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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Haeuselmann, Johann Friedrich: Die Baukunst in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0049
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Paul Bonaf] (B.D.A.) und Cmpfangsgebäude des neuen Stuttgarter

?. C. Scholer, Stuttgart Hauptbahnhofes. (Vergl. Tafel 115/16)

hat den oberen Teil der Anlagen mitgeriffen. Hinter dem neuen
Kunftgebäude zieht die lange Blaffe des alten Ularftallareals, dem
nördlich das durch die Bahnhofoerlegung neuerftehende Bahnhof-
oiertel entfpricht (Abb. Seite 54—35). Das alte Jllarftallareal fall
ebenfalls neu überbaut roerden, roofür durch einen Wettbewerb
eine Bebauung geroählt morden ift, die nichts roeniger in fich birgt
als die Aufteilung eines feither im Stadtbild angenehm empfundenen
großen Baublocks. Im Winkel des ITlarftalls und neuen Schlaffes
beginnen die oberen Anlagen. Die nofroendige Gröfjergeftaltung des
Hoftheaters griff in ihr Schickfal ein, und nun erhebt fich über dem
Rand des Anlagenfees die Theatergruppe Tittmanns, fehr zum Hach-
teil des fifcherfchen Vorfchlages mit dem Opernhaus in der Achte
der Anlagenhauptallee hinter der neuen Strafjendurchführung oom
Bahnhofplatj zum unteren Stadtteil, und dem Schaufpielhaus inmitten
der künftigen Fleubebauung des tAarftallgebäudeareals. Die jetzige
Gruppe oerlangt entroeder nach Verhüllung für eine gegenüber-
liegende indifferente Bebauung oder aber nach einem Anlagenparterre
für eine gegenüberliegende
analoge Bebauung. Das
Interimtheater fällt, daran
anfchlie^end fallen dieReit-
fchule und die alte Aka-
demie, den Keim zu neuen
ITlifjgriffen bergend. Vor-
läufig ift dort der neue
ITlarftall projektiert, der
Bedeutung der Gegend frei-
lich toenig angemeffen.

Im roeiteren Stadt-
innern find noch eine ganze
Anzahl ftaatlicher oder
ftädtifcher Plätje oorhan-
den, die durch Heuüber-
bauung der oollen Aus-
nütjung geroonnen roerden
können. Vielfach kann da-
durch noch unglücklichen
Platjgebilden aus der zroei-
ten Hälfte des oorigen Jahr-
hunderts nachgeholfen roer-
den, oielfach handelt es fich
um Fleubebauungen, die
dem Stadtbild eine roefent-
lich beftimmende llote auf-
prägen können. Abgefehen
oon Bauplänen im Stadf-
innern handelt es fich auch

um die Bebauung der Karlshöhe, eines beherrfchenden Bergkegels,
der fich oor den fchlie^enden Bergrücken oon Welten ausgehend ins
Tal fchiebt. So ift auch im alten Stuttgarter Stadtbilde noch eine
JTlenge zu ordnen, und alles hängt daoon ab, ob fich freier kiinft-
lerifcher Wille über alle Schmierigkeiten hinroegzufefjen oermag.

Hinter der grofjen Bedeutung der ftädtebaulichen Cntroicklung
Stuttgarts fteht diejenige der bauftiliftifchen Cntroicklung in keiner
Weife zurück. In der erften Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
find einige fchöne klaffiziftifche Gebäude entftanden, fie find durch
das Chaos der zroeiten Jahrhunderthälfte hindurch der Verbindungs-
faden zu einer darin oereinfamt lebenden, künftlerifch hochftehenden
Rekonftruktionsarbeif. Flamen roie Teins, HJorlock, Cgle, Gnauth
oerknilpfen fich mit diefer Cpoche. In den neunziger Jahren des
oorigen Jahrhunderts kam dann ein Umfchroung ins Fleugotifche mit
der Gebundenheit der Renaiffance durchlebt. Als einheimifch ftehen
hier Hamen roieCifenlohr &Weigle oorne an, oon dem dann auftauchen-
den Cinflufj der IJeckelmannfchen nionumentalität etroas überftrahlt.

So oiel auch einhei-
mifcheKünftler aus eigenem
dazutaten, bleibt dennoch
der ungewöhnliche Auf-
fchroung der fchroäbifchen
Baukunft, einmal im Stutt-
garter Stadtbild, dann im
ganzen Tande, mit dem
Hamen Theodor oon
5ifeher oerbunden. Csroar
freilich die fcharfe Brife der
bayrifchen Hochebene, die
ins durchfonnfe Hefenbach-
tal zog, und fie hat fich
nicht fo temperiert, daf) fie
einer der frifchen Hatur-
froheit etroas entwöhnten
Städterfeele ohne weiteres
oerträglich rourde. Die Ge-
fchichte mufj im Gegenteil
die fchärfften Auseinander-
fetjungen oerzeichnen, die
dazu beigetragen haben,
fifchers Rückzug zu erleich-
tern. Seine eigenen Bauten
freilich heben fich immer
noch, frifchen, leuchtenden
Paftellen gleich, oon allen
den Bildern ab, die durch
ihn hindurch und um ihn

T. Cifenlohr (B.D.A.) & 0. Konzertfaal des Kgl. Konferoatoriums für FHufik
Pfennig (B.D.A.), Stuttgart in Stuttgart. (Innenanfichten fiehe Tafel 123)

Hrchifektonifche Rundfchau 1915
Seife 39
 
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