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ist. Der Anfang der Bildung geschieht, wie beim Rückenmark und Gehirn, ohne das
Vorhandensein von Blutgefäfsen , durch Sonderling des Fe>sten vomFlüssigen. Ersteres
erzeugt auch hier die Hülle, die Kapsel, letzteres stellt den trüben milchichteu Inhalt
dar. Es ist demnach beinerkenswerth, dafs, obgleich das Aeufsere des Augapfels als
seitliche Production des Hirns erscheint, das innerste Organ, der Krystall im Auge,
aus der ursprünglich vorhandenen Materie sich bildet.

Dafs der gänzliche Mangel des Sehorgans nicht ganz selten beobachtet wurde11),
ist leicht begreiflich., wenn man bedenkt, dafs das Auge als peripherisches Gebilde aus
dem Hirn hervorgeht; denn der ursprüngliche Mangel mufs wohl um so eher statt
finden, je abhängiger ein Organ in seinem ersten Auftreten von einem anderen erscheint.
Ist übrigens der Anfang der Bildung erfolgt, so schreitet dieselbe selbstständig weiter;
das Auge kann also gehörig ausgebildet seyn, wenn auch das Gehirn unentwickelt ge-
blieben ist, was wir so häufig bei den Hemicephalen beobachten. — In seiner allerersten
und ursprünglichsten Form, als eine Blase, die mit Flüssigkeit gefüllt ist, hat man den
Augapfel hei abnormer Bildung nur selten beobachtet: so sah Klinkosch 12) bei einer
unvollkommnen Entwicklung des Gehirns den Augapfel aus der festen Augenhaut ge-
bildet und mit Flüssigkeit gefüllt, ohne Sehnerven und Netzhaut, so wie ohne Gefäfs-
haut und Iris. Ob und in wie weit der von Schröder van der Kolk beobachtete Fall, .
wo bei einem Kinde das eine der Augen innerhalb der Schädelhöhle als eine invertirte
leere Hülse, getrennt von den auch vorhandenen durchsichtigen Theilen, gefunden
wurde, hierher gehört, ist schwer zu bestimmen, da die Mittheiluug 13) zu unvollständig
gemacht wurde. — Da die Haut im Anfang die ganze Oberfläche des Körpers ohne
Unterbrechung überzieht und so auch den Augapfel bekleidet; so müssen wir die von
Vico (VAzyr und Spreisgel beobachteten Fälle, in denen die Haut von der Stirn in die
Wangen ununterbrochen und unverändert fortging, als den allerursprünglichsteu Bildungs-
fehler der Augenlieder bezeichnen, welcher ohne Zweifel durch den Mangel oder die
unvollkommne Entwicklung des Augapfels bedingt worden ist, da dieser durch seine
Ausbildung die Verdünnung und Umwandlung der allgemeinen Bedeckungen zu einer
Schleim - und serösen Haut bestimmt. Uebrigens sind die aufseien Theile des Sehorgans
nicht blos durch den Augapfel hervorgerufene Metamorphosen der Haut, da in Fällen
wo die Augäpfel fehlten, die Augenlieder vollkommen gebildet waren; sondern es liegt
in der Haut selbst das Bestreben, durch Einstülpungen, Zugänge zu den inneren

11) Siehe Meckel's pathologische Anatomie. B. 1. S. 3!)3 ff. und Sciiön's pathologische Anatomie des
Auges. S. 2 ff.

12) BuitDAcn's Physiologie. B. 2. S. 448.

13) Ammon's Zeitschrift für die Ophthalmologie. B. 1. II. 2. S. 232.

F. Aiinold, Anai. it. physiol. Untersuchungen. 19
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