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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 28.1912

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27777#0026
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Architektonische Rundschau

Seite 16

1912

herrliche Florenz! — Hus der Baltion und in der Kirche San ITliniato
träumte ich an zwei Stunden uon Henz und Hiebe, oon seliger,
goldener Zeit, doch auch uon Freiheit, UlännertDürde! Diese Ideen
finden alle den herrlichlten Hintergrund in der Geschichte des ttolzen
Firenze, mir ruard es to ruohl und rueh! Vollends als ich auf
dem höchsten Punkt der Baltion, tuo der sriedhof ilt, in der (icke
einer Treppe all die Herrlichkeit Dar mir Iah. Da kam der Skepti-
zismus mit schneidigem Ulesler, schnitt all die zarten ?äden ab
und tagte mir, mach’ keine Hausen, es hilft alles nichts! Kommen
und Gehen, der etoige Kreislauf! — Ich blickte auffahrend auf die
Domkuppel; ich Iah lie, das gewaltige Denkmal der menschlichen
Cntwicklung, oor allem die Energie eines Klannes! Da wurde es
mir wohl! Der hat auch gemufst: cujus generis homines! Und er
hat auch die Kämpfe und Heiden eines Ichs durchgemacht, und
doch, ja trotz allem, und gerade deshalb hat er mit der JTlaterie
den Kampf unternommen und gehegt. Wer wird ihm das be-
freiten? Die Kuppel ilt ein gewaltiger Ausdruck der Freiheit des

architektonilchen Schaffens. Sa grofj, dafj man lelblt im Hinblick
auf St. Peter in Rom die letzten Ziele der menschlichen Kraft ahnt
und uersteht. Jm Anblick des herrlichen slorenz bei prachtoollstem
Wetter werde ich nie diese Stimmung oergessen, die ich in den
paar Stunden gehabt hatte. Gine Ergänzung und auch einen
Gegensa^ bilden die Kirchen San ITliniato und San srancesco al
ITlonfe, besonders die erstere stimmt im Inneren zu seltenem Respekt
uordern, was kirchlich heifjt. ITlalerisch im höchsten Sinn und streng
architektonisch ernst. Die Kapelle des Kardinals uon Portugal ganz
besonders schön. Der sufjboden ist ein Grabstein uerschwundener
Geschlechter. San Francesco mit den herrlichen Zypressen oor der
sassade ist ein „herrliches Handmädchen“, wie ITlichelangelo tagt,
die Aussicht auf die Stadt und ihre Umgebung wunderbar. Auf
dem Rückweg nach Palazzo Pitti — da bin ich still — jedes Wort
zu oiel! So was mufj man sehen! — Dies waren so die Gindrücke
meines ersten Tages in Horenz. Während meines Aufenthalts
hatte ich nur hinzuzufügen: „Firenze ist einzig!“


Vergl. Tafel 54.
 
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