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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 28.1912

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9. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27777#0044
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ssrchifektonische Rundschau

Seite 34

1912


nichts im Wege, die Huflagerung
des Beckens so zu gehalten, daß
seine Bodenbleche über den Becken-
umfang hinaus oerbreitert merden,
und dafj der Huflagerring um ein
beliebiges Kloß nach außerhalb oer-
schoben roird (oergl. nebenstehende
Skizze). Durch diese Hnordnung
istdann, unbeschadet gesunderKonstruktionsgrund-
sälje, dem Hrchitekten oolle Freiheit gegeben, den
Turm nach seinem Empfinden mit beliebiger,
architektonisch gemilderter Huskragung des Kopfes
oder ganz ohne solche zu gehalten.
Reben der nächtigen Umrißlinie des Turmes spielt auch
die sorm des Wasserbeckens eine gemisse Ralle bei der
Hnlage der Wassertürme. Untere englischen Vettern, die
uon jeher weniger unter der Herrschaft rationalistischer
Grundsä^e geschaf-
fen haben als
mir, haben nielfach
rechteckige sormen
für ihre Wasserbe-
hälter gewählt und
mit der einfachen
Huflagerung solcher
Behälter auf einen
mussigen Unterbau,
roie sie die neben-
stehende Skizze
aus Warroick zeigt,
ost eine künhlerisch
durchaus anl'pre-
chende und cha-
rakteristische
Wirkung er--
zielt. Ratio-
nell ih die
sorm desmegen nicht, roeil solche rechteckige Behälter
harke innere Verankerungen erfordern, um Husbauchungen
der Seitenroände zu oerhüten, roodurch mieder die Inhand-
haltung und Reinigung des Innern behindert roird. ITlan
roählt daher bei uns durchroeg die kreisrunde Grundform,
raeiche solcher Hifsmittel nicht bedarf.*) Außerdem empfiehlt
es lieh zum mindehen für deutsehe Witterungsoerhältnisse,
die Außenwand des Beckens mit einem Caufgang zu um-
manteln, einerseits der leichteren Unterhaltung roegen,
andererseits um übermäßige Beanspruchung der Becken-
roände zu oermeiden. Bedenkt man, dafj bereits die
*) Anmerkung. Das3 man deshalb in dem Grundriß des Hlauerroerks
nicht unbedingt an die Kreisform gebunden ist, sondern das runde Becken
auch durch achteckiges oder uiereckiges ITlauerroerk stüken kann, braucht
roohl kaum gesagt zu merden. Cs ist das oormiegend eine Kostenfrage.

io


Füllung mit Walter ein Becken oon 10 m Durchmesser um
etroa 1 cm dehnt, so roird man dem so beanspruchten
lTlaterial gern die Größenänderungen, roie sie Hiße und
Kälte mit sich bringen, nach ITlöglichkeit fernhalten.
Untere drei Beispiele sind unter Berücksichtigung der
oorhehend erörterten technischen Grundlagen nach un-
gefähr gleichem Programm entroorfen. Das ITlotiD oorge-
kragterGrker, das sich an dem einen (Tafel 130, Hbb. 1)findet,
ih nicht etroa reiner dekoratioer Cuh entsprungen, sondern
dient dazu, die Umgehung des rund herumlaufenden Huf-
lagerringes, auf dem das Becken ruht, zu erleichtern.
Im übrigen dürfte für die Huffassung aller drei Gntroürfe
die Begründung gelten, mit der sich der Verfasser im
Jahre 1908 gegen die Forderung roandte, den Wasser-
turm für Tangermünde in den sormen der dort erhaltenen
schmuckoallen Befestigungstürme des mittelalters auszu-
bilden: „Hllein schon der Gesichtspunkt, daß den alten
Denkmälern ihr urkundlicher Wert ungeschmälert bleiben
sall, spricht dagegen, in ihre Rachbarschaft Rachahmungen
gleicher sarmengebung zu seßen. Diese müßten, selbh
unter der Vorausseßung gleichen künhlerischen Wertes, die
eigenartige Wirkung der alten Werke durch ihr bloßes
Danebentreten schädigen. Da zudem in der Regel auf
sie nicht die gleichen mittel roie auf ihre Vorbilder oer-
roendet roerden können, da ferner an jenen alten Bauten
die sormen sinnooll aus dem Zroeck heraus sich entroickelt
haben, roährend sie bei der, anderen Zroecken dienenden,
Rachahmung zu einem nichtssagenden Hufpuß roerden,
so läuft erfahrungsgemäß der allzu enge Hnschluß an die
sormgebung der benachbarten Denkmäler auf eine Traoehie
dieser hinaus, die besonders nach Verlauf einiger Zeit un-
angenehm empfunden roird.
Zu erstreben ist heutzutage dasselbe, roas für die Cnt-
stehung jener alten Denkmäler maßgebend geroesen ist,
der Wille zu eigenartiger Grscheinung, die dem Zroecke des
Bauroerks angepaßt ist und damit heutige Hrt ebenso
frisch und frei späteren Geschlechfern oor Hugen führen
mag, roie roir uns oor den alten Bauten oom Geiste des
ITlittelalters berührt fühlen. Dieses Streben hat zroar oiel-
fach zu scharfer Übertreibung geführt, indem für die heutige
Kunst die Vermeidung jeden Hnklanges an das sormengut
älterer Zeiten gefordert rourde, und es hat sich hiergegen
berechtigter, ebenso scharfer Widerspruch erhoben. Diese
Übertreibung, die übrigens bereits roieder in den Hinter-
grund zu treten beginnt, kann aber die Richtigkeit des
oben angegebenen Grundsaßes nicht erschüttern. Das
Streben nach moderner Gigenart unterer Reubauten roird
am betten dazu führen, die Wirkung überkommener Stadt-
bilder unberührt zu lallen, roenn nur in der Wahl der
Baustaffe, der särbe und des Ginzelmaßstabes Rücksicht
auf die Rachbarschaft genommen und jede Vordringlichkeit
in Cinienführung' und Hufpuß oermieden roird.“

Die Kirche in lehre.
Von Geh. Baurat Hans Pfeifer in Braunschroeig.
Hierzu Tafel 134.
Das Kirchdorf lehre, etroa zroölf Kilometer nordöstlich Jahre oon Otto, dem Sohne Herzog ludolfs oon Sachten,
oon der Stadt Braunschroeig entfernt, beläßt eine gegen Besißungen in der Röhe des Klasters Goroey aus-
mehr als tausendjährige Geschichte. Bereits 888 getauscht. In der mitte des Dorfes, oon einer niedrigen
finden roir es als leri urkundlich erroähnt; es gehörte Bruchsteinmauer umgeben, liegt der einstige sriedhof, jeßt
dem Klaster Goroey an der Weser und rourde in diesem ein freier, etroas erhöhter Grasplaß. Die zugehörige Kirche
 
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