Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

DOI Artikel:
Voepel, Otto: Untersuchungen über die Baukosten des Arbeiterwohnhauses
DOI Artikel:
Haupt, Albrecht: Ziele und Ergebnisse der italienischen Gotik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0037
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
deffen, was als Einfamilienhaus, und
zroar fpeziell als Reihenhaus, noch
rentabel zu gehalten ift. Sobald
jedoch die in frage kommenden
Abmeffungen bei gleicher Raumzahl
etwas größer roerden fallen, roird
die Cöfung nur empfohlen roerden
können.“

Ich ftimme in der Beurteilung
des Grundriffes nicht ganz mit dem
Verfaffer überein. Eine Vergrößerung
bei gleicher Raumzahl coürde zroar
den oben genannten Einheitspreis
etroas herabdrücken, aber doch das
ohnehin fchon reichlich große Zimmer
des Obergefchoffes gänzlich aus dem
Rahmen der für Arbeitermohnungen
gegebenen Raumabmeffungen her-
ausfallen laffen. Dagegen erfcheinf
eine Verringerung der Breite des
hinteren flurteiles zugunften der
Wohnküche möglich und durchaus
notcoendig ein Zugang zum oberen
Schlafzimmer unmittelbar oom Rus-
tritt der Treppe I

Ruch bei dem Beifpiel des fünf-
räumigen Einzelroohnhaufes aus der
Kolonie Gronauerroald hätte fich
meines Erachtens durch eine Winter-
oerglafung der Oggia eine Verbeffe-
rung erzielen laffen; der Raum für
den Windfang märe dann der Wohn-
küche zugute gekommen und diefe
hätte eine bequemere, unmittelbare
Verbindung mit dem daneben liegen-
den Wohnzimmer erhalten. Durch
den Einbau der Treppe in die Wohn-
küche und den dadurch bedingten
Wegfall eines behinderen Treppen-
haufes im Erdgefchoß ftellen fich
die Koften naturgemäß fehr günftig,
nämlich auf m. 72.— für den
Quadratmeter Wohnfläche.

Wenn man demnach auch die oon Koßmann im einzelnen ge-
gebenen Beifpiele als nicht unbedingt uorbildlich bezeichnen darf, fo
bietet doch feine einfache und exakte Illethode des Vergleiches eine
fehr fchäßenscoerte Anregung zu weiteren ähnlichen Unter-
fuchungen und Dielleicht die bisher einzige ITlöglichkeit, den Wert

Rlois Dlezera,
Prag

Entwurf zu einem Brunnen in Granit
und Bronze. Zum Ankauf empfohlen

Ergebnis des Brunnen-Wettbewerbs der „flrchitektonifchen Rundfchau“

mehrerer annähernd gleichartiger Ofungen in mirtfchaftlicher Hin-
ficht zahlenmäßig gegeneinander abzuwägen. Hierbei bleibt natürlich
immer zu bedenken, daß man den Gefanitwert einer architektonifchen
Ceiftung nicht allein mit dem Rechenfchieber beflimmen kann.

Otto Voepel (B.D.R.)

Ziele und ErgebniHe der ifalienilchen Gotik")

eine klarere und gerechter abgewogene Beurteilung der Bau-
kunft der oerfchiedenen Gegenden, Onder und Weltteile ringt
fich heute durch. Ulan beginnt zu erkennen, daß die ört-
lichen Verfchiedenheiten in form und Wefen überall das notwendige
Ergebnis befonderer Verhältniffe und Einflüffe find und fich die
Architektur aus innerer Ilotmendigkeit geradefo oerfchiedenartig
hat geftalten müffen, wie fie geworden ift.

Die Erkenntnis der italienifch-mittelalterlichen Baukunft ift oon
jeher in den Augen der Aordländer dadurch beeinflußt, daß diefe
fie bisher ftets an ihrer nordifchen Architektur gemeffen haben. Und
diefe, insbefondere die franzöfifche frühgotik, galt fo fehr als oöllig
klaffifch und geradezu unübertreffbar, daß oor allem die italienifche
allgemein als eine ganz mißlungene Aufpfropfung nördlicher Diode

*) Von Hugo Hartung. Verlag uon Ernft Wasmuth fl.-G., Berlin.

auf fremdartige, widerftrebende Unterlage angefehen wird. Und
doch kann fich kein nordländer dem gewaltigen Eindruck der be-
deutungsoollen Eigenart der großartigen italienifch-gotifchen Kirchen
entziehen, während fein kritifch-hiftorifcher Sinn diefem Eindruck
entgegenarbeitet und ihm überall mangelhaftes Verftändnis und
willkürliche Abweichung oon dem einmal als allein wahr und
richtig erkannten „rein Gotifchen“ nachzuweifen uerfucht. Der nor-
difche Schulmeifter hat uns da manches in oerzerrtem Bilde oor-
gefpiegelt.

Es ift erfreulich, daß gerade ein nordifcher Gotiker ganz ftrenger
Obferoanz hier aus einem Saulus zu einem Paulus ward und uns
nun im Gegenteil zu zeigen oerfucht, daß die oerkannte Stief-
tochter im Süden doch eine rechte, echte Königstochter eigenen edeln
Stammes fei. Und man kann dem Schluffe freudig und dankbar
zuftimmen und den erftrebten Beweis als geführt anerkennen.

flrchifekfonifche Rundfchau 1915
Seife 27
 
Annotationen