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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0166
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148

TROISCHER KREIS

liegt, wonach das Palladion in der Hand des Diomedes
sich plötzlich durch ein Wunder bewegt') und so als das
ächte zu erkennen giebt, 34 Kai hid rov ire&bv Kariovrcov irvv-
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hlOV KO/xKsiV.

Auf der rechten Hälfte der Rückseite sind eine Frau
und ein Jüngling mit der Errichtung eines Tropaions
beschäftigt. An dem dürren kreuzförmigen Baumstamme
sind bereits eine mit Sturmbändern versehene Leder-
kappe, ein Lederpanzer, unter dem der Saum des Chi-
tons sichtbar wird, und ein Paar Beinschienen befestigt.
Links lehnt am Stammende ein Rundschild; ein zweiter
steht, dem Beschauer mit der Innenseite zugekehrt, weiter
rechts. An den rechten Seitenast dieses Tropaions lehnt
die dem Beschauer den Rücken zukehrende Frau eben

') Es bewegt die Augen, den Schild, die Lanze. Vergil Aciteis II 172
vix positum castris simulacrum: arsere coruscae
luminibus flammae arrectis, salsusque per artus
sudor iit terque ipsa solo—mirabile dictu —
emicuit partnamque ferens hastamque trementem.
Servius Aeneis II 166 agnoscitur hastae oculorumque mobilitate.

einen Speer; ihr Oberkörper ist völlig nackt, um die Beine
ist ein Mantel geschlungen, den sie mit gesenkter Linken
anfasst, um ihn am weiteren Herabgleiten zu verhindern;
ihr Haar ist im Nacken zu einem Knoten zusammenge-
bunden. Der Jüngling steht in Vorderansicht mit linkem
Spiel- und rechtem Standbein ruhig da. Bekleidet ist er
mit einer auf der linken Schulter aufliegenden, über
den linken Unterarm geworfenen Chlamys; die linke Hand
ruht auf dem Rücken; mit der vorgestreckten Rechten
hält er einen nur abbozzirten und darum mit Sicherheit
nicht zu bestimmenden Gegenstand; am Nächsten liegt es
an ein in der Scheide steckendes Schwert zu denken, das
er, um es am Tropaion aufzuhängen, am Tragriemen
emporhebt. Da beide Figuren durch ihre ganze Erschei-
nung über den Kreis des täglichen Lebens hinausgehoben
werden, so muss ein mythischer Vorgang gemeint sein,
den man mit Rücksicht auf die Darstellung der linken
Hälfte zunächst innerhalb der Odysseus- oder der Dio-
medessage suchen wird. Eine sichere Deutung vermag ich
nicht zu geben; denkbar wäre, dass Diomedes und
Aigialeia gemeint sind, wie sie nach dem Fall von The-
ben ein Tropaion errichten. F. von Duhn nennt die Frau
Aphrodite, hält aber im Uebrigen eine mythologische
Deutung nicht für geboten.

Arbeit des zweiten Jahrhunderts.

II ULIXES UND PHILOCTET.

Tafel LI

139) S. Florenz, im Garten des Conte Gherardesca
am Borgo dei Pinti. Fig. 139. Fig. 139b. L. 1,92.
H. 0,53. T. 0,81. Relieferhebung 0,05. Fig. 139. Fig. 139b
Zeichnung von Eichler 1883; die jetzt sammt der linken
Eckfigur weggebrochene linke Schmalseite Fig. 139 a nach
Gori Inscriptiones antiquae graecae et romanae III 1743 tab. 39.

Am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in Rom in S.
Maria in Trastevere Escorialensis; auch Mitte des sechszehnten
Jahrhunderts noch in Rom Coburgensis; 1743 in Florenz, in der
den Medici gehörigen Villa Lappeggi, die in den Revolutions-
jahren zerstört wurde; vermuthlich ging damals auch die linke
Schmalseite verloren und erreichte die Zerstörung ihren jetzigen
Grad. 1 846 Hess ihn Conte Gherardesca in seinem Garten aufstellen.

Alte Zeichnungen: Escorialensis Fol. 33 b (die linke
Scene der Vorderseite, aber mit den Amoren der rechten Hälfte)
„in santa maria intrasteueri" s. die Abbildung auf S. 150 Fig. 139"
nach einer der Freundlichkeit von Johannes Ficker verdankten
Photographie, vgl. E. Müntz Les Antiquit'es de la ville de Rome
aux XIV, XV et XVI' siecles p. 160; Coburgensis Fol. 205
Nr. 204 die Vorderseite Fig. 139' (abgebildet auch bei Milani

77 Mito di Filottete nella letteratura classica e nelf arte figurata 1879
tav. 2 nr. 40 a nach einer aus dem Sarkophagapparat entliehenen
Bause).

Abbildungen: Gori a. a. O. (Zeichnung von J. D. Fer-
retti). — Milani a. a. O. tav. 2 nr. 40.

Litteratur: Gori a. a. O. p. 128 „in hortis regiae villae u.
(Lappeggiy^j Zoega Bassi Ri/ievi anficht 1808 I p. 259 n. 4;
O. Jahn Philologus I 1846 S. 50; Overbeck Die Bildwerke
zum thebischen und troischen Heldenkreis 1857 576 Nr. 16.
S. 590 Nr. 38; Michaelis Annali dell' Institute XXIX 1857
p. 273; O. Jahn ebenda XXX 1858 p. 236; Matz Monats-
berichte der königlich preussischen Akademie der "Wissenschaften
zu Berlin 1871 S. 491 Nr. 204; Dütschke Antike Bildwerke in
Oberitalien II 1875 S. 185 Nr. 405; Heydemann Mittheilungen
aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien (Drittes
Hallisches Winckelmannsprogramm) 1879 S. 103; Milani a. a. O.
p. 92. p. 95 n. 2; Ders. Annali dell' Instituto LIII 1881 p. 288
nr. 51; Robert Deutsche Litteraturzeitung X 1889 Nr. 27 S. 990
(Bericht über die Sitzung der archäologischen Gesellschaft in Berlin,
Juni 1889).
 
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