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— 27 —

Unter der zweiten Pforte sind zwei mit Raspeln der Farbenhölzer
beschäftigte Züchtlinge halb nackt abgebildet. An dem Zuchthause in
Mainz ist eine ganz ähnliche Abbildung.

Unter diesen im Eingang berührten Voraussetzungen verdiente doch die
Erbauung eines Zuchthauses mehr Aufmerksamkeit, besonders wenn man
noch die Würde Mensch in die Wagschaale des Strafgerichtes legt.

Howard, im §. 27, bemerkt sehr menschenfreundlich: «Diejenigen,
welche bei der Beschreibung, die man ihnen von dem elenden Zustande
unserer Gefangenen macht, sich begnügen können, zu sagen: «dass sie
sich vor dem Zuchthaus in Acht nehmen, » scheinen wahrlich kein Gefühl
von der Güte derjenigen Vorsehung zu haben, welche sie vor jenen
Leidenden so sehr auszeichnete; scheinen nicht daran zu denken, dass wir
unserm gütigen Vater nachahmen sollen, der gütig ist auch gegen den
Undankbaren und Bösen. Sie vergessen die Veränderlichkeit menschlicher
Schicksale, den unerwarteten Wechsel, dem alle Menschen unterworfen
sind, und dass diejenigen, deren Umstände jetzt die gesegnetsten sind, in
der Folge auch einmal in Dürftigkeit gerathen, und Gefangene und
Verbrecher aus Noth werden können."

Ein solches öffentliches Gebäude soll daher keineswegs eine schauerhafte
und ungesunde Wohnung seyn, sondern

1) An seiner Aussenseite einen mitleiderregenden Charakter von seinen
verwahrlosten Inwohnern haben.

2) Eine bequeme, gesunde und feste Einrichtung haben.

5) Soll besonders die Verpflegung und polizeiliche Aufsicht einer guten
und milden Obsorge anvertraut werden, was jedoch das Gebiete der
Baukunst übersteigt.

Ad 1. Der Mensch, auch in der tiefsten Erniedrigung seines moralischen
Zustandes, bleibt dennoch als Mensch unser Ebenbild, und gehört auch
unserm höchsten Schöpfer an. Er verdient also nicht eine ewige Verachtung
oder Zurücksetzung seiner menschlichen Würde.

Die Trennung von der übrigen menschlichen Gesellschaft und die Ueber-
lassung seiner eigenen Gewissensvorwürfe sind Strafe genug für ihn, und
für die bessere Menschenklasse genug Sicherheit: Statt ungeheure Stein-
massen in schauerhaften Formen aufzuthürmen, gleich als wolle man ihnen
 
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