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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0274
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Architektonische Rundschau

2. Beilage zu Heft7. 1908

Alleinige Inseratenannahme bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,

: Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich -

Insertionspreis 25 Pf. für die
□ viergespaltene Petitzeile □

Kaminköpfe in Winterthur, Basel Aufnahmen von F. X. Steinhart

und Zürich. in Karlsruhe.

Notizen.

Die Jahresversammlungen der Vereine der Ton-, Zement- und
Kalkindustrie, die in der zweiten Hälfte des Februar im Berliner Archi-
tektenhause abgehalten werden, vereinigen bekanntlich die Vertreter dieser
großen Bauindustriezweige zu umfangreichen, vielseitigen Verhandlungen
über die die einzelnen Verbände beschäftigenden wissenschaftlichen, prak-
tischen und wirtschaftlichen Fragen. Ein innigerer Zusammenschluß zu
gemeinsamer Arbeit und gegenseitiger Unterstützung, sowie zu wirksamer
Gesamtvertretung nach außen ist im letzten Jahre durch die Bildung eines
Ausschusses geschaffen worden, dem unter Vorsitz des Hauptvereins, des
Deutschen Vereins für Ton-, Zement- und
Kalkindustrie, der Verein Deutscher Portland-
zementfabrikanten , der Verband Deutscher
Tonindustrieller, der Verein Deutscher Fab-
riken feuerfester Produkte, der Verein Deut-
scher Verblendstein- und Terrakottenfabri-
kanten, die Sektion der Dachziegelfabrikanten,
der Deutsche Beton-Verein, der Zement-
warenfabrikanten-Verein Deutschlands, die
Sektion Kalk, der Verein der Kalksandstein-
fabriken, der Deutsche Gipsverein und der
Verein Deutscher Firmen für Schornsteinbau
und Feuerungsanlagen angehören.

ln den zahlreichen wissenschaftlichen
und praktischen Vorträgen und Erörterungen
der Einzelvereine werden naturgemäß viele
Fragen behandelt, die auf das Gebiet der
Architektur hinübergreifen und daher be-
sonders für den bauausführenden Architekten
von Bedeutung sind. Lebhafteste und viel-
seitigste Erörterung fanden diesmal insbe-
sondere die bekannten Streitfragen im
Ziegelbau.

Zu der Frage: »Wie kann der Ver-
blenderbau mehr zur Anwendung gebracht
werden?« sprach sich Professor Dr.-Ing.

Michel, Hannover, im Verein Deutscher
Verblendstein- und Terrakottenfabrikanten
dahin aus, daß die Architekten wohl er-
warten können, daß man ihrem Verlangen
nach einem künstlerisch-schmiegsameren Ma-
terial entgegenkomme. Auch er wünschte,
daß eine Maschine oder ein Verfahren ge-
funden werde, das den Maschinenstein in
künstlerischer Wirkung dem Handstrichstein

ebenbürtig macht, ohne etwas vortäuschen zu wollen. Die keramischen
Vereine möchten sich zusammenschließen, um für die Erledigung wichtiger
künstlerischer Fragen einen künstlerischen Beirat zu gewinnen.

Im Anschluß daran erläuterte Herr Dümmler an einer großen An-
zahl ausgelegter Proben die verschiedenen Verfahren für die Erzielung
rauher und gekörnter Oberflächen.

Regierungs- und Baurat Hasak, Berlin, behandelte zunächst die viel-
erörterte Formatfrage. Die Römer haben zu ihren Bauten bekanntlich
sehr niedrige Ziegel verwendet. Die romanischen Backsteinbauten der
Mark zeigen Ziegel fast im Normalformat, 26 bis 27 zu 12,5 cm, aber 8,5
bis 9 cm hoch. Erst in gotischer Zeit kommt das große Format auf.
In der Renaissancezeit sind z. B. die schönen Danziger Bauten wieder fast
genau mit Normalsteinen ausgeführt, ganz wie die besten Leistungen der
Berliner Schule zwischen 1870 und 1890. In den Niederlanden sind früher
und werden noch heute vorwiegend viel kleinere Steine verwendet und
man staunt oft, welche Größenwirkungen an den mächtigen Türmen mittel-
alterlicher Kirchen damit erzielt sind. Wenn also auch größere oder
kleinere Abmessungen eine besondere Wirkung hervorrufen können, so
ist doch weder dem einen noch dem andern Format ein besonderes Vor-
recht zuzusprechen. Aus der Vergleichung der Handstrich-und Maschinen-
steine ergibt sich der Schluß, daß die Maschinenziegeleien auf dem richtigen
Wege sein würden, wenn sie auf ihre Weise, nicht nach der des Hand-
strichs, einen rauhen Stein herzustellen versuchten, der die schöne Farbe
der Handstrichziegel in ähnlicher Weise wirken läßt; denn die Maschinen-
steine halten infolge ihres dichteren Gefüges ihre Farbe weit besser.
Ebenso wie gegen die Maschinensteine an sich werde ja gegen die Loch-
steine der Einwand erhoben, daß sie nicht stilgerecht seien. Warum solle
man sich aber der erheblichen Vorteile besseren Austrocknens und gleich-
mäßigeren Brandes, leichterer Fracht, geringeren Materialverbrauchs und
der bedeutenden Isolierwirkung nicht bedienen? Warum erkläre man ferner
nur das Rot als zulässig, während doch jede andre Tonfarbe ebenso be-
rechtigt sei, wie die verschiedenen Farben der natürlichen Bausteine.
Gerade beim roten Ziegel gehe die Wirkung besonders schnell durch Ruß
und Staub verloren, weil die weißen Fugen, die unbedingt zur roten Ziegel-
fläche gehören, nicht weiß bleiben. Vortragender glaubt, nach den bis-
herigen Proben durch die Verwendung von Mörtel aus Sand und Käse-
kalk jetzt dauernd weiß bleibende Fugen erzielen zu können.

Über das Reinigen von Ziegelfassaden sprach Herr Hauers
jun., Hannover. Während einzelne Gebäude im Laufe der Zeit schöner
geworden sind, indem sie eine Art Patina angenommen haben, sind zahl-
reiche Bauten durch Ruß und Staub arg verunstaltet, so daß eine Reinigung
notwendig ist. Der Erfolg hängt wesentlich von der Art der Reinigung ab.
Zu vermeiden sind alle Mittel, die eine mechanische Zerstörung der Ober-
fläche mit sich bringen, wie Stahlbürsten, Sandstrahlgebläse u. s. w.; auch
die am meisten angewandte Salzsäure greift die Oberfläche an. Vorteilhafter
ist Essigsäure, am besten Abwaschen mit in warmem Wasser gelöster
Schmierseife. Danach erhalten die Verblender ein völlig frisches Aus-
sehen, ohne daß irgendwelche schädlichen Wirkungen eintreten. Für die
Entfernung von Kalkspritzern von frischem Mauerwerk ist Salzsäure das
gegebene Mittel.

Im Deutschen Verein für Ton-, Zement- und Kalkindustrie sprach
Magistratsbaurat Professor O. Stiehl über die Herstellung und Verwen-
dung rauher Verblender, indem er eine anregende und übersichtliche Zu-
 
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