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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Delfs, Wilhelm: Farbige Ziegelfußböden aus Lübeck
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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0026
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Carl ITliihlenpfardf, Goangelifches Pfarrhaus der Arbeiferkolonie

Tübeck Kückniß bei Tiibeck. orundrme liehe Tafel 47/48

farbige Ziegelfu^böden aus Cübeck

Von Wilhelm Delfs, Cübeck

Hierzu Tafel 34—35

Der ältefte der abgebildetenfußboden (Abb. 15) ift in nur wenigen
Platten im ITlufeum erhalten, die im Jahre 1855 unter dem
1479 aufgeftellten Sakramentshause in der ITlarienkirche
zutage gefördert wurden: Sechseckige Platten aus oorzüglichem,
feinkörnigem Ton, im nerfieften ITlufter eine meifje Kalkfüllung.

Gin in Zufammenfeßung und färbe gleich oorzügliches lllaterial
zeichnet die ITlufter 13 und 17 in der Herrenftube des Burgklolters,
dem jeßigen Gerichtsgebäude, aus. Die fchwarzen Stücke find nicht
glafiert, fondern matt hartgebrannt. Zu bemerken ift, daß die
Stücke nicht einzeln nebeneinandergefeßt find, fondern Teile größerer,
durch Cinfchnitte getrennter Platten bilden. Die weiten Teile find
ausgefpart und, wie die fugen, mit Kalk ausgeftrichen. Abb. 16
zeigt Rette eines ähnlichen fußbodens in einem nebengemach

desfelben Klofters. Hbb. 1,4, 5 und 7—-11
find nerfchiedene ITlufter uom fußboden
des oberen Chores der Katharinenkirche,
größtenteils in breiten Streifen neben-
einandergelegf; die Streifen trennen friefe
aus kleineren hellgrünen, teils weißgemu-
fterten Platten. Das ITlaterial ift grob-
körnig und unrein, fo daß anzunehmen
ift, daß außer der dunkelgrünen, faft
fchwarzen Glafur auch die jeßt hellrot
erfcheinenden Steine einen Dielleicht weni-
ger haltbaren Überzug gehabt haben.
Tatfächlich weifen die minder abgetre-
tenen, am Rande gelegenen Platten eine
dunkelrote, glafurähnliche Oberfläche auf,
während bei den jeßt fchmußiggelben
Steinen der Hbb. 1 Spuren einer weiß-
gelben Glafur zu erkennen find. Abb. 2
ftellt einen alten, nicht mehr erhaltenen
fußboden eines Bürgerhaufes, jeßt im
Schablelhaufe, nach Aufnahme oon ITUlde,
dar. Cin ähnlicher fußboden liegt noch
im llordturme des Doms über dem Kreuz-
gewölbe. Abb. 6 bietet ein intereffantes
Beifpiel halbglafierter gewöhnlicher ITlauer-
fteine in fifchgratähnlicher Anordnung,
oielleicht ein Vorbild des fpäteren, für
oiele Patrizierhäufer fypifchen Diagonalmufters aus quadrafifchen,
wechfelnd gefärbten, meift gelb und grün glafierten Platten (Abb.2).
Gleichfalls fpäterer Zeit (für Abb. 2 und 3 ift Renaiffance erwiefen)
entftammen die drei leßten ITlufter (Abb. 2 im Hinterhaus in der
Beckergrube, Abb. 3 in der alten Sakriftei der Ägidienkirche und
im Dom, Abb. 14 in einer Hauskapelle aus der Schmiedeftraße).

Außer den angeführten, zum Teil noch gut erhaltenen fuß-
böden findet fich in Kirchen und Prioathäufern noch eine derartige
JTIenge Platten oerfchiedener Geftalf, Größe und färbe, daß fchon
aus diefen Retten auf den Reichtum der früheren Ausftattung zu
fchließen ift. Da find beifpielsmeife in der Katharinenkirche neben
oerfchiedenen drei-, oier- und fechseckigen Ziegelftücken allein
quadratifche Platten non 6, 81/,,, 11, 15, 17'/2, 20, 24 und 29 cm
Seitenlänge mit weißer, gelber, dunkel- und hellgrüner Glafur.
Und auch die noch jeßt bei faft jedem Abbruch in der Stadt zutage ge-
förderten fragmente bunter Ziegelfußböden bieten einen JTlaßftab für
die allgemeine Verbreitung diefer Technik und damit zugleich einen
Beweis für die farbenfreude und den feinen farbenfinn der Vorfahren.

friß Schumacher, Hamburg Schwefternheim im Krankenhaufe Gppendorf

Grundrifte liehe Tafel 47/48

flrchitetdonifche Rundfchau 1915
Seite 16
 
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