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Arnold, Friedrich
Anatomische und physiologische Untersuchungen über das Auge des Menschen — Heidelberg, Leipzig, 1832

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https://doi.org/10.11588/diglit.4354#0138
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noch von E. H. Weber32) versucht wurde. Die Gründe, welche man für diese An-
sicht anführt, sind etwa folgende: 1) Die Substanz der Krystalllinse enthält keine
Gefäfse und keine Nerven. 2) Die Linse entsteht in einer gefäfsreichen Kapsel, in welcher
längere vZeit nur eine Flüssigkeit enthalten ist und in deren Mitte hierauf zuerst ein
fester Kern sich bildet. 3) Die Gefäfse der Kapsel nehmen mit der Ausbildung der
Linse und ihrer Gröfse ab, statt bei anderen Theilen die Gröfse der Blutgefässe mit
der Gröfse des Theils, zu dessen Bildung und Ernährung sie beitragen, zuzunehmen
pflegt. 4) Daraus, dafs die Linse aus ziemlich concentrisch liegenden Lagen gebildet
ist, kann man vermuthen, dafs der zuerst gebildete Kern nicht dadurch wachse, dafs er
wie ein von Gefäfsen durchdrungener Theil in allen Punkten neue Substanz aufnehme,
und sich dadurch in allen seinen Theilen ausdehne und vergröfsere; sondern dafs er
nur wie der Schmelz der Zähne und wie die Harn- und Gallensteine, die auch aus concen-
trischen Lagen bestehen, an seiner Oberfläche wachse. 5) Die Linse spaltet sich beim
Kochen, Maceriren und durch die Einwirkung von Säuren regelmäfsig in Drittel, seltner
in Viertel, Sechstel und Achtel, wie auch die Zähne in verdünnter Salpetersäure solche
regelmäfsige Spaltungen erfahren, was sich nicht gut mit der Verbreitung von Gefäfsen
im Innern der Linse vereinigen lasse,

Alle diese Punkte sind zunächst gegen die Annahme von Blutgefäfsen in der Linsen-
substanz gerichtet, können aber keine Einwürfe gegen die Existenz von Lymphgefäfsen
in derselben abgegeben. Im Gegentheil kann man sich dieser Lehre gemäfs nicht zur
Genüge erklären, wie die Linse ernährt wird und die Veränderungen während des
Lebens erfolgen; denn bei dieser Vergleichung der Linse mit einfachen Geweben, den
Zähnen oder Nägeln, kann man sich wohl die Anlagerung von neuen Lamellen an den
Umfang des Krystalls denken, nicht aber begreifen, auf welche Weise die alten fort-*
geschafft oder ausgestofsen werden sollen, da diese von jenen eingeschlossen sind und
nicht, wie bei den Zähnen oder Nägeln, zu Tage liegen. — Zweitens mufs man bei dieser
Annahme die Frage aufwerfen, auf welche Weise kommt die Flüssigkeit ins Innere, in
die Substanz der Linse ? Anders als durch Lymphgefäfse kann ich mir nicht denken,
dafs der Krystall von der MonGAGivi'schen Feuchtigkeit ganz durchdrungen wird. —-
Drittens sind die Beobachtungen, welche Dieterich 33) bei seinen zahlreichen Versuchen
über die. Verwundungen der Linse machte, ohne Annahme von Saugadern völlig uner-
klärlich. „Oberflächliche Verwundungen der Linse haben, wenn sie auch ein Viertheil
des Durchmessers derselben durchdringen, keinen nachtheiligen Einflufs, in wenigen
Tagen sieht man gar nichts mehr von der Wunde." — Viertens ist das chemische

32) Hildebrandt's Anatomie. P. I. S. 230.

33) A. o. 0. S. 75.
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