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pflegte Ausbildung von kunstgewerblichen
Prunkstücken angesehen werden, welche mit
einer Übertragung vonBauformen ins Kleine
wirken, was z. B. in Abb, 141 und 142 er-
sehen werden kann, Solchen Übertragungen
kann nach Hildebrand der Vorwurf des
Mangels an selbständiger Phantasie nicht
wohl erspart werden, sie stehen auch im
Gegensatz zur Anschauungsweise der an-
tiken Kunst, welche bekanntlich eine Über-
tragung von Formen der Baukunst auf Geräte
verschmäht und für diese selbständige und
unabhängige Kunstformen gefunden hat. Der
Gliederungsmaßstab kann aber auch zu groß
genommen sein, so daß er sich in die nächste
Umgebung nicht fügt oder überhaupt keine
Beziehung mit der Menschengröße mehr ein-
gehen kann.

Der Begriff von der Einheit des Maß-
stabes hat immer nur eine sehr bedingte
Bedeutung, Schon die Einwirkung der von-
einander abweichendenMaßstabsgrenzen der
an einem Bau verwendeten verschieden-
artigen Materialien verlangt gewisse Aus-
nahmen; schon die in die gemauerten
Fensteröffnungen einzusetzenden Fensterrahmen und Türen aus Holz gehören einem
anderen feineren Maßstab an, als der Steinbau- So lange sie, wie hier, ein maßstäb-
liches Leben für sich, gleichsam in sich eingekapselt, führen, und unter sich selbst ein-
heitlich gehalten sind, entstehen keine Unstimmigkeiten, sondern es handelt sich mehr
um eine weitere Unterstufe im Gliederungsprozeß, Da aber, wo ein Wechsel im Material
z, B, bei den steinernen Um-
rahmungen ein und desselben
Bauwerkes eintritt, wird man
der Sache gerecht durch Be-
obachtung von Maßstabs-
übergängen, deren es eine
Anzahl von Möglichkeiten gibt,
auf die hier nicht näher ein-
gegangen werden kann. Nur
ein einziges Beispiel möge ge-
nügen, den Vorgang zu ver-
deutlichen.

Bei den mittelalterlichen
Triforienanlagen oder auch
bei Klostergängen aus dieser
Zeit sind häufig sehr zarte Mar-
morsäulen nach der Mauerdicke
zweifach hintereinander ange-
ordnet, Über diesen Säulen

liegen weitausladende Kapitäle, Abb. 142. Tournai.

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