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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Hönig, Eugen: Münchner Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude und Banken
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Voepel, Otto: Theodor Fischers Wohnhausbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0018
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bereits Getagte hinaus kaum etwas roetentlich Reues angeführt
werden kann, fluch die prioaten Verwaltungsgebäude find aller-
jiingtten Datums. Diejenigen alter Ordnung find in der Haupttache
adaptierte Wohngebäude, die in bezug auf Duff und Dicht, auf
moderne Verkehrsanlagen, feuerticherheit und Klarheit der Raurn-
dispofition felbttredend zu wüntchen übrig laften. Die Banken
ihrerteits find in der Haupttache Verwaltungsgebäude, jedoch mit
größerem Publikumsaerkehr, weshalb im Vordergründe des Jnter-
ettes eben diefe Räume ttehen, in welchen fich der Verkehr mit dem
Publikum in der Haupttache abtpielt, das Stiegenhaus und der
Kaltenhof.

Die Anordnung des Stiegenhautes und Kattenhofes, welche
gewöhnlich dem Architekten erwiinfehten flnlafj zur Entfal-
tung architektonifcher IRittel geben, uerleihen dem Bankgrundrif]

feine enttcheidende Bedeutung. Es liegt auch in der Ratur der Bau-
aufgabe, dafj derartige Kaffenhallen mit ringsum liegenden, einteitig
belichteten Bureaus gewöhnlich auf Oberlichtbeleuchtung angewieten
find. Betonderen Anforderungen mütten derartige Gebäude uor
allem in bezug auf feuer- und Einbruchticherheit genügen. Auch
die älteren Bankgebäude in ITlünchen lind ausnahmslos ehe-
malige Prmathäufer. Von den bekannteren Bankgebäuden itt
das ältette die filiale der Deuttchen Bank am Denbachplai], es
folgen todann die Bayeritche filialbank an der Prannerttrafje und
Promenadettraf]e und die Dresdener Bank am Promenadeplat]. Ulan
darf wohl tagen, daf] gerade in IRünchen gute Beitpiele jener durch-
aus modernen Bauweite entttanden find, die ohne Bruch mit der
Bautradition und unter Schonung des Strafjenbildes den neuzeit-
lichen Anforderungen uoUkommen gerecht werden.

Theodor Milchers Wohnhausbaufen

Wenn es auch in ertter Pinie ITlonumentalbauten und Rlanu-
mentalentwürfe waren, mit denen Theodor fitcher uor etwa
anderthalb Jahrzehnten im Sturm die Herzen der jüngeren
bautchaffenden Generation eroberte, to haben daneben feine feinen,
ttillen Wohnbauten doch non Anbeginn Beachtung, wachfendes Ver-
ttändnis und warme liebe gefunden. Und wem der 50. Geburtstag des
llJeifters flnlafj gab, fein erttaunlich reiches Schaffen bis zu dietem
Zeitpunkt als Ganzes, als ceuore andächtig zu betrachten, der wurde
mit freudigem Erttaunen der großen Bedeutung inne, die gerade den in-
timeren Schöpfungen des Wohnbaues innerhalb dietes Werkes zukommt.

Und to itt die fettgabe, die der Verlag J. J. Arnd dem Geburtstags-
kinde mit der Sammlung feiner Wohnbauten in einem getchlottenen
Bande widmete, oor allem ein
Getchenk für die deuttchen Archi-
tekten , für das deutfehe Volk
geworden.

Den fachgenotten itt fitchers
Art wohlbekannt. Die ftille Selbtt-
uerttändlichkeit, in der feine Bau-
ten aus ihrem inneren Weten
herauskrittallifiert, dem Boden,
auf dem tie ttehen, entmachten
zu fein tcheinen. Dat] zu diefer
Abgeklärtheit auch hier ein dor-
niger Künttlerpfad, ein ttetiger
Reifeprozefj geführt hat, zeigen
die ertten Bauten in IRünchen
und Würzburg, die noch ftark
unter dem Einfluf] des „IRiinchner
Barock“ ttehen. Aber bereits im be-
kannten Wohnhaute Artur Riemer-
tchmid (Pating) können wir eine
bewufjte flbtage an alle äußerlich
hinzugetanen Zierformen — feien
tie hitforitch oder „modern“ —
beobachten, ln dietem Bau hat
fitcher (1899) die adäguate Aus-
drucksweite feiner Eigenart ge-
funden, die tich in allen folgenden
Arbeiten nur noch uerfeinern, oer-
geittigen kann. Iflit dem wun-
deroollen Wohnhaute Zeller in
Stuttgart (1905) tteht fitcher be-
reits to hoch, dat] die Stuttgarter
Philitter ihn „ablehnen“. Von nun
ab wird die ttrenge Getetzmätjig-
keit in der Gettaltung des Auf-

baues, die abtolufe Symmetrie der Hauptfront beibehalten und immer
inniger mit dem Grundrif] zu einer Einheit höherer Art nerwoben.
Denn „der Geitt itt's, der tich den Körper tchafft“. Das heifjt in
dietem falle: aus oeredeltem IRentchentum, aus allumfattender
Geittesbildung heraus erwächtt das Bettreben, in der getchaffenen
form dastelbe göttliche Getei] zum Ausdruck zu bringen, nach dem
die Ratur ihren Schöpfungen ewige Schönheit oerleiht. Der lllentch
tchafft ja nicht, fondern die Gottheit in ihm. Und tie erwählt nur
wenige Geweihte zu ihrem willfährigen Werkzeug.

Diefe Ausdrucksmeite gefunden zu haben, das itt für den Künttler,
was die Bibel beim Apottel „mit Zungen reden“ heifjt. Wer dahin
gelangt itt, für den itt es einerlei, ob er ein JRonumentalgebäude,

ein oornehmes Pandhaus, ein
Arbeiterwohnhaus oder ein Ifliet-
haus entwirft. Es wird alles —
wie bei fifcher — der ungetuchte
Ausdruck einer künttieritch und
mentchlich oollkommenen Per-
tönlichkeit. So find die großen
Rliethausgruppen und Arbeiter-
kolonien künttieritch nicht weni-
ger bedeuttam als jene reicheren
Wohnhäuter; wichtiger für die
Allgemeinheit, als IRarktteine auf
dem Wege zu einer höheren oolks-
tümlichen Wohnkultur. Denn ertt
wenn die Iflatfe der baulichen
Produktion oon einer tolchen
telbttoerftändlichen Anttändigkeit
durchdrungen fein wird, kann der
Deutfehe wieder zu feiner Heimat
jenes innige, liebeoolle Verhältnis
gewinnen, das ein ethifches Ka-
pital fürs ganze Peben bedeutet.
Den Weg zu tolcher, wenn man
tagen darf: realiftitchen, jeden-
falls nichts weniger als roman-
tifchen Heimatkuntt gemieten zu
haben, das itt wohl eines der
gröfjten Verdientte Th. fitchers,
und dafj fein Einflut] auf die
jüngere Generation noch täglich
im Wachten begriffen itt, das
itt to überaus erfreulich.

ITlöge diefe Sammlung feiner
Wohnbauten in tolchem Sinne als
ein Eoangelium wirken! Voepel.

Kgl. Hauptzollamt an der Pands- Türe des Beamten-

bergerttrafje in IRünchen Wohngebäudes

flrchitektonilche Rundfchau 1915
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