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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0070

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2.3.1. DAS FRAGMENT IM MUSEO GREGORIANO

2.3. FRAGMENTE MONUMENTALER LÖWENJAGDSARKOPHAGE

Der Löwenjagdsarkophag Matteil (Kat. 126, Taf. 23,2) steht in seiner Zeit, das heißt im weitesten Sinn
der Zeit zwischen dem Ende Galliens und dem Herrschaftsbeginn Diokletians 284 nicht allein, obwohl
kein anderer monumentaler Löwenjagdsarkophag der gleichen Gattung mehr vollständig erhalten ist. Ein
Fragment von der Rückseite eines Philosophenwannensarkophags (Kat. 231, Taf. 31,5) mit einer in flacherem
Relief ausgeführten Löwenjagd und die drei großen Fragmente eines Jagdsarkophages in München (Kat. 50,
Taf. 34,1), auf dem allerdings das Jagdtier fehlt, gehören in diese Zeit. Auch die fragmentierte Platte in
Ince Blundell Hall (Kat. 40, Taf. 52,1) dürfte noch in vortetrarchischer Zeit entstanden sein, soweit man
dies bei der völlig überarbeiteten und inzwischen schon wieder korrodierten Oberfläche aufgrund der Fal-
tenführung und der Figurenproportionen mit den großen Köpfen und schweren Leibern heute noch feststellen
kann. Da dieser Sarkophag aber eine typologische Verwandtschaft mit diokletianischen und konstantinischen
Sarkophagen aufweist, soll er im Zusammenhang mit diesen behandelt werden304.

2.3.1. Das Wannenfragment im Museo Gregoriano Profano des Vatikan

Das Wannenfragment ehemals Lateran (Kat. 231, Taf. 31,5) und die Sarkophagfragmente in München (Kat. 50,
Taf. 33,3.8) verdienen wegen ihrer Größe und Qualität besondere Aufmerksamkeit, das erstere darüber
hinaus, weil es das Löwenjagdthema mit der von zahlreichen anderen Sarkophagen305 bekannten Philosophen-
darstellung verbindet. Das Ideal des von der Philosophie Plotins propagierten >Aner Mousikos<306 wird
mit dem Ideal der römischen Virtus verknüpft.

Die Philosophendarstellung des Wannenfragmentes ist in Stil und handwerksmäßiger Ausarbeitung dem
sogenannten Plotinsarkophag ehemals Lateran307 so nahe verwandt, daß ich früher308 erwogen habe, ob
die beiden Stücke nicht zum gleichen Sarkophag gehören könnten. Nach der Reinigung der Fragmente
im Zusammenhang mit ihrer Überführung in das Museo Gregoriano Profano des Vatikan erkennt man
jedoch deutlich, daß die Sarkophagfragmente aus verschieden getöntem Marmor bestehen. Der sogenannte
Plotinsarkophag ist weißlich, das Fragment mit der Löwenjagd (Kat. 231, Taf. 31,5) ist gelblich patiniert,
die beiden Teile dürften also aus verschiedenartigem Marmor bestehen. Außerdem hat das Wannenfragment,
wie häufig bei dieser Sarkophagform309, eine profilierte und ornamentierte obere Abschlußleiste, während
diese Leiste beim sogenannten Plotinsarkophag kantig und glatt ist. Gleichwohl spricht die Übereinstimmung
des Stils für eine Gleichzeitigkeit der beiden Fragmente. Den >Plotin <sarkophag hat K. Fittschen310 aufgrund
der Verwandtschaft des Philosophenbildnisses mit dem Bildnis des Kaisers Probus gegen 280 n.Chr. datiert.
Diese Datierung wird durch einen Vergleich der Gestaltung der Löwenmähne mit der vom Sarkophag
Matteil (Kat. 126, Taf. 23,2) bestätigt. Stellt man die Flachheit des Rückseitenreliefs in Rechnung, so ist
hier die gleiche, die Mähnenlocken in Reihen von einzelnen Buckeln ordnende Gestaltungsweise zu bemerken.
Die versteinerte Löwenmaske und die Betonung der Umrißlinie beim Körper sind ebenfalls vergleichbar.
Die eckige Bewegung der Pferdebeine und die schon von G. Rodenwaldt311 gerügte »unnatürliche« Art,
wie die Reiter eher in als auf ihren Pferden sitzen, sind sehr ähnlich. Die stilistische Verwandtschaft zwischen
der Löwenjagd auf dem Wannenfragment ehemals Lateran (Kat. 231, Taf. 31,5) und dem Sarkophag Mattei I
(Kat. 126, Taf. 23,2) ließ mich zuerst im Kolleg im Wintersemester 1962/3 in Bonn312 einen Zweifel an
der Frühdatierung dieses Sarkophags durch G. Rodenwaldt äußern, die dann von E. Reschke313, wenn auch
mit verfehlten Argumenten, und von K. Fittschen314 ebenfalls angefochten wurde.

2.3.2. Die Sarkophagfragmente in München und das Fragment in Chapel Hill
Größe, technische Bearbeitung und gemeinsame Herkunft sprechen dafür, daß die drei Fragmente (Kat. 50,

304 Kap. 4.1.1. 310 K. Fittschen, Gnomon 44, 1972, 49if. zu Nr. 116. - Ders., Sarko-

305 Diese Sarkophage werden in ASR I 3 im Zusammenhang behan- phage römischer Kaiser oder vom Nutzen der Porträtforschung,
delt. Vorläufig M. Wegner, ASR V 3 Nr. 134. 135. 133. 116. Jdl 94, 1979, 588.- Vgl. Bergmann (1977) 130 mit Anm. 509

306

H.-I. Marrou, Mousikos aner (1938). Taf. 38,3.

307 Wegner, ASR V 3 Nr. 116. - Andreae (1973) 6oo, jetzt im Museo 311 Rodenwaldt (1936) 93.
Gregoriano Profano des Vatikan. 312 Vgl. Andreae (1970) 88.

308 Heibig4 I Nr. 1015. 313 Reschke (1966) 338fF.

309 Vgl. unter den hier zusammengetragenen Jagdsarkophagen Nr. 77. 314 K. Fittschen, Gnomon 44, 1972, 503 Anm. 1.

114. 182. 214. 221. 247.

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