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unrichtig ist, geht sowohl aus pathologischen Beobachtungen, als auch aus Fohmann's
Injectionen und eigenen mikroskopischen Untersuchungen hervor. Die verschiedenartigen
Veränderungen, welche seröse Häute in Krankheiten erleiden, besonders aber die Bildung
von Blutgefäfsen in Folge abnormer Processe in denselben lehren schon hinreichend, dafs
sie in ihrer Natur von dem Horngewebe sehr verschieden sind. Fohmann's geschickte
und glückliche Einspritzungen der Saugadern seröser Häute, so wie die von mir angestellten
mikroskopischen Beobachtungen beweisen, dafs erstere Ansicht der Wahrheit weit mehr
sich nähert, obgleich auch hier der Irrthum begangen wurde, dafs man gewisse seröse
Gefäfse als Verlängerungen und letzte Endigungen der Blutgefäfse in ihre Bildung ein-
gehen liefs, ohne dafs je solche Gefäfse gesehen worden sind. Mascagni's Behauptung
ist also richtig, dafs der glatte Theil der serösen Häute fast allein aus vielfach gewundenen, v
geschlängelten Lymphgefäfsen bestehe, wenn es auch nicht ausgemacht ist, dafs er die
Gefäfsnetze sah, welche Fohmann injicirte und ich unter dem Mikroskop bei schwacher
Vergröfseruug und Beleuchtung unzweideutig erkannte, da seine Darstellungen wenig
bestimmt sind.
Für das Leben und die Function der serösen Membranen ist es von Wichtigkeit, dafs
sie an ihrer äüfseren Oberfläche von einem au Blutgefäfsen reichen Zellgewebe bedeckt
sind; denn aus diesen nehmen sie die Stoffe auf, durch die sie sich in ihren Form-
und Mischungsverhältnissen erhalten, und welche sie an ihrer freien inneren Fläche
wieder von sich geben. Einen solchen zellgewebigen, an Gefäfsen reichen Ueberzug
sehen wir an den meisten serösen Säcken, an der Pleura, dem Pericardium, Peritoneum;
wo wir ihn nicht finden, treten die serösen Häute mit einer wirklichen Gefäfshaut in
unmittelbare Berührung, so die Arachnoidea des Gehirns mit der pia mater, die Arach-
noidea des Auges mit der Chorioidea, die Haut der wässerigen Feuchtigkeit mit der Iris.
Es ist interessant und bewundernswerth, dafs sich in einem so kleinen Organe, wie
in dem Auge, die mannigfaltigsten Gebilde vorfinden, die man in und an den einzelnen
Werkzeugen des Körpers wieder erkennt, ja dafs selbst eine Membran von derselben Natur
in ihrem verschiedenen Verhalten an verschiedenen Organen eine gleiche Differenz im
Auge erkennen läfst. So ist die Linsenkapsel, als seröser Sack, von einer feinen gefäfs-
häutigen Membran umgeben, welche das Blut enthält, aus dem jene die Stoffe zur
Ernährung der Linse aufnimmt, und so sind die Spinnwebenhaut und die Membran der
wässerigen Feuchtigkeit mit der Chorioidea und der Iris in innige Verbindung gesetzt,
welche Häute vieles Blut in ihren Gefäfsen führen, aus denen jene Säcke den serösen
Theil aufnehmen. — So wie es für den Pathologen von grofser Wichtigkeit ist, die
Krankheiten des Auges genau zu studiren und deren Natur zu erforschen, um hierdurch
in den Stand gesetzt zu werden, einen tieferen Blick in das Wesen abnormer Zustände
unrichtig ist, geht sowohl aus pathologischen Beobachtungen, als auch aus Fohmann's
Injectionen und eigenen mikroskopischen Untersuchungen hervor. Die verschiedenartigen
Veränderungen, welche seröse Häute in Krankheiten erleiden, besonders aber die Bildung
von Blutgefäfsen in Folge abnormer Processe in denselben lehren schon hinreichend, dafs
sie in ihrer Natur von dem Horngewebe sehr verschieden sind. Fohmann's geschickte
und glückliche Einspritzungen der Saugadern seröser Häute, so wie die von mir angestellten
mikroskopischen Beobachtungen beweisen, dafs erstere Ansicht der Wahrheit weit mehr
sich nähert, obgleich auch hier der Irrthum begangen wurde, dafs man gewisse seröse
Gefäfse als Verlängerungen und letzte Endigungen der Blutgefäfse in ihre Bildung ein-
gehen liefs, ohne dafs je solche Gefäfse gesehen worden sind. Mascagni's Behauptung
ist also richtig, dafs der glatte Theil der serösen Häute fast allein aus vielfach gewundenen, v
geschlängelten Lymphgefäfsen bestehe, wenn es auch nicht ausgemacht ist, dafs er die
Gefäfsnetze sah, welche Fohmann injicirte und ich unter dem Mikroskop bei schwacher
Vergröfseruug und Beleuchtung unzweideutig erkannte, da seine Darstellungen wenig
bestimmt sind.
Für das Leben und die Function der serösen Membranen ist es von Wichtigkeit, dafs
sie an ihrer äüfseren Oberfläche von einem au Blutgefäfsen reichen Zellgewebe bedeckt
sind; denn aus diesen nehmen sie die Stoffe auf, durch die sie sich in ihren Form-
und Mischungsverhältnissen erhalten, und welche sie an ihrer freien inneren Fläche
wieder von sich geben. Einen solchen zellgewebigen, an Gefäfsen reichen Ueberzug
sehen wir an den meisten serösen Säcken, an der Pleura, dem Pericardium, Peritoneum;
wo wir ihn nicht finden, treten die serösen Häute mit einer wirklichen Gefäfshaut in
unmittelbare Berührung, so die Arachnoidea des Gehirns mit der pia mater, die Arach-
noidea des Auges mit der Chorioidea, die Haut der wässerigen Feuchtigkeit mit der Iris.
Es ist interessant und bewundernswerth, dafs sich in einem so kleinen Organe, wie
in dem Auge, die mannigfaltigsten Gebilde vorfinden, die man in und an den einzelnen
Werkzeugen des Körpers wieder erkennt, ja dafs selbst eine Membran von derselben Natur
in ihrem verschiedenen Verhalten an verschiedenen Organen eine gleiche Differenz im
Auge erkennen läfst. So ist die Linsenkapsel, als seröser Sack, von einer feinen gefäfs-
häutigen Membran umgeben, welche das Blut enthält, aus dem jene die Stoffe zur
Ernährung der Linse aufnimmt, und so sind die Spinnwebenhaut und die Membran der
wässerigen Feuchtigkeit mit der Chorioidea und der Iris in innige Verbindung gesetzt,
welche Häute vieles Blut in ihren Gefäfsen führen, aus denen jene Säcke den serösen
Theil aufnehmen. — So wie es für den Pathologen von grofser Wichtigkeit ist, die
Krankheiten des Auges genau zu studiren und deren Natur zu erforschen, um hierdurch
in den Stand gesetzt zu werden, einen tieferen Blick in das Wesen abnormer Zustände