balken (vgl. Abb. 10); es hat also der
Steinhauer ein Holzkreuz im Auge
gehabt. Zu allen Zeiten, und überall,
werden die meisten Kreuze aus Holz
gemacht worden sein. Bei einer Quelle
zu Randrup in Jütland hat noch vor
hundert Jahren ein hölzernes Kreuz
gestanden.

Unsicher bleibt, ob man Kreuze
auf Gräber des Friedhofes zu setzen
gewöhnt gewesen ist, oder es auch
nur je getan hat. Sicher geschah es
nicht in dem Übermaße wie heute.

Inschriften zu tragen ist die Form fast ganz ungeeignet. Doch
sehen wir, von Löffler aufmerksam gemacht, auf einigen Stadt-
ansichten, z. B. der von Segeberg (Herzogtum Holstein) am Ende
des 16. Jahrhunderts, einige Gräber des Friedhofs mit Kreuzen
bezeichnet, was kaum eine zeichnerische Abbreviatur sein kann.

Daß dieserlei Holzkreuze längst spurlos untergegangen
sind, ist natürlich. Bestimmt wissen wir, daß im Mittelalter
Holz überall auch für Bildstöcke, Denkmäler aller Art und Grab-
mäler gebraucht worden ist, und es sind auch Beispiele er-
halten. So ist denn Löfflers Schluß nicht zu bestreiten, daß es
neben jener uralten Grabmalkunst in Stein ganz besonders auch
eine gegeben hat, die sich in Holz betätigt hat. Unersetzlicher
Verlust, daß deren Leistungen so ganz untergegangen sind.

*) J. B. Löffler, Danske Oravestene fra Middelalderen, Kopenhagen 1893.
Mit 133 Abbildungen. Davon 91 aus frühmittelalterlicher Zeit.

König Georg-Gymnasium in Dresden.
Detail aus der Aula.

Architekt: Stadtbaurat Hans
Erlwein in Dresden.

Denn das bildsame Holz zum Träger der künstlerischen Ge-
danken zu machen, und diese sich in dem vertrauten Stoffe ent-
falten zu lassen, lag dem germanischen Sinne unendlich näher.
Was mögen doch die, die dem ungefügen Stein so viel ab-
gerungen, hierin geleistet haben!

Das König Georg-Gymnasium in Dresden.

Architekt: Stadtbaurat Hans Erlwein.

Im Gegensatz zu der in Heft 5, S. 38 beschriebenen 27. Bezirksschule
an der Haydnstraße hat der dritte große städtische Bau in der Strießen-
Blasewitzer Vorstadt, das am Fiedlerplatz erbaute und im Oktober 1907 be-
zogene König Georg-Gymnasium als höhere Lehranstalt eine reiche
künstlerische Ausbildung erfahren. Das umfangreiche Gebäude enthält im
Keller die Räume für die Niederdruckdampfheizung, für Handfertigkeits-
unterricht und drei Schülerlaboratorien; im Erdgeschoß die Wohnung
des Schuldieners, den Physiklehrsaal mit vier und den Chemielehrsaal mit

König Georg-Gymnasium in Dresden.
Gesamtansicht.

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Architekt: Stadtbaurat Hans
Erlwein in Dresden.
 
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