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er von denselben Bewegungen erfüllt gewesen sein, denen die Aufgabe ihren Ursprung
verdankt, Hauptziel mußte die hemmungslose Abwicklung des Riesenverkehrs, Einfachheit
und Klarheit der Gesamtanlge zu schneller Orientierung und die Möglichkeit zentraler
Verwaltung sein. Die demProgramm beigegebenen Richtlinien heben demgemäß auch hervor:

1, für den Markthallenverkehr sind zwei Gebäude vorzusehen;

2, zwischen diesen ist ein Mittelplatz einzuordnen, in welchem die wichtigsten, all-
gemeinen Zwecken dienenden Raumgruppen gelegen sind;

3, die Räume für die Verkaufs Vermittler müssen möglichst zentral liegen.

Das Urteil des Preisgerichts hat den ausgesetzten ersten Preis geteilt und die Arbeiten
von Hermann Jansen und Reimer & Körte dadurch hervorgehoben,

Jansens Plan, der allein den gegebenen Richtlinien entspricht, läßt eine tiefgründige
Gedankenarbeit, eine großzügige und geniale Hand erkennen. Das Preisgericht selbst
bezeichnet die von Jansen getroffene Anordnung zweier Hallen mit mittlerem großen
Verkehrsplatze, an dem die wichtigsten Betriebe zusammengefaßt und für alle am Groß-
marktsverkehr Beteiligten leicht auffindbar gelegen sind, als einen besonders glücklichen
und wertvollen Baugedanken und sagt weiter: Außer der Klarheit und Übersichtlichkeit,

die hiermit der Gesamtanlage gegeben worden ist, ist damit auch den Nachteilen begegnet,
welche für einzelne Interessengruppen dadurch entstehen, daß sie infolge der Längen-
entwicklung des Bauplatzes von dem im Osten befindlichen Hauptzufahrtswege ent-
fernt sind.

In der Architektur weist Jansens Projekt auf Berliner Anklänge hin, wesentlicher
ist aber die klare, sinnvolle Zusammenfassung der Massen, Man kann sich diese Hallen
und diesen Zentral-Platz gut in die Wirklichkeit denken und vorstellen, welch ein cha-
rakteristisches Bild das Kommen und Gehen, das Auf und Ab der Wagen in diesem
künstlerischen Rahmen machen wird.

Jansens Projekt ist mit seltener Einmütigkeit auch von der Kritik der Tagespresse
anerkannt worden.

Der Fachmann muß darüber hinaus aber fragen, inwiefern das Preisgericht den
Reimer & Körteschen Entwurf den übrigen nicht hervorgehobenenWettbewerbsentwürfen
vorziehen und in Parallele mit Jansen stellen konnte. Aus dem Urteil des Preisgerichts
ist nur zu erkennen, daß die vorzügliche technische Durcharbeitung von Einzelheiten des
Körteschen Plans hierfür bestimmend gewesen sein soll. Demgegenüber muß folgendes
gesagt werden. Die Gesamtanordnung im Projekt Körte schließt sich dem der Aus-
schreibung beigegebenen Entwurf des Magistrats fast genau an. Eine nennenswerte
Bearbeitung also oder eine architektonische Gliederung der Massen hat überhaupt nicht
stattgefunden. Körte hat beinahe sich damit begnügt, in dieses fertige Vorprojekt eine
peinliche technische Durcharbeitung, wie man sie etwa bei der Ausführung von einer
Spezialfirma erledigen läßt, einzutragen- Es ist ganz unmöglich, das Urteil des Preis-
gerichts mit der totalen Unzulänglichkeit der Körteschen Architektur — um Architektur
handelt es sich hier doch bei dem Wettbewerb und nicht um Kühl-, Eisenbahn- und
sonstige technische Anlagen — in Einklang zu bringen,

Das was Jansen in dem Wettbewerb gibt: „eine großzügige Anordnung des Grund-
risses und der Massen, die aus einer künstlerischen Empfindung der technischen Lösung
sich zu einer Architektur-Idee entwickelt“, ist es, was verlangt werden muß. Selbst die
einzelne Form ist nebensächlich. Die Beurteilung technischer Einzelheiten hat mit dem
Wettbewerb gar nichts zu tun. Mit all diesen Dingen beschäftigt sich der wirklich schöpfe-
rische Geist erst dann ernstlich, wenn die Verantwortung der Ausführung auf ihm ruht,
Er wird auch, solange das Projekt, welches noch Wandlungen unterworfen steht, jede
weitere Beschäftigung damit als Kraftvergeudung empfinden und schon aus dem Grunde
davon absehen.

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