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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0017
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TAFEL I i. 2

5

getauscht haben. In der rechten oberen Ecke wird auf
dem Felsen hinter den Wipfeln der Cypressen einer der
Hunde des Actaeon sichtbar, der sich zaghaft nähernd auf
das Schauspiel unten herabblickt.

Die linke Schmalseite Fig. i a (vgl. die beistehende
Abbildung in grösserem Massstab) zeigt zwei Diener des
Actaeon, die mit den Hunden beschäftigt sind. Beide tragen
die Exomis und einen Hut mit schmalem Rand. Der
eine greift mit der Hand in eine an seiner Seite hängende
Tasche, die wohl Futter für die Hunde enthält. Einer von
diesen springt gierig an ihm herauf, die eine Vordertatze
auf den Oberschenkel, die andere und die Schnauze auf den
linken Arm des Mannes legend, mit dem dieser das zudring-
liche Thier abzuwehren sucht, indem er sich zugleich unter
der Wucht des Ansprungs zurückbeugt. Auch der zweite
Hund hebt den Kopf und die eine Vordertatze gierig nach

i a

der Futtertasche, wird aber von dem anderen vorgebeugt
dastehenden Diener an einem Halsriemen zurückgezogen,
um mit dem dritten Hund, den dieser am Halsband fasst,
zusammengekoppelt zu werden. Dass dies gemeint ist,
und nicht etwa die Hunde, wie in den bisherigen Be-
sprechungen angenommen wird, losgekoppelt werden sollen,
scheint mir die sehr charakteristische Haltung dieses zweiten
Dieners ausser Zweifel zu setzen. Der Vorgang spielt also
nicht vor der Jagd, sondern nach der Katastrophe. Die
Diener locken die nach der Tötung ihres Herrn unstät
umherschweifenden Hunde an sich heran, fangen sie ein
und koppeln sie zusammen. Rechts bemerkt man ein Idol,
das auf einem abgehauenen mit einer Guirlande geschmück-
ten Baumstamm in einer Grotte steht. Die Statue stellt
einen Jüngling mit struppigem Haar dar, der in der Linken
ein Pedum, auf der Rechten ein umhülltes Liknon trägt.
Obgleich die Ohren nicht sichtbar sind, wird man in der
Statue einen Satyr erkennen dürfen („simi/acro di caratterc

faunesco" Zoega). Mit Milchhoefer (Jahrbücher des Vereins
von Alterthumsfreunden im Rheinland LXXXX, 1891, S. 9)
an einen bestimmten „Jagd- und Waldgott" zu denken,
liegt kein Grund vor, am wenigsten an einen römischen, der
doch auf dem Githäron nichts zu suchen haben würde. An
dem neben der Statue stehenden mächtigen Eichbaum
ist der obere Theil sammt dem grössten Stück der daran
hängenden Tasche ergänzt. Amici hat in dieser junge Hasen
angebracht; gemeint ist aber gewiss eine zweite Futtertasche.
Links schliessen wieder zwei Gypressen die Scene ab.

Der Deckel zeigt an seinen Ecken Satyrköpfe mit
wirrem Haare und Pinienkranz, die Masken der gött-
lichen Gebirgswohner, in deren Revier sich die vier Scenen
des Sarkophagkastens abspielen. Auf dem Fries sind zwei
sich begegnende Züge von Meergottheiten angebracht, die
zum Theil die Figuren und Motive der Hauptdarstellung
parodiren. So reitet am Ende des rechten Zuges eine als
Diana costümirte, den Bogen in der linken Hand haltende
Nereide auf einem Seehirsch. Vor ihr erscheint auf einem
Seegreif eine nackte Nereide mit Köcher in der Linken.
Zwischen beiden ein Triton mit Liknon und Ruder, und
an der Spitze des Zuges ein weiterer auf dem Muschelhorn
blasender Triton, der in der Rechten gleichfalls ein Ruder
hält. Der von links kommende Zug wird eröffnet durch
einen Seedrachen, der von einem auf seinem Rücken
knicenden Putto gczügelt und mit geschwungener Geissei
angetrieben wird. Eine kokett ihr Gewand emporziehende
Nereide folgt, auf einem Seeungeheuer reitend, dessen Kopf
die meiste Aehnlichkeit mit dem eines Esels zeigt („/is/110
marino" Zoega). Von dem letzten Seeungeheuer sind nur
die Tatzen antik. Amici hat es zu einem Seestier ergänzt,
den eine sehr ins Roccoco hinüberspielende, gleichfalls als
Diana costümirte Nereide reitet, womit das Richtige gewiss
nicht getroffen ist. Der Giebel der allein erhaltenen rech-
ten Schmalseite wird mit Beziehung auf den Fries der
Vorderseite durch eine Okeanosmaskc ausgefüllt. Sie trägt
einen Blätterkranz, aus dessen Enden seitlich kleine Delphine
hervorschiessen. Die Augenbrauen sind wie Flossen gestaltet.
Auch der obere Theil der Wangen ist von Schuppen
gedeckt, aus denen sich der kolossale, wie das Blatt einer
Wasserpflanze gebildete und in Spiralen auslaufende Schnurr-
bart entwickelt. Das Kinn ist als eine Kammuschel gestaltet,
unter der Wasser herausfliesst. Nach diesem Muster hat
Amici die verlorene linke Schmalseite des Deckels ergänzt.

Sehr sorgfältig gearbeiteter Sarkophag aus der Zeit des
Augustus oder wenig jünger.

2) F. Rom, Vatican, Musco Chiaramonti (329). Fig. 2
(s. die ausnahmsweise in grösserem Massstab wiedergegebenc
Abbildung auf S. 6 nach Photographie). L. 0,42. H. 0,42;.
Rh. 0,035.

Früher bei Pacetti (f 1 8 z 1}.
 
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