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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0220
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Architektonische Rundschau

2. Beilage zu Heft 1. 1908

Alleinige Inseratenannalime bei Rudolf Mosse, Aiinoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
: 1 1 ■ _ Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich ::

Insertionspreis 25 Pf. für die
□ viergespaltene Petitzeile □

Garderobenische. Architekt: Ludwig Paffendorf in Köln.

Von der Kölner Kunstausstellung.

(Schluß.)

Der zwischen Niemeyers und Bruno Pauls Speisezimmer
liegende Raum beherbergt Luxus- und Gebrauchsgegen-
stände aus Metall, Leder, Porzellan, Holz und Papier von der
WienerWerkstätte. Man kann sich kaum einen größeren Gegen-
satz denken, als den zwischen diesen Arbeiten und den genannten
benachbarten Zimmereinrichtungen. Die gesuchte Einfachheit
dieser Gegenstände und ihrer Verzierungen ist allerdings meist
mit subtilster Arbeit verbunden, aber man braucht nicht zu be-
dauern, wenn diese Luxusmode der ausgesprochensten mit frem-
den Einflüssen aller Art durchsetzten Wiener Richtung in den
an guter mittelalterlicher Überlieferung reichen Rheinlanden keine
warme Aufnahme findet. Eine Bereicherung unsrer deutschen
Kunst vermögen wir darin nicht zu erblicken. Zudem er-
scheinen die Preise, auch wenn man die Ausführung in Be-
tracht zieht, so außergewöhnlich hoch, daß nur wenige sich
den Luxus ihres Erwerbs leisten dürften. Die Behandlung
von Bronze und Eisen namentlich läßt immer wieder die Frage
aufkommen, ob ihre Wirkung denn tatsächlich dem Aufwand
an Zeit und Geld entspricht und ob der gesunden Entwick-
lung unsres Kunstgewerbes mit solchen Luxusarbeiten ge-
dient ist.

Paffendorf hat drei Räume: einen Vorraum mit Garderobe,
ein kleines Empfangszimmer und ein Speisezimmer mit einem
in tiefer Nische eingebauten Aquarium ausgestellt und den von
diesen Räumen umschlossenen kleinen Hof als schmucken
Hausgarten mit Brünnchen und belaubtem Sitzplatz gestaltet.

Die polierten Kirschbaummöbel des Empfangszimmerchens
zeigen eine zielbewußte Hervorhebung der Materialschönheit
durch leichte Profilierung der Ränder und sanfte Schweifung der
Flächen, die bei polierten Arbeiten öfter angewendet werden
sollte, als jetzt geschieht. Von dem in schwarzbraungebeiztem
Eichenholz ausgeführten Mobiliar des vornehm-behaglich wir-
kenden Speisezimmers ist das anziehendste Stück das Büfett.
Ein in ganzer Breite durchgehender Oberteil für Gläser mit
Glastüren ruht in Augenhöhe auf etwas zurückspringenden
Kastenschränken, zwischen denen in hohen Nischen Figuren
recht wirkungsvoll aufgestellt sind.

Der phantasievollste Raum ist der Vorraum einer Woh-
nung mit tiefer Garderobenische, von dem wir deshalb meh-
rere Abbildungen geben. Der aus bronzierten Holzstäben ge-
bildete gitterartige Abschluß der Garderobe weckt Erinnerungen

an die prachtvollen brozenen Traillengitter einiger Ka-
pellen in der Marienkirche zu Lübeck, und der Wasch-
tisch mit Wandspiegel klingt in seinem Aufbau an
einen Altartisch mit Flügelaltar an. Diese Anklänge,
rheinischem Empfinden vielleicht besonders nahe-
liegend, erscheinen in Paffendorfs Verwertung keines-
wegs unangebracht; man freut sich der selbständigen
sachgemäßen künstlerischen Verarbeitung der unbe-
fangen übernommenen Motive.

Die Fliesenbekleidung der Wandflächen der Nische,
die das von zwei Sitzplätzen flankierte Aquarium ent-
hält, zeigt gute Modellierung, wirkt aber in der Farbe
schwer, was durch Einsetzen einiger grüner Fliesen-
streifen in die großen gelben Flächen leicht hätte
gemildert werden können.

In der Kunstgewerbehalle ist für uns vor allem die
zweckmäßige und ansprechende Gesamtanordnung
bemerkenswert, durch die Paffendorf mit überraschend
geringen Mitteln (5500 Mk. für 1000 qm Fläche ein-
schließlich Fußboden) einen guten Rahmen und wirk-
same Aufstellungsgelegenheit für die verschieden-
artigen kunstgewerblichen Erzeugnisse zu schaffen
verstanden hat. Die hier wiedergegebenen Bilder
lassen die Art der Durchführung und den reizvollen Eindruck
genügend erkennen. Daß einzelne Aussteller die Ratschläge
des Architekten bei der Aufstellung ihrer Erzeugnisse nicht
befolgt haben, läßt ihre Ausstellungsgruppen um so mehr
hinter den andern zurücktreten.

Auf die mannigfachen kunstgewerblichen Gegenstände ein-
zugehen, ist hier leider nicht möglich; gute und weniger gute
Arbeiten regen zu vielen lehrreichen Betrachtungen an über
kunstgewerbliche Aufgaben und die richtigen Mittel sie zu er-
reichen. Als Beispiele der recht zahlreichen vortrefflichen
Leistungen sei an die mit kleinen Emaildarstellungen geschmück-
ten kupfernen und bronzenen Ziergeräte von Winhart & Co.
und von Ehrenböck & Viertaler, beide in München, erinnert.

Auch mehrere Zimmerausstattungen sind in der Kunst-
gewerbehalle untergebracht, denen es allerdings zum Teil bei

Speisezimmer. Architekt: Ludwig Patfendorf in Köln.

Nische mit Aquarium.
 
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