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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0085

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3.5.1. DER SARKOPHAG DES VALERINUS VASATULUS

seinen Beinen hervorspringt, darauf zu hetzen. Von einer dritten Figur hinter der Linken des Jagdherrn,
die zwei Venabula zum Ersatz hält, ist nur der erhobene rechte Arm mit ausgebreiteter Handfläche erhalten.
Das Fragment stammt von einem bedeutenden Sarkophag, wie die anspruchsvolle Ausarbeitung der Eckmaske
links zeigt. Sie zählt zu der verhältnismäßig geringen Zahl echter Masken mit großen Augen- und Mundöff-
nungen, in deren Höhlung man das Gesicht des Schauspielers erkennt380. Wegen des hohen Onkos und
der Binde im Haar ist offenbar ein jugendlicher König aus der Tragödie dargestellt. Der ikonologische
Bezug zur Jagddarstellung ist nicht ersichtlich. Zu datieren ist der Sarkophagdeckel gegen 270 n.Chr.
Etwas später dürfte ein Sarkophag entstanden sein, von dem ein Deckelfragment im Antiquario Comunale
in Rom (Kat. 76, Taf. 43,13) erhalten blieb. Rechts von der Inschrifttafel sind aufbrechende Jäger mit einem
Hund dargestellt, links unter Bäumen ein hockender Eber, den ein Hund von hinten anfällt. Wie die übrigen
Deckel381 von Jagdsarkophagen lehren, herrschte hier eine beachtliche Motivvielfalt, über die die großen
Serien der kanonischen Jagdsarkophage auf den Tafeln dieses Corpusbandes leicht hinwegtäuschen könnten.

3.5. DIE ERWEITERUNG DER LOWENJAGD AUF DEN SARKOPHAGEN

NIEDRIGEN FORMATES

3.5.1. Der Sarkophag des Valerinus Vasatulus in der Vatikannekropole
und die Sarkophage in der Villa Borghese, im Vatikan, Via delle Fondamenta, und in der Villa Medici II

Der Prototyp der im Folgenden zu behandelnden Sarkophaggruppe ist das wohlerhaltene Exemplar im
Grab der Valerier an der Nordseite der Gräberstraße unter St. Peter in Rom (Kat. 240, Taf. 44,2; 45,4-5;
46; 47; 50,1). Valeria Florentia hat ihn nach der Inschrift ihrem 21 Jahre alt gewordenen Gatten Valerinus
Vasatulus gesetzt, der nach der Formel anime benemerenti, nach der Angabe des Begräbnistages und wegen
der Palmzweige in den oberen Zwickeln der Tabula ansata möglicherweise Christ war. Der Sarkophag
ist einer der wenigen Löwenjagdsarkophage mit gesicherten Fundumständen und mit erhaltenem Deckel.
Nach dem Vorschlag von M. Guarducci , die die Hinweise der Inschrift auf das christliche Bekenntnis
des darin Genannten überzeugend gedeutet hat, wird der Deckel gewöhnlich für später gehalten als der
Sarkophag, doch hat schon Vaccaro Melucco383 auf gemeinsame stilistische Züge von Kasten und Deckel
hingewiesen und deshalb die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Deckel und Kasten zusammengehören,
was auch aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich ist.

Der Sarkophag folgt der bereits beim Wiener Sarkophag (Kat. 247, Taf. 36,1) festgestellten Tendenz nachgallie-
nischer Zeit, ein langgestrecktes niedriges Frontrelief dadurch zu füllen, daß man an die Löwenjagdszene,
welche die beiden rechten Drittel einnimmt, im linken Drittel eine weitere Jagdszene anfügte. Der Sarkophag-
bildhauer wählte dafür die Darstellung eines vom Rücken gesehenen nach links ausfallenden Jägers zu Fuß,
der seinen Jagdspeer einer sich niederduckenden Löwin in den Hals stößt. Die gleiche Gruppe hatte schon
in den Jagdszenen auf dem Deckel des Hippolytossarkophages im Museo Gregoriano Profano des Vatikan
(Kat. 233, Taf. 45,1-2) Verwendung gefunden, gibt also einen geläufigen Typus wieder, der auf den beiden
anderen Sarkophagen mit der gleichen Komposition in folgender Weise abgewandelt wird: Auf dem Sarkophag
in der Vatikanstadt, Via delle Fondamenta (Kat. 241, Taf. 44,3), wird der Jäger umgedreht. Sein Jagdtier
ist ein Eber, ebenso wie auf dem Sarkophag in der Villa Medici (Kat. 193, Taf. 45,3), wo die Haltung
des vom Rücken gesehenen Jägers, dessen Oberkörper auf so charakteristische Weise in der Hüfte nach
vorn geknickt ist, beibehalten wird. Auch die Kleidung, eine kurze in der Hüftgegend geschürzte Tunica
und eine Chlamys, die von innen über den Unterarm geschlungen ist und deshalb eine schräge Spannfalte
auf dem Rücken bildet, ist die gleiche. Diesem Jäger im Vordergrund werden auf den Sarkophagen dieser
Gruppe im Hintergrund ein Jäger zu Pferd und einer zu Fuß aus dem Repertoire der Jagddarstellungen
beigegeben. Die Zahl dieser Begleitfiguren muß auf dem besonders niedrigen Sarkophag der Via delle

Vgl. Brennecke (1970) i66£F.
Vgl. Kap. 3.5.2.

M. Guarducci, Cristo e S. Pietro in un documento precostantiniano
della Necropoli Vaticana (1953) 22-25.
Vaccaro Melucco (1963/64) 24.

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