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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0081

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3.3. DER SARKOPHAG DES P. CAECILIUS VALLIANUS

ihm entgegenstößt. Der Bär hat schon einen anderen Jäger mit Schild überrannt, der ihm von unten einen
Speer in den Leib bohrt. Auf den Rücken des Bären ist ein Hund gesprungen und wirft bellend den
Kopf hoch. Sein Kopf füllt den Raum zwischen den beiden ihre kleinen Kronen auffächernden Bäumen.
Die Mitte zwischen den rahmenden Tierhatzgruppen ist durch das verdoppelte Motiv des Löwenjägers
gefüllt. Ins Zentrum dazwischen gesetzt ist ein Treiber zu Fuß, der einen Schild trägt. Ein zweiter Treiber
mit Schild folgt dem linken Löwenjäger, vor dem rechten flüchtet im Hintergrund ein Hirsch mit prächtigem
Geweih nach rechts. Um die Monotonie, die bei einer solchen Komposition entstehen muß, in gewissen
Grenzen zu halten, sind die Jagdtiere verschiedenartig, nämlich ein Mähnenlöwe links und eine Löwin
rechts. Sie sind auch verschieden bewegt: der Löwe hat eben einen Satz gemacht und landet nun auf
seinen nach vorn genommenen Hinterbeinen, als wolle er vor dem Ansturm des Reiters innehalten, die
Löwin setzt im Galopp heran und drückt dabei mit erhobener rechter Vordertatze einen Jagdhelfer unter
seinem Schild zu Boden. Unter dem linken Reiter liegt hingegen ein toter Eber.

Die beiden Reiter sind weitgehend parallel zueinander angeordnet und dadurch gleichrangig behandelt.
Das Pferd des rechten greift etwas weiter aus und hat den Kopf höher gehoben. So wird begründet, daß
er an dem anderen, der sein Wild schon gestellt hat, vorbeisprengt auf die heransetzende Löwin zu. Man
erkennt, daß der zugrundeliegende Typus der Tierhatzsarkophage hier konsequent für eine Doppelbestattung
abgewandelt wurde364.

3.3. EIN SONDERFALL, DIE LÖWENJAGDSZENE AUF DEM SARKOPHAG DES
P. CAECILIUS VALLIANUS IM MUSEO GREGORIANO PROFANO

DES VATIKAN

Einen Sonderfall, der eine gewisse Parallele nur in dem großen Wannenfragment im Museo Gregoriano
Profano (Kat. 231, Taf. 31,5) besitzt, stellt der Sarkophag des P. Caecilius Vallianus (Kat. 232, Taf. 41,2.3)
im gleichen Museum dar. Auch er gibt eine Löwenjagd nicht auf der Vorder-, sondern in flachem Relief
auf der Rückseite wieder. Die Szene ist auf den von einem Hund begleiteten Jagdherrn zu Pferd, den
Löwen und zwei Treiber zu Fuß beschränkt und wird von zwei Bäumen gerahmt. Das Relief wirkt wie
geprägt. Der Löwe wird nicht im Sprung dargestellt, sondern wie auf manchen Münzen und Medaillons
der Kaiser Hadrian und Commodus365 in geduckter Haltung und mit einer erhobenen Vordertatze. Der
Jäger schwingt die Lanze, das Tier ist also noch nicht getroffen wie auf vielen Sarkophagen, die den heransprin-
genden Löwen in hohem Relief auf der Frontseite zeigen. Mit diesen hat die Szene auf der Rückseite
des Vallianus-Sarkophages (Kat. 232, Taf. 41,3) nur wenig Ähnlichkeit. Auch die Treiber mit ihren Ovalschil-
den vertreten keine geläufigen Typen, sondern erscheinen in sehr allgemeinen Motiven.

Besonders merkwürdig ist der untere Rand der Rückseite behandelt. Hier findet sich nicht die übliche
kräftige untere Randleiste, die bei den anderen Sarkophagen als Standfläche der Figuren dient. Vielmehr
ist hier die ursprüngliche, geglättete Marmoroberfläche der Rückseite zu einem unregelmäßigen Streifen
abgearbeitet, in den die Beine von Treibern, Pferd und Löwen eingreifen. An der Oberkante ist das Relief
leicht gekehlt und durch einen breiteren glatten Rand abgeschlossen, in den allerdings auch der Kopf des
Löwenjägers und seine Lanze hineingeschnitten sind. Das alles sieht nach einer nicht ursprünglich geplanten,
sondern nachträglich vorgenommenen Ausarbeitung des flach eingeschnittenen Reliefs aus. Der Porträtkopf
des Reiters ist dem auf dem Sarkophag des Valerinus Vasatulus in der Nekropole unter S. Peter (Kat. 240,
Taf. 47,1.2) vergleichbar und dürfte auch in die Zeit zwischen Gallien und der Tetrarchie zu datieren sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Sarkophag (Kat. 232, Taf. 41,2.3), wie Gewandung und
Körperformen der Figur auf der Kline der Vorderseite beweisen, ursprünglich für eine Frau geplant war.
Der männliche Porträtkopf ist offenbar erst später aus der Bosse herausgearbeitet worden. N. Himmelmann366
hat den Kopf stilistisch an gallienische Porträts angeschlossen, scheint aber eine etwas spätere Datierung
nicht auszuschließen, wenn er vorsichtig von dem »anscheinend« gallienischen Porträt spricht. In der Tat

364 Vgl. den Brüdersarkophag in Pisa: Arias-Cristiani-Gabba (1977) 365 Vgl. Anm. 78.

113fr. B 1 est Fig. 114-117. 366 Himmelmann (1973) 19. 47 Nr. 3 Taf. 28.29.

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