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Arndt, Paul
Studien zur Vasenkunde — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.33498#0065
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Inschiiften noch a.ttische Zeichen veiwenden, in das 5. Jahihundert
gehöien, an einem Beispiele, dem sich ahci' viele andere an-
reihen lassen, nachweisen.
))Die VaseFurtwängler, Sammlung SabourotfTaf. 55 (—Du-
nront-Chaplain pl. 12 und 13; Berlin 2471) dem 4. Jahrh. zuzu-
schreihen, halte ich wegen der Schrift i) fiir unmöglichff, sagtKöhler,
und Furtwängler (einleitender Text z. d. Vasen d. Samml. Sa-
bouroff p. 5) versetzt auf Köhler's Autorität hin das Gefäss in die
Jahre 440—430 und henutzt es zur Veranschaulichung polygno-
tischen Stils. Wir stehen hier vor einer Principienfrage: wer soll
entscheiden ? Stil oder Inschriften? Die Lösungkannnicht zweifelhaft
hleihen. Fiir die Datierung eines Kunstwerkes muss in erster Linie
derStildesselbenmaassgebend sein, und der scheinbaieWiderspruch
heigefügter Inschriften darf uns nicht verleiten, gesicherte stilistische
Thatsachen stillschweigend bei Seite zu schiehen, sondern muss
zunächst Zweifel an der Richtigkeit unserer paläographischen
Kenntnisse erwecken. —- Nun betrachte man unhefangen die
Zeichnung. Man sehe die in bacchischer Begeisterung tanzende
Phanope: erinnert ihre ganze Gestalt nicht an die Mänade des
Skopas? und die vom Taumel rasender Lust hewältigte Naia, die
erschöpft in die Arme ihrer Genossin sinkt, während der Thyrsos
ihren Händen entgleitet! Dann die mit den Mitteln einer völlig
freien, ungebundenen Kunst dahingelagerten Gestalten des Silenos
und der Choro! Den Dionysos, dessen jugendliche Bildung mit
lang gelocktem Haupt in die weiteren Kreise der Iiunst doch
gewiss erst seit Praxiteles gedrungen ist! Wir brauchen nicht die
sicheren äusseren Indicien einer späteren Zeit, den reichen Gohl-
schmuck des Gefässes und den grundlos aufgestützten Fuss der
Chrysis (vgl. § 35): weht uns denn aus der ganzen Darstellung
etwa der Geist eines Polygnot an, den das Altertum als den Maler
des pries, den Darsteller typischer Charaktere, in dessen
Kunst das malerische Element wesentlich in den Ilintergrund
trat? Oder selbst noch der des Kephisodot, der die hoheitsvoll
erhabene Gcstalt der Eirene mit dem Plutoskinde schuf? Sind
wir hier nicht viehnehr in der pathetisch erregten Zeit des Skopas,
') Inschriften:
<tANCrE PEPIKAYME/VE MAtAPIA ANQE.A ^IAENO^ NYMt))E A?AIA
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