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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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12. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0113
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 12

König Georg-Gymnasium in Dresden. Architekt: Stadtbaurat Hans

Detail vom Haupteingang. Erlwein in Dresden.

zwei Nebenräumen, die Schülerbibliothek und sechs Klassen; im 1. Ober-
geschoß das Rektorzimmer mit Wartezimmer, Lehrerzimmer und Lehrer-
sprechzimmer, Sitzungszimmer, Lehrerbibliothek, Zimmer für den Sekretär,
den Lehrsaal für Naturkunde mit zwei Nebenräumen und neun Klassen;
im 2. Obergeschoß die Aula mit Vorzimmer, einen Zeichensaal mit
Vorlagenraum und acht Klassen und im 3. Obergeschoß den Singsaal,
einen Zeichensaal mit Nebenraum und je eine Wohnung für Sekretär und
Heizer. Im Flügel liegt im 2. und 3. Obergeschoß die Wohnung des
Rektors. Die freie Lage auf einem Eckbauplatz läßt den imposanten Auf-
bau auf |_förmigem Grundriß mit dem kräftig betonten, in Sandstein

ausgeführten Mittelbau und der ansprechenden, an alte Dresdener Bau-
weise anklingenden Dachlösung voll zur Geltung kommen. Der Hof
bietet mit dem Turnhallengebäude, das zwei Turnhallen und Nebenräume
enthält (vergl. S. 104), ein geschlossenes Bild. Der schmale Vorgarten an
den Straßenseiten ist durch eine malerisch behandelte Einfriedigung aus
gemauerten Pfeilern und schmiedeisernen Gittern (S. 103) abgeschlossen, in
die an der Straßenkreuzung ein kleiner Brunnen mit einem Satyr eingefügt ist.

Der Mittelbau enthält im Erdgeschoß den Haupteingang, rechts davon
die Schulbibliothek und links die Wohnung des Hausmanns, im 1. Stock
Rektor-, Lehrer- und Konferenzzimmer und darüber die Aula. Demgemäß
>st hier auch am Äußeren reicher Schmuck angebracht, während die übrige Fas-

sade ganz schlicht
als Putzbau be-
handelt ist.

Der Haupt-
eingang ist durch
einen breiten Bal-
konvorbau über-
dacht, der von vier
kräftigen Pfeilern
getragen wird
(S. 103). Ihre An-
sichtsflächen sind
von Professor Karl
Groß mit reichem
Bildwerk in zar-
tem Relief über-
zogen, dessen von
modernem Orna-
ment umrahmte
Figuren Altertum,

Mittelalter, neuere
und neueste Zeit
darstellen. Die
Konsole über der
Eingangstür ist mit
dem Reliefbild des
Königs Georg ge-
schmückt.

Im Innern
macht die wohl-
abgestimmte Far-
bengebung (nach König Georg-Gymnasium in Dresden. Architekt: Stadtbaurat Hans
Angaben des Ma- Eingang zur Rektorwohnung. Erlwein in Dresden.

lers Paul Rößler)

einen warmen und zugleich vornehmen Eindruck. Geradeaus fällt ( der
Blick des Eintretenden auf einen reizvollen Wandbrunnen, der in
den von der dreiläufigen Treppe umschlossenen Lichtraum eingebaut
ist. Das ganze Treppenhaus ist in Eisenbeton hergestellt, der ohne
Verputz in seinem natürlichen Grau und — gestockt — in natürlichem
Korn sich gut aus der farbigen Umrahmung der Wände heraushebt.
Demgemäß sind auch die Decken der Vorhallen mit gestampftem Beton-
ornament geschmückt, das durch maßvolle Vergoldung gehoben ist. Die
Modelle dazu sind für das Erdgeschoß von Karl Groß, für das erste Stock-
werk von Ernst Hottenroth ausgeführt. Geschickt sind in die moderne
Dekoration Anklänge an antike Kunst verwoben und Reiz und Wirkung
allmählich bis zu dem strengen Bilde der Pallas Athene gesteigert, mit dem
Rößler die oberste Decke vor dem Eingang zur Aula geschmückt hat, und
bis zur Aula selbst, die in kräftiger Farbenstimmung, mit dem ruhigen
Goldbraun der Stoffbespannung an den Wänden, dem tiefen Holzton, dem
rotbraunen Fußboden, langen roten Tuchvorhängen an den buntverglasten
Fenstern und den sparsam angewandten, hell aus der dunkleren Fläche
herausleuchtenden Ornamenten (S. 102) einen weihevollen Eindruck macht.
Die in drei Felder geteilte, kräftig blaugrüne und reich ornamentierte Stuck-
decke wird aus Mitteln der Güntz-Stiftung noch mit drei großen Gemälden
von Prof. Otto Gußmann geschmückt.

Eine wohltuende, behaglich-ernste Farbenstimmung herrscht auch in
sämtlichen Klassen und Fluren, wie in den großen Vortragsälen für Physik
und Chemie, deren Einrichtung natürlich nach den neuesten Erfahrungen
äußerst zweckmäßig, aber überall erfreulich einfach gehalten ist. Durch
farbigen Schmuck der Deckenkonstruktion ist auch den beiden Turnhallen
ein besonderer Reiz verliehen (S. 104).

So ist der ganze Bau eine stimmungsvolle Kunstleistung, ein
Schulhaus, in dem zu lehren und zu lernen eine Freude sein muß und
dessen Eindrücke auf die Geschmacksbildung der Schüler von nachhal-
tigem Einfluß sein
werden.

König Georg-Gymnasium in Dresden. Architekt: Stadtbaurat Hans
Ecke der Vorgarteneinfassung. Erlwein in Dresden.
 
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