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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Voepel, Otto: Was die Bayerische Gewerbeschau in München dem Architekten bietet
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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0011
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Architekt Otto Baur, lltünchen und Halle II in der Bayerifchen

ITlaler Bruno Goldlchmidt, Uliinchen Gecoerbelchau in lltünchen

Was die ßayerifche Geroerbefchau in ITlünchen dem Architekten bietet

Von Otto Voepel (B.D.fl.)

neidlos wird uon den deutfchen Architekten und Kunhgewerblern
die einzigartige Stellung lllünchens im Schaffen der heutigen
Zeit anerkannt. Und in der Tat: Alle Anregungen, denen
das deutfche Kunhgewerbe feinen Auffchroung und die Achtung der
ganzen Kulturwelt oerdankt, find oon hier ausgegangen, in Worten
und — toas das Wichtigfte — in befruchtender Tat.

Diefe Tatfache trat in der ITlünchner Ausheilung im Jahre 1908
glänzend in die Grfcheinung. Die Qualität des Gebotenen, die Art
der Darbietung und deren architektonifcher Rahmen bildeten hier
zum erftenmal ein oollendetes, harmonifches Ganzes, das bis in
alle finzelheiten eine forgfame, einheitlich künftlerifche Durch-
arbeitung aufroies. Überrafchend mar oor allem auch die Tatfache,
daß hier an einer Stätte, die den kräftigten Künftlerindioidualitäten
ein roeites feld zum Sichaustoben darbot, diefe leichte, blühende
Geftaltungskraft ungeroollt und ungezroungen fich in einer ein-
heitlichen Richtung betätigte: erfüllt oon einem Willen zur
künftlerifchen Qualität, oon einem Abfcheu gegen alles, toas als
unfachliche, unehrliche Zutat die reine edle form überroucherte,
entcoertete, erftickte.

Der große ideale und roirffchaftliche Grfolg diefes Strebens
tourde dann roeltkundig auf dem Wettftreif der Völker in Brüffel 1910.
Hier haben ITlünchner und aus ITlünchner Schule heroorgegangene

Architekten — fmanuel o. Seidl, Adelbert Fliemeyer, Paul Cudroig
Trooft, Jtlartin Dülfer, Richard Riemerfchmied, Bruno Paul, Karl
Bertfch, Theodor Veil u. a. — ganz Heroorragendes gefchaffen,
hier hat das bayerifche Kunftgeroerbe auch einen außergewöhnlichen
gefchäftlichen Grfolg errungen.

Wer diefe letzten Ausheilungen aufmerkfam oerfolgte, für den
lag ein Gedanke nahe: die allmählich zu nötiger Bedeutungs-
lofigkeit herabgefunkenen llleffen und Jahrmärkte hier in oeredelter
form zu neuem Heben zu erwecken, als Verkaufszentren für Qualitäts-
ware, etwa wie es die Ceipziger Aleffe für lllaffen- und Ramfch-
ware ih.

Zur Verwirklichung diefes Gedankens bot kein anderer Ort fo
günhige Gelegenheit wie lltünchen: die feit 1908 behehenden
monumentalen Hallen und fonhigen Anlagen des Aushellungsparkes;
eine große Anzahl im Aushellungswefen erfahrener Künhler; und -
oor allen Dingen — einen regen, kaufkräftigen fremdenoerkehr
aus allen Teilen der Welt.

So bedurfte es nur der Anregung und Organifation durch einen
künftlerifch gehaltenden, welterfahrenen, überragenden Geht, den
wiederum nur lltünchen heroorbringen konnte: in Theodor

fifcher. Von ihm harnmt die erhe klare Prägung der grandiofen
Idee einer Tandesgewerbefchau, die nun, fich ihrem Gnde nähernd,

flrchitektonifche Rundlchau 1913
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