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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 31.1914-1915

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Jaumann, Anton: Heinrich Straumer
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https://doi.org/10.11588/diglit.27701#0139
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Kulturmensch; die Villen unserer Vororte spiegeln in ihrer unerfreulichen Zwitterart
diesen Zustand deutlich genug wieder. Straumer hat mit dieser städtischen Villa auf
dem Lande gebrochen. Was er an Landhäusern baut, das meint man alles mit guten,
alten Namen nennen zu können, wie „Forsthaus", „Pfarrhaus", „Gutshof". Der Förster
ist für jedermann ein vertrauter, festumrissener Typ, so ist es auch mit dem Landedel-
mann, dem Landpfarrer. Und für Menschen solchen Schlages hat Straumer seine
kleinen Häuser gebaut; eigentliche Städter mit ihrer verwaschenen Physiognomie passen
da nicht hinein.

So kam es, daß die anspruchslosen kleinen Häuser, die Straumer in fast allen
Berliner Vororten gebaut hat, doch bald ihre typische Schlagkraft äußerten. Das archi-
tektonische Problem des kleineren Landhauses war da auf eine natürliche, gesunde, un-
angreifbare Weise gelöst, es war ein Typ hingestellt, der volle Lebenskraft in sich barg.
So gewann selbst die bescheidene Aufgabe eine allgemeinere Bedeutung. Ein schöner
Lohn für die ernste künstlerische Arbeit, deren Wichtigstes das vollkommene Einleben in
die schlichte ländliche Stimmung, in ländliche Charaktere war.

Es wurde dabei aber nicht nur ein Typ gut getroffen, sondern die Art der Lösung
ist notwendig für jedes Baukunstwerk, Ohne lebendige Einfühlung in den Hauscharakter
nützt alle architektonische Durchbildung nichts. Je vollkommener beim Rathaus, bei der
Kirche, beim Museum, beim Theater der typische Charakter ausgedrückt ist und bis in die
letzten Einzelheiten herrscht, desto gesünder, lebendiger, existenzfähiger ist der Bau. Die

Abb. 322. Heinrich Straumer. Eckhaus an der Buche.

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