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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0393
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1913,io

flrchifektonifche Rundfchau

Seite VII

Georg £übke, Braunfchweig Sritj-König-Stift in Bad Harzburg. Wafferfeite. (Vergl. Tafel 150)

zug des Haufes trat nun mährend der Wintermonate an der Innen feite des
Daches die merkwürdige £rfcheinung auf, dafj zahlreiche Ziegel abfplitterten,
und zwar in fo hohem ITlalje, dafj im darauffolgenden lllonot Juli, als der
Verfaffer oon der Baubehörde zur Vornahme einer Tokalbefichtigung ein-
geladen wurde, der Dachboden des Gebäudes ftellenweife über und über mit
Splittern bedeckt war.

Die einzelnen Splitter felber zeigten eine ganz oerfchiedenartige Struktur.
Weitaus die meiften derfelben waren fchiefrig-b lättrig non der Dicke
eines Papierblattes. Wieder andere, weniger häufig uorkommend,
waren regelrechte m affine Stücke und erreichten zum Teil eine recht be-
trächtliche Grölte (bis 8 cm lang und 1 cm dick); überdies fanden fich Bruch-
ftücke oon Hafen, Salzen ufm. 6s wurden nun fowohl non den gebrauchten
befchädigten Ziegeln des Daches als auch oon einem zufällig auf dem Dach-
boden noch oorhandenen Stapel ungebrauchter Crfatjziegel eine gröfjere Anzahl
Stichproben entnommen und in der £idg. ITlaferialprüfungsanftalt einer ein-
gehenden Llnterfuchung unterworfen.

Die ermittelte mittlere Bruchfeftigkeit der Ziegel in trockenem
Zuftand (252 kg) muf3 als normal bezeichnet werden. Bemerkenswert ift
das Bruch gef üge, das durchaus nicht als einwandfrei bezeichnet werden
kann. Die Wafferfaugkraft der Steine,
d. h. des g 1 a fu r f r ei e n Scherbens,
welche hinfichtlich deren froftbeftän-
digkeit eine wefentliche Ralle fpielt,
beträgt 21,8%. Safjt man im Ver-
gleich dazu ins Auge, dafj bei
32 Sorten Strangfalzziegeln eine
maximale Wafferaufnahme oon 27%
und eine minimale oon 13%, bei
den ebenfalls ermähnten 12 Sorten
Preljfalzziegeln maximal 24% und
minimal 12% ermittelt wurden, fo
mufj obige Zahl oon 21,8% als
ziemlich hoch bezeichnet werden.

neben der hohen Wafferfaug-
krafl fallen an den fraglichen Ziegeln
namentlich zwei Cigenfchaften auf:
einmal ihre unzweifelhaft un-
genügende Sroftbeftändig-
keit und fodann der abnorm
hohe Gehalt an löslichen Salzen.

Was den erften Punkt anbetrifft, fo
ift zu bemerken, dal) nicht alle Ziegel
fich bei den Sroftproben gleich oer-
hielten, fondern es waren nur die
roten Ziegel, welche befchädigt
wurden.

Gcftütjt auf die Unterfuchungs-
ergebniffe und obige Betrachtungen,
ift einmal feftzuftellen, dar3 die be-
obachteten Abfprengungen jedenfalls
nicht auf eine durch zu rafches Ab-
kühlen der Ziegel im Ringofen ent-
ftandene Sprödigkeit (Klapprigkeit)
zurückzuführen find; denn die Ziegel
hatten durchwegs einen fcharfen,
hellen Klang und hohe Bruchfeftig-
keit. Ausgefchloffen find ferner als

(Mache innere Spannung, bedingt durch
fchroffeTemperaturgegenfäke zwifchen Jnnen-
und Aufjenfeite des Daches.

Cbenfomenig rührten die Abfprengungen
oon fchädlichen finfchlüffen oon Kalk- oder
lAergelknollen her; denn wäre dies der fall
gewefen, fo müfjte im Zentrum der Ab-
fplitterungsffelle das ganze oder wenigftens
ein Teil des treibenden Knöllchens fichtbar
gewefen fein, was nicht der fall war; über-
dies konnten an unoerletjten Ziegeln durch
die entsprechenden Caboratoriumsoerfuche
Abfprengungen kiinftlich n i ch t erzielt
werden.

Zu einem beträchtlichen Teil rührten
die Abfplitterungen dagegen zweifellos oon
fro ff Wirkung her. Hierauf deuten nicht
nur die hohe Porofitäf und Wafferfaugkraft
fraglicher Ziegel hin, fondern es ift froft-
wirkung durch die Grgebniffe der künfflichen
froffbeftändigkeitsoerfuche an unoerletjten
Ziegeln nachgewiefen worden. Zu einer
froftmirkung ift aber natürlich erfte Vor-
bedingung, dafj die Steine mehr oder minder
ftark mit Waffer durchtränkt find und die
Temperatur unter null0 finkt. Von auljen
konnte in unterem fall das Waffer nicht in
die Ziegel dringen, da fie ja glafiert waren
und diefe Glafur nach den uorgenommenen
Verfuchen oöllig wafferundurchläffig war.
Dagegen fanden die Ziegel in anderer Weife Gelegenheit genug, oon unten
feuchtigkeit aufzunehmen, einmal durch eindringende Hebel, durch hinein-
gewehten Schnee, hauptfächlich aber durch Kondenfationswaffer aus
der £uft des Dachbodens felbft. Derartige Hiederfchläge bilden fich leicht,
wenn die Aufjentemperatur ziemlich tief fteht, auf dem Dachboden aber fich
wärmere und mit feuchtigkeit ftark gefättigte £uff oorfindet. Zu leljterem
fall waren nun alle Vorbedingungen oorhanden, da die warme, ftark feuchte
£uft fämtlicher Schulzimmer durch Ventilationsfchächte abgefaugt wurde, deren
Öffnungen gerade auf den Dachboden ausmünden, und weil gleichzeitig im
Winter die Dachluken längere Zeit gefchloffen blieben. Dafj andererfeits die
Temperatur auf dem Dachboden des Schulhaufes zeitweilig auf null0 finken
konnte, bewiefen die Ausfagen des Hauswarts, welcher ausfagte, daf3 da-
fclbft aufgehängte naffe Wäfche hier und da gefroren fei.

Die Abfplitterungen durch frort Scheinen überdies durch die Schiefrige
und unganze Struktur der Ziegel begünftigt worden zu fein. Gs ift aber fort
gewifj, dafj fie nicht ausfchliefjlich einer mangelnden Sroftbeftändigkeit der
Steine, fondern auch noch deren abnorm hohem Gehalt an Sulfaten
zuzufchreiben find. £s war in diefer Hinficht fehr auffällig, dafj gerade die

(•Sortierung Seite VIII)

Heinrich Schweitjer (Schil- landhaus Hlajor oon Stöfjer in Oberwolfach

bach & Schweitjer), Berlin im Schwarzwald, Kaminecke. (Vergl.Tafel 160)
 
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