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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 28.1912

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6. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27777#0031
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28. Jahrgang Hrchifekfonische Rundschau fiesf 6

Garten und Park.
Von Bauraf R. Rauchheld in Oldenburg.

Bis in den neunziger Jahren zunächst im Kunst-
geroerbe und sodann in der Baukunst heftige
Kämpfe einseßten, mar es ganz natürlich,
dafj auf dem Gebiete des Gartenbaues zunächst
keine Fleuerungen uersucht murden; man hatte
mit dem Kunstgeroerbe und der Baukunst gerade
genug zu tun. Grst oor wenigen Jahren begann
die Wandlung auf dem Gebiete des Gartenbaues.
Die bisher ganz unbehelligten Gartenfachleute
nahmen es aber gemaltig übel, als einige Künstler
neue Forderungen für die Gestaltung unterer Gärten
aufstellten, nor allen Dingen, daß es „Flichtfach-
leute“ roaren, roelche an dem Dogma des land-
schaftlichen Gartens zu rütteln roagten. Die Schrift
oon R. Eichtroark, „IJJakartbukett und Blumen-
strauß“, welche den alten regelmäßigen Bauern-
garten der Hamburger Ularsch und als Gegen-
beispiel den an seine Stelle getretenen „englischen
Garten“ schildert, murde, roie Eichtroark selbst
sagt, nicht nur uon den Gärtnern, sondern auch
oon Haien übel oermerkt. Dieter Widerstand des
Publikums ist auch ganz erklärlich; denn auf
keinem anderen Gebiete beansprucht der Haie für
sich selbst so oiel Sachkenntnis, roie auf dem Gebiete
des Gartenbaues. 6s berührt ganz rounderbar,
daß gebildete Heute den neuen Grundsäßen des
Hausbaues und der Wohnungseinrichtung oolles
Verständnis entgegenbringen, dagegen den modernen
Garten rundroeg ablehnen. Was dort in Wort und
Tat einwandfrei durchgeseßt und allgemein an-
erkannt ist, hat doch noch keine so allgemeine
Wirkung auf die Geschmacksbildung erlangt, daß
das Haienpublikum Hlußanroendungen auf ein so
naheliegendes Gebiet roie die Gartenanlage machen
und erkennen würde, roie lächerlich die lJach-
ahmungen oon romantischen Handschafts-, Gebirgs-
und See-Idyllen wirken, roie wenig der natura-
listische, landschaftliche Garten zu dem ganz auf
Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit aufgebauten
Wohnhause passen will.
Ruch einem großen Teile unserer Rrchitekten
kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie
sich um die grundsäßlichen Fragen der Garten-
gestaltung bisher noch nicht genügend gekümmert

haben. Ulan baut sein Haus und rechnet ab; den
Garten überläßt man dem Handschaftsgärtner. Das
rounderoolle Werk oon Hermann ITtuthesius, „Hand-
haus und Garten“, die kleine Schrift oon Hichtroark,
„Park- und Gartenstudien“, tollten untere modernen
Rrchitekten durch und durch kennen. Schon durch
die Stellung des Hauses auf dem Bauplaße ist die
Hauptdisposition des Gartens festgelegt, und diese
Rufteilungsmöglichkeiten muß der Rrchitekt sich
klarmachen können. Gr ist dazu berufen, im
Zusammenhange mit dem Organismus des Wohn-
hauses auch die Grundzüge für die Gestaltung des
Gartens oorzuschreiben, und roenn er sich mit der
Gartenkunst nur einigermaßen oertraut gemacht
hat, roird er auch die Tätigkeit des eigentlichen
Gartenbauarchitekten um so mehr würdigen. Für
den leßteren aber kann es nur erfreulich sein,
roenn durch den Rrchitekten dem Bauherrn die
Gesichtspunkte für eine künstlerische Gartenaus-
bildung gegeben und erläutert roerden, und der
oerständige Gartenarchitekt roird ebensogern auf
die Ideen des Rrchitekten eingehen roie der UJaler
oder Bildhauer. Rur gemeinsame Rrbeit kann
zum Ziele führen. Wenn troßdem auf der im
September 1911 in Düsseldorf abgehaltenen General-
oersammlung der Handelsgärtner Deutschlands ein
Zusammengehen mit den Rrchitekten abgelehnt
wurde, roenn auch hier wieder die kastenmäßige
Rbgeschlossenheit der Gartenbaufachleute heroor-
getreten ist, so wird ja schließlich nichts anderes
übrigbleiben, als daß andere die künstlerischen
Rufgaben des modernen Gartenbaues löten und
die heutigen Gartenbaufachleute lediglich die Rolle
der beauftragten Rusführenden übernehmen müssen.
Dieter Warnruf, den Heberecht slügge schon früher
ausgesprochen hat, kann nicht oft genug wieder-
holt roerden.
Für die gedeihliche Weiterentwicklung unserer
Garten- und Parkanlagen wirkt ferner erschroerend
das überaus geringe Interesse, roelches die städtischen
und staatlichen Behörden dem Gartenbau entgegen-
bringen. Ruf den Stadtbebauungsplänen Hellt
man an den für Plaßanlagen oorgesehenen Stellen
fast stets merkwürdig kraute Hinienführungen, die
 
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