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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0275
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1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

Kirche in Schöninghsdorf.

1. Ansicht von der Dorfstraße.

Architekt: Dr.-Ing. W. Jänecke in Osnabrück.

sammenstellung der verschiedenartigen Versuche und Verfahren gab und
ihre Ergebnisse an den ausgelegten Proben erläuterte. Wir hoffen diese
Zusammenstellung demnächst ausführlich wiedergeben zu können.

Professor Oary von der Kgl. Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt
in Berlin hielt dann einen Vortrag über römische Ziegelbauten, insbeson-
dere die Basilika und den Kaiserpalast in Trier. Nach anschaulicher
Schilderung der römischen Ziegelbauweise in ihren Einzelheiten gab er
an der Hand guter Abbildungen einen Abriß der wechselvollen Schicksale,
die die Basilika im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat, und schilderte
und erläuterte die Reste des Kaiserpalastes. Sein Schlußantrag, den
Kaiserpalast als hervorragendstes Denkmal des Backstein-
baues aus spätrömischer Zeit für den Westen Deutschlands in
ähnlicher Weise wiederherzustellen, wie im Osten die Marien-
burg, wurde von der Versammlung einstimmig angenommen und dem
Vorstand zur weiteren Behandlung überwiesen. — Im Sinne der Denkmal-
pflege ist jedenfalls zu wünschen, daß die großartigen Trümmer des
Trierer Kaiserpalastes von einer solchen Wiederherstellung verschont bleiben.
Die enormen Mittel, die zur Ausführung des Gedankens erforderlich wären,
ließen sich unschwer nutzbringender verwenden zur monumentalen Aus-
gestaltung neuzeitlicher Backsteinbauten großen Stiles.

Für die 1910 in Berlin stattfindende II. Ton-, Zement- und Kalk-
industrieausstellung plant der Ausschuß mehrere Fassaden-Wettbe werbe
zur Förderung des Backsteinbaus und der Verwendung von Tonwaren
zum Fassadenschmuck. Die eingehenden Entwürfe sollen eine besondere
Ausstellungsgruppe bilden. — Für Entwürfe zu Kaminen für Innenräume
hat der Verband Deutscher Verblendstein- und Terrakottenfabrikanten 200 Mk.
zu Wettbewerbspreisen zur Verfügung gestellt.

Kirch- und Schulplatz in Schöninghsdorf

(Kreis Meppen).

In der neueren Geschichte der westdeutschen Moorkolonisation bildet
die Kolonie Schöninghsdorf trotz ihrer nur rd. 800 ständigen Einwohner ein
bedeutsames Pionierwerk*). Die Erbauung einer eigenen Kapelle für die
Reformierten der ganzen Gegend führte zu einer dörflichen Platzanlage,
welche bei ihrer weltabgeschiedenen Lage im Bourtanger Hochmoore und
wegen der aufs äußerste beschränkten Mittel einiges Besondre bietet.
Nach Art der langgestreckten benachbarten holländischen Kanalsiedlungen

*) Siehe die Broschüre: Schöningh-Schöninghsdorf, Hochmoorkolonie Schö-
ninghsdorf am Süd-Nordkanal bei Meppen. (Verlag Schöningh-Paderborn.)

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Kirche in Schöninghsdorf.
2. Grundriß.

zieht sich der — nördlich bis zum
Hoogeveenkanal reichende — Ort
in einer geraden Linie 5 km lang
am Süd-Nordkanal entlang. Auf
dem unentgeltlich zur Verfügung
gestellten, 70 x 200 m großen
Bauplatze steht zum größten ^ ,

Teile noch Torf, bis5 m hoch.

Nach Abstechung desselben
trifft man auf festen Sand von
solcher Tragfähigkeit, daß die
Holländer bei kleineren Bauten
auf eingegrabene Fundamente
ganz verzichten. Die 200 Be-
sucher fassende Kapelle, in wel-
cher abwechselnd Deutsch und
Holländisch gepredigt wird, kehrt
ihre Hauptansicht (Abb. 1) dem
Kanäle zu und hat an der west-
lichen Rückseite eine gleichzeitig
als Konfirmandensaal dienende
angebaute Schulklasse (Abb. 2)
für die neugegründete reformierte
Schulgemeinde. Bei wachsender
Besucherzahl sollen zunächst Sei-
tenemporen eingebaut werden,
für welche untere Fenster bereits
vorgesehen sind; später soll zu
einer Verlängerung an der Ost- oder West-
seite geschritten werden. Die billigen Wasserfrachten und der Zwang,
den bescheidenen Mitteln und dem reformierten Ritus gemäß alles aufs
einfachste einzurichten,
ermöglichten es trotz der
Abgelegenheit der Bau-
stelle, die reinen Bau-
kosten, welche fast ganz
durch Sammlungen des
rührigen >Kapellenbau-
vereins« aufgebracht
wurden, auf 15000 Mk.
herabzumindern, in wel-
cher Summe außer den
Kosten für die Klasse
auch diejenigen für ein
Abortgebäude mitent-
halten sind. Hierzu
sind noch 4000 Mk. für
Ausstattung der Kapelle
und 1200 Mk. für Klas-
seninventar gekommen.

Auf der Nordseite des
Platzes sollen Lehrer-
wohngebäude, auf der
Südseite ein Pfarrhaus
errichtet werden, das
Hinterland soll als
Friedhof dienen (Abb.4).

Zunächst ist mit dem
Bau eines für 11000 Mk.
verdungenen Wohn-
hauses nebst Stallung
für einen verheirateten
Lehrer begonnen (Ab-
bildung 6).

Entwurf und Bau-
leitung der einfachen
Backsteinbauten, wel-
che in ihrer Gesamtheit
ein Beispiel
für die Be-
friedigung
der elemen-
tarsten bau-
lichen Be-
dürfnisse
einer in den
beschei-
densten
Verhältnis-
sen leben-
den Kolo-
nistenge-
meindebie-
ten werden,
geschieht
durch den
Unterzeich-
neten.

Dr.-Ing.

Jänecke,

Osnabrück.

□ □



n

Kirche in Schöninghsdorf. Architekt: Dr.-Ing. W. Jänecke in Osnabrück.

3. Blick gegen die Orgelempore.

Kirche und Schulplatz in Schöninghsdorf.
4. Lageplan.
 
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