Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3.2. DIE TIERHATZSARKOPHAGE

Die Löwen auf dem Wiener Sarkophag (Kat. 247, Taf. 40,1-2) schließen an die Gruppe der 60er Jahre
um den Sarkophag in Reims (Taf. 121,2) an, vertreten aber eine frühere Entwicklungsstufe als die in ihrer
maskenhaften Erstarrung großartigen Löwen vom Typus Museo Capitolino II, Scala334, und Vatikan, Belvede-
re IV335, aus der Zeit um 280. Am nächsten kommt ihnen der Löwentypus eines Sarkophags von der Via
Prenestina im Museo Nazionale, Terme II336, der übereinstimmend um 270 n.Chr. datiert wird.
Aus der gleichen Werkstatt dürfte der Sarkophag des Julius Achilleus im Museo Nazionale Romano stam-
men337, der vor der Vollendung der Aurelianischen Mauer 282 n.Chr. entstanden sein muß. Der Beginn
des Mauerbaus um 272 könnte bereits einen Terminus ante quem darstellen, aber früher als 270 n.Chr.
möchte man den Sarkophag aus stilistischen Gründen kaum datieren. Der Löwentypus dieses Sarkophages
bietet die nächste typologische Parallele zu dem des Wiener Sarkophages. Was die Anlage der Löwenmähne
betrifft, so kann man beide Exemplare Rille um Rille miteinander vergleichen. In der Ausführung wirkt
der Wiener Sarkophag reicher und sorgfältiger, beim Sarkophag des Julius Achilleus sind die Erstarrungsten-
denzen deutlicher. Er könnte ein wenig später sein als der Wiener Sarkophag (Kat. 247, Taf. 36,1). Alles
zusammen führt für diesen Sarkophag zu einem Datum in die bald auf das Regierungsende des Gallienus
folgende Zeit. Obwohl es aus dieser Zeit noch einige monumentale Sarkophage338 gibt, leitet der Wiener
Sarkophag (Kat. 247, Taf. 36,1) doch die Abkehr von dieser Gattung ein und weist auf die niedrigen, langge-
streckten, durch weitere Jagdszenen ergänzten Sarkophagreliefs339 voraus, die von nun an in der Produktion
vorherrschen sollten und zeigen, daß inzwischen veränderte, auf den ersten Blick weniger prätentiöse
Ansprüche an die Löwenjagdsarkophage gestellt werden. Auch diejenigen Sarkophage, die an der Typologie
der monumentalen Exemplare festhalten wie die im Coemeterium Maius (Kat. 78, Taf. 53,1), in San Sebastiano I
(Kat. 149, Taf. 52,2), in Siena (Kat. 206, Taf. 54,1), Spoleto (Kat. 208, Taf. 54,2) und S. Elpidio (Kat. 204,
Taf. 54,3), übernehmen Züge, wie man sie zum ersten Mal im Wiener Sarkophag (Kat. 247, Taf. 36,1) ausgebil-
det sieht. Darauf wird jeweils zu verweisen sein. Hier genügt es, die Stellung des Wiener Sarkophags
an einem Wendepunkt der Entwicklung deutlich gemacht zu haben.

3.2. DIE TIERHATZSARKOPHAGE

Die übrigen Sarkophage, welche die Löwenjagdszene mit Tierkampfgruppen und anderen Tierhatzszenen
komplettieren, erreichen nicht die Qualität des Wiener (Kat. 247, Taf. 36,1), aber sie verdienen besonders
Interesse, weil sie Tier kam pfgruppen, die bis dahin nur an den abgerundeten Schmalseiten von Wannensarko-
phagen dargestellt waren, in die Jagdszene auf der Front rechteckiger Sarkophag kästen einbeziehen. Zugleich
füllen sie das Jagdbild mit anderen Tierhatzszenen auf, die einen Bezug zu den in Rom ständig möglichen
mitreißenden Erfahrungen von Hetzjagden im Amphitheater 40 erkennen lassen. Schon durch den Venator
des Sarkophages in der Via della Croce (Kat. 164, Taf. 1,1) war ein direkter Bezug eines mythologischen
Jagdsarkophages zum römischen Circus hergestellt worden. Als Tiere der Arena wurden auch die apotropäi-
schen Löwen an den Schmalseiten von Wannensarkophagen angesprochen, die von Venatores angestachelt
werden341. Aber ein Bild vom Getümmel in der Arena geben doch erst die vier im Folgenden behandelten

334 Rodenwaldt (1935/36) 228 Taf. 156 Abb. 6. - Scerrato (1952) 268 338 Kap. 2.3.1-2.
Taf. 67,2. - Heibig4 II Nr. 1226. - Andreae (1973) Abb. 139. 339 Kap. 3.2.1-4; 3.;.

335 Rodenwaldt (1935/36) 198. - Scerrato (1952) 269^ Taf. 67,3. - 340 Eine neuere Untersuchung über die Darstellungen von Venationes
Heibig4 I Nr. 245. in der römischen Kunst fehlt, soweit ich sehe. Man ist im wesent-
G. Gullini, Recenti scoperte di sculture tardo-romane nei dintorni liehen auf die einschlägigen Artikel in den Lexika angewiesen,
di Roma, BdA 34, 1949, 55fr. Abb. 56.57. - Scerrato (1952) 268 Die beste Einführung ist immer noch P. Friedländer, Sittenge-
Taf. 66,1. schichte Roms10 (1922) II 78 ff.; IV 267fr Zu vergleichen ist auch

337 P.E. Arias, Un nuovo sareofago con scena pastorale, Le Arti 2, O. Keller, Tiere des Alterthums (1887) 55. 71. 86f. 90. 115fF.

1939/40, 24-26. - H. Fuhrmann, Archäologische Grabungen und 146fr. 199. 207f.-Im übrigen verweiseich auf folgende Lexikonar-

Funde in Italien und Lybien, AA 1940, 447f. Abb. 21. 22. - Scer- tikel s.v. venatio: Daremberg-Saglio V (1912) 680-709 (Lafaye).

rato (1952) 269 Taf. 66,2. - Heibig4 III Nr. 2319. - E. Simon, Ein - RE IX 1 (1916) 558-604 s.v. Jagd (Orth). - EAA VII (1966)

spätgallienischer Kindersarkophag mit Eberjagd, Jdl 8 5, 1970, 11 20-11 21 (Dohm) mit Literaturhinweisen.

202fr. Abb. 12. 13. - N. Himmelmann (1973) 4. - B.M. Felletti 341 Kap. 1.5.3. - Vgl. Rodenwaldt (1935/36) 22jf. - Scerrato (1952).

Maj, Considerazioni sull'arte del periodo fra Gallieno e la Tetrar- - G. Becatti, Edificio con opus sectile fuori Porta Marina, Scavi

chia, RACrist 52, 1976, 248fr. Abb. 13 mit weiteren Literaturanga- di Ostia VI (1969) 148. - Chiarlo (1974) 1321 ff. - L'Orange (1976)

ben.

132-137.

68
 
Annotationen