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daher auch die gewölbten christlichen Kirchen. Die erste Benutzung der
Basiliken mag daher auch der Maassstab für die Erbauung der ersten
christlichen Kirchen im sogenannten italienischen Styl seyn, wo die Decke
nicht gewölbt war.

Das Gewölbe ganz einfach auf die Umfassungsmauern gestützt, gleich
als werde die Gottheit vom Himmel auf Erden versetzt, erschuf, als das
nothwendigste rohe Product, die altgothische oder neugriechische Bauart.

So wie aus dem notwendigsten rohen Zustande das Schöne kommt,
so entstand dann auch später die schöne und reine gothische Bauart des
Mittelalters, wo die Gewölbe verziert und in den Tempeln selbst durch
höher geführte Kuppelgewölbe Abstufungen erbaut wurden.

Diese reine gothische Bauart entwickelte sich gewiss im siebenten und
achten Jahrhundert nach Christi Geburt in dem neugriechischen Kaiser-
thum, und ward späterhin von den Westgothen, als sie Herr in Spanien
Avaren, besser daselbst ausgebildet.

Später kamen die Blauren durch Afrika nach Spanien, und erreichten,
als eine Verbesserung und Veredlung der kühnen, rohen, nordischen
Bauart der Westgothen, die maurische Architectur, welche sich mit der
arabischen, indischen und egyptischen Bauart vermählt zu haben scheint,
und zu ihrer muhametanischen Beligion und Sitten sich am zweckmässigten
verbinden Hess.

So wie in der griechischen Architectur durch die leidige Verzierungs-
sucht der Verfall der Baukunst herbeigeführt, so musste auch hier die
rein gothische in das verzierte gothische, ja in das mit allen Mischungen
von Bauarten versehene Zeitalter verfallen, wovon wir so viele Producte
in Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland etc. aufzuweisen haben.

Die mit so vielen unnöthigen Verzierungen überladenen Gebäude
erwecken zwar wegen ihrer kühnen Arbeit Bewunderung, jedoch stehen
sie gegen die altgriechiscbea und rein gothischen Producte eben so weit
zurück, als der Mensch, den die Mode verziert hat, gegen den, der von
der Natur mit Geist und Seele ausgezeichnet ist. In diesem Zeitraum
erhielt jeder Bau seine eigenen Verhältnisse, wie sie das Geradewohl oder
die Phantasie des Werkmeisters angab, und aus der Vergleichung aller
in diesem Styl ausgeführten Gebäuden sehen wir, dass sie ohne stätige
 
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