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in derartigen Fällen nur an das Gegebene und sinnlich Wahrgenommene halten und bei
physiologischen Betrachtungen darauf bauen dürfen.

Dafs die Linse keine, rothes Blut führenden Gefäfse besitzt, und auf keine Weise
mit der Kapsel in Verbindung steht, sprach unter Andern auch Ph. v. Walther 20) ,
auf eigene Untersuchungen und verschiedenartige Gründe sich stützend, mit grofser
Bestimmtheit aus, und nahm, um die Erscheinungen, welche die Linse in gesundeu und
kranken Verhältnissen bietet, zu erklären, an, dafs sie sich durch einsaugende und
exhalirende Gefäfse ernährt und in ihrer Mischung erhält. Diese Gefäfse haben seiner
Vermuthung gemäfs keinen eigentlichen Mittelpunkt, zu welchem das Eingesogene ge-
leitet und von welchem es den verschiedenen Theilen des Linsenkörpers zugetheilt und
zugeführt würde; sondern die Ernährung geschieht ohngefähr wie bei den Pflanzen, und
bei denjenigen Thieren, bei welchen kein kreisförmiger Umtrieb des ernährenden Saftes
statt findet.

Was Ph. v. Walther aus Gründen a priori geschlossen, das haben meine Unter-
suchungen über den Krystallkörper unter dem Mikroskop nachgewiesen und bestätigt.
Die Existenz der Lyinphgefäfse in der Linse mufs also nicht blos angenommen werden,
weil, dieselben durch mikroskopische Nachforschungen sich uns als wirklich vorhanden
darstellen, sondern auch weil wir die Ernährung der Linse und den Stoffwechsel in der-
selben, ihre durch vielfache Beobachtungen nachgewiesene Entzündung und deren Folgen
ohne sie nicht zur Genüge erklären können. — Dafs es eine Entzündung der Linse gibt, hat
nach Walthers 21) Zeugnifs zuerst Nikolai bei seinen Vorträgen über die Augenkrankheiten
ausgesprochen. Walther selbst aber gebührt das grofse Verdienst, dafs er über diesen
Punkt Licht verbreitete, und die Aufmerksamkeit der Ophthalmologen auf einen so
höchst wichtigen Gegenstand leitete. Da die Ernährung der Linse von den Gefäfsen
abhängig ist, welche aus der Central - Schlagader zur Kapsel gelangen; so mufs die
gestörte Integrität, Zerreifsung oder Obliteration derselben eine Veränderung in der
Linse hervorbringen, und diese sich zunächst durch eine Trübung und Verdunklung
kund geben, da die Linse sich im Zustand innerer Klarheit nur durch stete Erneuerung
des Stoffes, der MoRGAGivi'schen Feuchtigkeit, erhalten kann. Daher die Entstehung
der Cataracta nach Verletzung und Erschütterung des Augapfels, oder nach andern
mechanischen Einflüssen, welche die Verbindung aufheben, ferner nach einer Trübung
der MoRGAGNi'schen Feuchtigkeit, so wie bei Greisen, bei denen sie eine Folge des
hohen Alters und der damit eintretenden Veränderungen im Gefäfssystem ist.

So wie theilweise oder vollkommene Verdunkelungen der Hornhaut nicht blos

20) Abhandlungen. S. 18.

21) A. a. O. S. 9.
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