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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0021

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1. DIE ENTSTEHUNG DER RÖMISCHEN JAGDSARKOPHAGE

IN SPÄTSEVERISCHER ZEIT
UND IHRE ABLEITUNG VON DEN MYTHOLOGISCHEN

JAGDSARKOPHAGEN

Die römischen Jagdsarkophage stellen eine außerordentlich geschlossene und in lückenloser Reihenfolge
überschaubare Gruppe thematisch eng verwandter Denkmäler dar, deren Entstehungszeit sich auf die Genera-
tionen zwischen den Regierungsjähren des Kaisers Severus Alexander und der Söhne Konstantins d. Gr.
eingrenzen läßt. Ein später, gleichwohl bedeutender Nachzügler, der Sarkophag im Konservatorenpalast
(Kat. 112, Taf. 95,4), könnte noch bis in die Zeit Valentinians I. reichen.

Im 2. Jahrhundert n.Chr., in dem die großen Serien der mythologischen Jagdsarkophage mit der Darstellung
von Adonis21, Hippolytos22 und Meleager23 entstanden, die sich auch ins 3. Jahrhundert hinein fortsetzen,
sind Jagdszenen24 z.B. auf dem Deckelbord einiger Sarkophage dargestellt worden. Gewöhnlich haben die
Jäger die Gestalt von Eroten; das ganze bleibt also auch hier im mythologischen Bereich. Nur auf dem
Deckelbord des Schlachtsarkophages im Konservatorenpalast25 sind Szenen einer Venatio im Circus wiedergege-
ben. Am Rande bieten auch die in ASR I 3 zu behandelnden Hochzeitssarkophage in Florenz und Leningrad
Jagdszenen. Diese Jagddarstellungen sind gewiß als ikonologische Vorläufer der großen Gruppe der römischen
Jagdsarkophage anzusehen. Da das Thema der Jagd aber kontinuierlich auf zahlreichen Denkmälern der
ganzen römischen Kunst gestaltet wird, ist darin nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Es darf jedenfalls
den Blick nicht ablenken von der wesentlichen Entwicklung des Typus der nicht mehr im engeren Sinn
mythologischen, sondern in einem allgemeinen Sinn realistischen Löwenjagdsarkophage. Dieser Typus wurde
im 3. Jahrzehnt des 3.Jahrhunderts n.Chr. in den römischen Sarkophagwerkstätten geschaffen. Seine Entwick-
lung läßt sich wie bisher bei keiner anderen Gruppe römischer Sarkophage in allen Schritten verfolgen.
Schon Robert26 und in seiner Nachfolge Rodenwaldt27, Vaccaro Melucco28 und Pelikan29 bemerken im
Vorbeigehen, daß die römischen Löwenjagdsarkophage einen Zusammenhang mit den mythologischen Jagd-
sarkophagen, aber auch mit den Meleagersarkophagen aufweisen; dieser Zusammenhang wird allerdings
von den genannten Autoren nicht genauer analysiert. In erster Linie wird dieser Zusammenhang auch
nur bei den zweiszenigen Löwenjagdsarkophagen konstatiert, während der einszenige Sarkophag Mattei I
(Kat. 1 26, Taf. 23,2), der für die Forschung seit G. Rodenwaldt am Anfang der Reihe der Löwenjagdsarkophage
steht, von äußeren Vorbildern abhängen soll, und zwar entweder, wie Rodenwaldt30 vorschlägt, von einem
Jagdmonument Caracallas oder, wie Matz31 andeutet, von attischen Sarkophagen. Diese Vorbilder wurden
erschlossen, um die Ungewöhnlichkeit des aufgrund einer Fehleinschätzung des Porträts gegen 220 n.Chr.32

Robert, ASR III i Nr. 3-21. - Vgl. W. Richter, Der Rostocker
Adonissarkophag, Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Ro-
stock 17, 1968, 747-757.

Robert, ASR III 2 Nr. 164-179. - Lawrence (1976).
Robert, ASR III 2 Nr. 221-263. - Koch, ASR XII 6.
z.B. Girlandensarkophag, Rom, Mus.Naz.: Heibig4 III Nr. 21 3 1. -
Meleagersarkophag, Rom, Museo Capitolino: Koch, ASR XII 6
Nr. 12 Taf. 16b. - Erotensarkophag, Kopenhagen, NCG: Poulsen,
Cat.Sculpt. 563 Nr. 789a, Tillaeg til Billedtavler Taf. 13. - Die
Aussagen von R. Stuveras, Le putto dans l'art romain (1969) 103
über das Fehlen von Darstellungen jagender Eroten in der römi-
schen Grabkunst sind m.E. unzutreffend. K. Schauenburg hat für

die Behandlung in ASR V 2 eine Liste von nicht weniger als
65 Sarkophagen mit der Darstellung von Eroten auf der Jagd
zusammengestellt. Seiner Bearbeitung dieser Gruppe soll hier nicht
vorgegriffen werden. Vgl. K. Schauenburg, Erasmus 23, 1971, 100.

25 Heibig4 II Nr. 1739. - McCann (1978) 108 Abb. 138. 154. 155.

26 Robert, ASR III 2 Nr. 218.

27 Rodenwaldt (1936) 84. - Rodenwaldt (1944) 192.

28 Vaccaro Melucco (1963/4) 49.

29 Pelikan (196;) 79. 81. 84. 104.
111 Rodenwaldt (1936) 88.

31 Matz (1958) 153.

32 Vgl. u. Kap. 2.2.7.

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