Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0211
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
B. KAMPF DER SIEBEN GEGEN THEBEN.

184) P. Rom, Villa Pamfili, an der oberen Ter-
rassenmauer eingemauert. Fig. 184. Theilweise ergänzt.
L. 1,92. H. 0,47. Zeichnung von Eichxer 1882.

Seit Pozzo's Zeit bekannt. Vielleicht einer der sechs Sarko-
phage, die im Jahre 170p im grossen Theater der Villa aufgestellt
waren; Inventarium bonor. repert. post obitum cl. memoriae Princ.
D. Joann. Bapt. Pamphily a. 1709 in den Documenti inediti per
servire alla storia dei Musei d'ltalia III 1880 p. 178: „sei urne di
marmo anticbe, alcune istoriate, che tre istoriate e le tre altre senza
istorie, longhe palmi nove incirca tuna."

Alte Zeichnungen: Pozzo Franks Fol. 27 (285) in der
Zeichnung ergänzt Fig. 184'; Pozzo Windsor loses Blatt von Nicol.
Poussin (267), gleichfalls in der Zeichnung ergänzt.

Abbildungen: Raoul Rochette Monumens in'edits 1827 bis
1833 pl' 67 A. Danach Guigniaut Les religions de l'antiquite
pl. 215 bis nr.. 726 a; Overbeck Die Bildwerke zum thebischen
und troischen Heldenkreis, Atlas, 1857 Taf. 6 Nr. 9. — Spiro
De Euripidis Pboenissis 1884^. 1 nach der Pozzo-Zeichnung.

Litteratur: Winckelmann Werke, Dresd. Ausg., IV S. 150;
Zoega App. Fol. 288 Nr. 2. Fol. 537 Nr. 30; Ders. Bassi Ri/ievi
1808 I p. 223; Raoul Rochette a. a. O. p. 315 «. i. />• 426}
Guigniaut a. a. O.; K. O. Müller Handbuch der Archäologie
der Kunst, 2. Ausg., 1835 S. 644 (3. Aufl. von Welcker 1848
S. 691) § 412, 3; Welcker Annali delt Instituto XVI 1844
p. 169 (= Alte Denkmäler II 1850 S. 176); Overbeck a. a. O.
S. 1^8 Nr. 74; Petersen Annali delt Instituto XXXII 1860
P- 368; Ders. Archäologische Zeitung XIX 1861 S. 195; Ste-
phani Compte-rendu de la Commission Imperiale arch'eologique 1863
S. 187 A. 1; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
188 1 II S. 443 Nr. 3339; Spiro a. a. O. p. 63.

Die drei von links nach rechts aufeinanderfolgenden
Scenen der Vorderseite enthalten: die Begegnung des
Polynices und Eteocles in Theben, den Tod der
argivischen Heerführer in der Schlacht, die Be-
stattung des Polynices. Die beiden ersten Scenen
sind Illustrationen zu den Phoenissen des Euripides (V. 355
bis 637. V. 1067—1479), für die dritte ist die litterarische
Quelle vielleicht im Prolog der Euripideischen Antigone
zu suchen.

In der linken Eckscene steht rechts Polynices, der
auf die Einladung seiner Mutter, die noch einen letzten
Versuch zur Aussöhnung der beiden Brüder machen will,
das belagerte Theben betreten hat. Er ist ohne Be-
gleiter, aber bewaffnet, im Helm und auf der rechten
Schulter gehefteter Chlamys; in der Linken trägt er den
Rundschild, in der Rechten hält er das gezückte Schwert;
den Kopf wendet er nach rechts zurück, sei es dass er
Verrath fürchtet, sei es dass er den verhassten Bruder
nicht ansehen will. Euripides Phoeniss. V. t,6\—364
110. oütu oi rdpßog eig <f>6ßov r d.jtiKO/x^v,
fj.il Tic, ooXog /uts wpog KccaryvyTov KTdvvj,
aars ^i(f>^pyj xsip' %XUV dareug

KVkXÜV TTpÖSCCTTOV TjkQ-OV.

und V. 457—459

10. au t au npöaumov irpdg Kaalyjyrov orptye,
UoXvveiKsg' elg ydp tccvtov 5iJ.fj.aat ßXsTruv
Xi^sig t djusivov rovls r svh^st Xöyovg.
Eteocles, der gleichfalls Helm, Chlamys und Schild trägt,
eilt mit erhobenem Haupt, wie es scheint heftig schel-
tend, auf den Bruder los. In der erhobenen Rechten hielt
er den Speer, von dem ein Rest auf dem rechten Ober-
arm der lokaste erhalten ist; vgl. auch 185 und die
Textabbildung der Aschenurne Pacca auf S. 194. Hinter
ihm steht sein Doryphorus in der Chlamys und mit
dem Schild in der Linken; da an der Schwertscheide, die
auf seiner linken Hüfte sichtbar wird, deutlich noch ein Rest
des Schwertgriffs erhalten ist, durfte ihm Pozzo's Zeichner
nicht das gezückte Schwert in die Rechte geben; vermuth-
lich hielt er einen Speer. Auch zeigt die Haltung des Ober-
körpers, dass er ruhig dastand, nicht, wie Pozzo's Zeichner
ihn ergänzt hat, hinter Eteocles herlief. Der Rest über
seiner rechten Schulter scheint von einem die Darstellung
abschliessenden Thorbogen herzurühren. Zwischen den
streitenden Brüdern hat sich die Mutter Iocaste aufs
Knie geworfen. Den Chiton hat sie von ihrem Ober-
körper herabgerissen, um den Söhnen die Brust zu zeigen,
an der sie beide gelegen. Ihr Haar ist gelöst, der Mantel
 
Annotationen