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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0074

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3. DIE NACHGALLIENISCHEN JAGDSARKOPHAGE
UND DIE RÜCKKEHR ZUM NIEDRIGEN FORMAT

Wenn auch im Löwenjagdsarkophag Matteil (Kat. 126, Taf. 23,2) das erste Ziel der Entwicklung erreicht
zu sein scheint, die mit der Einführung des Löwen als Jagdtier in die Typologie der mythologischen Eberjagd-
sarkophage327 angebahnt war, so bedeutet dies doch keineswegs, daß damit auch deren Ende gegeben ist.
Die große Masse der Jagdsarkophage setzt erst jetzt ein, und sie zeigen eine größere Variationsbreite als
die bisher behandelten und eine zusätzliche Bereicherung durch die Einführung neuer Typen. Das läßt
erkennen, daß der Gedanke, der zur Erfindung des neuen Sarkophagtypus in spätseverischer Zeit geführt
hatte, noch nicht erschöpft war. Aber die Entwicklung bekommt nun eine neue Richtung. Sie setzt schon
ein, während der kanonische Typus der monumentalen Löwenjagdsarkophage noch ein beachtliches von
der neuen Entwicklung durchaus nicht unberührtes Nachleben erfährt, und sie wird in denselben Werkstätten
eingeleitet, die zuvor die großen Prunksarkophage geschaffen hatten. Die Untersuchung gestaltet sich ange-
sichts dieser Situation von nun an komplexer und muß noch häufiger als bisher nach der Betrachtung
eines Entwicklungsstrangs zu früheren Entwicklungsstufen zurückkehren, um die Entstehung und Entfaltung
der einzelnen Sarkophaggruppen in nachgallienischer und besonders in tetrarchischer und konstantinischer
Zeit zum einen in typologischer und zum anderen in Werkstatt- und stilgeschichtlicher Hinsicht zu erfassen.
Insgesamt sind es acht Gruppen328 von Sarkophagen, die man aus typologischen Gründen deutlich voneinander
scheiden kann. Die Entstehung der einzelnen Klassen vollzieht sich nicht völlig unabhängig voneinander,
obwohl man eine gewisse chronologische Abfolge allerdings mit zeitlichen Überlappungen feststellen kann.

3.1. DER SARKOPHAG AUS CATAJO IN WIEN

Der Sarkophag in Wien (Kat. 247, Taf. 36,1-3; 38 ; 39; 40,1-2) bedeutet einen Wendepunkt in der Geschichte
der Löwenjagdsarkophage. Nach einer von Balbinus bis zum Ende der Regierungszeit Galliens reichenden
Phase, aus der nur monumentale Löwenjagdsarkophage bekannt sind, knüpft er an einen Sarkophagtypus
der 30er Jahre an, wie er durch die Fragmente in der Katakombe Cis Callisti (Kat. 77, Taf. 6,2) belegt
ist. Das Format ist wieder niedriger und langgestreckt. Die Hauptszene der Löwenjagd wird durch Nebensze-
nen, hier eine Bärenjagd auf der linken Seite erweitert. Große Löwentierkampfgruppen an den abgerundeten
Nebenseiten fassen die Jagdszene ein. Links reißt der Löwe einen Eber, rechts einen Onager. Diese Löwen
sind hier viel größer gebildet als der Löwe der Jagdszene und im Verhältnis offenbar auch wesentlich
größer, als es der Löwe auf dem Sarkophag in der Katakombe Cis Callisti (Kat. 77, Taf. 6,2) war, von
dem leider nur die rechte Vordertatze erhalten ist. Diese Löwen können nicht wie dort in den Zusammenhang
der Jagdszene einbezogen werden, sondern sind den Löwentierkampfgruppen an den Seiten von Riefelsarko-
phagen vergleichbar. Gleichwohl ist es bemerkenswert, daß in der Zeit, aus der der Wiener Sarkophag
(Kat. 247, Taf. 36,1) stammt, zum ersten Mal Sarkophage auftauchen, bei denen ähnliche Tierkampfgruppen
auch in die Jagdszene eingefügt sind (Taf. 36,4; 37,1-5). Diese Sarkophage sind nicht so einheitlich wie
andere Jagdsarkophaggruppen, schließen sich aber zu einer inhaltlich verwandten Art zusammen und sollen
deshalb im Anschluß an den Wiener Sarkophag behandelt werden329.

1. Tierhatzsarkophage, Kap. 3.2. - 2. Sarkophage mit erweiterter
Löwenjagd, Kap. 3.5. - 3. Zweiszenige Löwenjagdsarkophage,
Kap. 4.1. - 4. Sarkophage mit Löwenpaaren, Kap. 4.2. - 5. Kin-

derlöwenjagdsarkophage, Kap. 4.3. - 6. Einszenige Löwenjagdsar-
kophage, Kap. 4.4. - 7. Eberjagdsarkophage, Kap. 5.-8. Treib-
jagdsarkophage, Kap. 6.

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