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auch in der malerischen Behandlung der Revershilder, und sind
von den übrigen italischen durchaus verschieden (vgl. die über-
einstimmende Beurteilung Helbigs im Bull. d. I. t872, p. 38 f.).
Wir haben in diesen Gefassen seltene Beispiele echtattischer Ex-
portrvaare italischen Fundorts zu sehen.
71. Bisher haben wir nur die Verhältnisse Kampaniens und
Siciliens als der Hauptgegenden für Vasenindustrie in Betracht
gezogen. Aber auch in Süditalien, im Lande der Bruttier, in
Kalabrien, Apulien, Lukanien haben sich, allerdings in geringerer
Zahl, Gefasse älterer Stilarten gefunden. Ich bin der Ansicht,
dass diese ebenfalls an Ort und Stelle gefertigt sind. Die Unter-
suchung der politischen Gestaltungen dieser Landschaften ivird
es zunächst unwahrscheinlich machen, dass daselbst schon im
5. Jahrh. Vasenfabriken bestanden haben oder dass man bereits
in dieser Zeit sein Geschirr aus Athen bezogen habe.
In Apulien rnacht sich der hellenische EinAuss nach den
Untersuchungen Mommsens (U. D. p. 89 If., p. 96; R. G. ? I, 451)
erst seit dem Beginne des 5. Jahrh. der Stadt Rom, also unge-
fähr seit der alexandTinischen Epoche geltend. ))Miinzen von
Apulien mit voreuklidischer Schrift existieren nicht.'t Die helle-
nische Kolonisation hat die apulische Kiiste nicht berührt.
In Kalabrien, dem Lande der Messapier und JapygeT, das
mit Ausnahme der griechischen Niederlassungen Hydrus und
Kallipolis bis in augusteische Zeit stellenweise den alten Dialekt
bewahrte (Mommsen, U. D. pp. 88 u. 97), dürfen wir vor dem
3. vorchristlichen Jahrhundert ebenfalls schwerlich an eine weiter-
gehende Einwirkung hellenischer Kultur denken. Die TfotAoua
t/ t/.tn der Athener mit einem der Messapier (Thuk. VII,
33, 4) bezeugt doch nur eine politische Verbindung, etwa wie
Deutschland heutzutage einen Vertrag mit einem Häuptling der
Südseeinsulaner schliesst'). Vgl. die bei Mommsen (p. 95 oben)
citierte Stelle des Skvlax §. 15.
Etwas anders liegen die Verhältnisse im Lande der Bruttier,
in Lukanien und bei den Städten des tarentinischen Busens, wo
schon seit früher Zeit zahlreiche Kolonien für die Verbreitung
*) Nacli Hans Droysen, Athen und der Westen vor der sieil. Expedition,
1882, p. 22 f., lässt sich da,s Alter dieser im Jahre 413 infolge von Streitig-
keiten Athens mit Tarent erneuerten yLn nicht feststellen.
auch in der malerischen Behandlung der Revershilder, und sind
von den übrigen italischen durchaus verschieden (vgl. die über-
einstimmende Beurteilung Helbigs im Bull. d. I. t872, p. 38 f.).
Wir haben in diesen Gefassen seltene Beispiele echtattischer Ex-
portrvaare italischen Fundorts zu sehen.
71. Bisher haben wir nur die Verhältnisse Kampaniens und
Siciliens als der Hauptgegenden für Vasenindustrie in Betracht
gezogen. Aber auch in Süditalien, im Lande der Bruttier, in
Kalabrien, Apulien, Lukanien haben sich, allerdings in geringerer
Zahl, Gefasse älterer Stilarten gefunden. Ich bin der Ansicht,
dass diese ebenfalls an Ort und Stelle gefertigt sind. Die Unter-
suchung der politischen Gestaltungen dieser Landschaften ivird
es zunächst unwahrscheinlich machen, dass daselbst schon im
5. Jahrh. Vasenfabriken bestanden haben oder dass man bereits
in dieser Zeit sein Geschirr aus Athen bezogen habe.
In Apulien rnacht sich der hellenische EinAuss nach den
Untersuchungen Mommsens (U. D. p. 89 If., p. 96; R. G. ? I, 451)
erst seit dem Beginne des 5. Jahrh. der Stadt Rom, also unge-
fähr seit der alexandTinischen Epoche geltend. ))Miinzen von
Apulien mit voreuklidischer Schrift existieren nicht.'t Die helle-
nische Kolonisation hat die apulische Kiiste nicht berührt.
In Kalabrien, dem Lande der Messapier und JapygeT, das
mit Ausnahme der griechischen Niederlassungen Hydrus und
Kallipolis bis in augusteische Zeit stellenweise den alten Dialekt
bewahrte (Mommsen, U. D. pp. 88 u. 97), dürfen wir vor dem
3. vorchristlichen Jahrhundert ebenfalls schwerlich an eine weiter-
gehende Einwirkung hellenischer Kultur denken. Die TfotAoua
t/ t/.tn der Athener mit einem der Messapier (Thuk. VII,
33, 4) bezeugt doch nur eine politische Verbindung, etwa wie
Deutschland heutzutage einen Vertrag mit einem Häuptling der
Südseeinsulaner schliesst'). Vgl. die bei Mommsen (p. 95 oben)
citierte Stelle des Skvlax §. 15.
Etwas anders liegen die Verhältnisse im Lande der Bruttier,
in Lukanien und bei den Städten des tarentinischen Busens, wo
schon seit früher Zeit zahlreiche Kolonien für die Verbreitung
*) Nacli Hans Droysen, Athen und der Westen vor der sieil. Expedition,
1882, p. 22 f., lässt sich da,s Alter dieser im Jahre 413 infolge von Streitig-
keiten Athens mit Tarent erneuerten yLn nicht feststellen.