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Arndt, Paul
Studien zur Vasenkunde — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.33498#0184
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tigkeit der Fundnotixen demnnch nic-ht durchoüngig Stand hnltcn
können, wird durch das Zeugnis von mehr als einem glnuhwür-
digen Grcwührsmann hestätigt. lch gestehe, flass hier der wunde
Punkt unserer üarlegungen ist. Aber einrnai ist es ja. nicht
ausgeschlossen, dass man auch in Athen in Anlehnung an kam-
panische Vorbilder derartiges Geschirr fabriciert hat, das sich dann
freilich keiner grossen Heliebtheit erfreut haben würde, oder es
hat — und dies scheint mir wegen des vereinzelten Vorkommens
italischer Künstlernamen auf attischem Hoden das wahrschein-
lichere zu sein — im Altertum Export kampanischer Töpfer-
waare nach Athen hestanden. Im ersten Augenblick mag ein
solcher Gedanke befremden. Warum sollte jedoch, wie in späte-
rer Zeit das kampanische Thongeschirr sich solcher Heliehtheit
erfreute, dass es in alle Gegenden der Welt ging, nicht bereits
in einer friiheren Epoche cin ähnliches Verhältnis bestanden ha-
ben, kampanische Vasen nach Athen so gut wie nach Cypern und
Naukratis exportiert worden sein? Im 5. Jahrh. waren die tyr-
rhena sigilla ein Euxusartikel in Athen, im 3. Jahrh., wo das
Gewerbe in Athen selbst zu keiner rechten Hliite mehr kommen
konnte, bezog der Reichere sein Geschirr aus italischen Fabriken.
Ebenso wie heutzutage eine wohlhabende Familie in Herlin ihr
feines Porzellan aus Meissen, ein Miinchner Patrizier sein Ge-
schirr aus China oder Sevres bezieht, obwohl in Miinchen wie in
Herlin vortreffliches Porzellan gefertigt wird. Mode und indivi-
duelles Helieben geben hier die Entscheidung. Will marr aber
auch diese Erklärung nicht gelten lassen, so stelle ieh die Ge-
wissensfrage: geniigt dieser eine Umstand zur völligen Verwer-
fung unserer Hehauptungen? Müssen wir nicht vielmehr dann
bekennen, dass unser Wissen ein noch beschränktes ist, und von
kiinftigen Forschungen Aufklärung erwarten?
84. Wir stehen am Ende unserer Untersuchungen. Ich bin
mir der Kiihnheit meiner Hehauptungen voll bewusst. Man wird
es dem Anfänger verargen, dass er ein Gebiet betreten hat, wel-
ches zu durchmessen geprüftere Kräfte und reichere Erfahrung
verlangt. Urn so mehr erbitte ich Verzeihung, wenn meine
Sprache scharf oder selhstbewusst klingen sollte. Nur der Drang
naeh wissenschaftlicher Klarheit hat mich dann zu weit gefiihrt.
Persönliche Gehässigkeit ist mir fremd. Es liegt mir fern, zu
 
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