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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0042
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C. ALCESTIS.

Scenen des Alcestis-Mythus scheinen vorzüglich als be-
ziehungsvolle Decoration auf Sarkophagen für Mädchen (24)
und Frauen verwendet worden zu sein. Ganz besonders be-
deutungsvoll ist diese symbolische Verwendung bei 26, wo die
Gattin vor ihrem Gatten gestorben ist, woraus sich leicht
die Auffassung herleiten Hess, als ob sie wie Alcestis für
ihn gestorben sei, derselbe Sarkophag war bestimmt, später
auch die Leiche des überlebenden Gatten aufzunehmen.
Litterarische Quelle ist im Wesentlichen die Euripideische
Tragödie, aber die vorherrschende Beziehung auf die Be-
stattete bringt es mit sich, dass bei der stets das Centrum
bildenden Sterbescene zwei Personen an hervorragender
Stelle eingesetzt werden, die nicht nur dem Euripides
fremd, sondern in jeder überlieferten oder auch nur denk-
baren Fassung des Mythus bei dem dargestellten Vorgang
unmöglich sind, die Eltern der Alcestis. Des Pelias durch
die Leichtgläubigkeit seiner Töchter verursachter Tod liegt
natürlich dem Stück lange voraus, und wenn auch der
Dichter aus begreiflichen Gründen jede Erwähnung jener
That sorgfältig vermeidet, so geht doch aus V. 732,
wo Pheres mit der Rache des Akastos droht, deutlich her-
vor, dass Pelias als längst verstorben vorausgesetzt wird.
Das nie fehlende alte Ehepaar soll also die Eltern der als
Alcestis gedachten Bestatteten, nicht aber die mythischen
Figuren des Pelias und der Anaxibia oder Phylomache, wie
die Mutter bei den Mythographen heisst (Apollod. I 9,
Ics 1. Hvgin fab. 51), darstellen. Wir werden dieser Sach-
lage am Besten gerecht werden, wenn wir die beiden
Alten nicht mit ihren mythischen Eigennamen, sondern
einfach als die Eltern der Alcestis bezeichnen. Niemals
fehlen die zur Charakteristik nothwendigen beiden Kinder
aus der ergreifenden Euripideischen Scene. Dagegen wird
auffallender Weise Admet zuweilen weggelassen. Man
mochte vermuthen, dass das in den Fällen geschah, wo die
Bestattete unvermählt war, wenn nicht gerade auf 24, wo
dies der Fall gewesen zu sein scheint, Admet zugegen wäre.

Ausser der das Centrum bildenden Sterbescene ent-
halten die Sarkophage noch vier weitere Scenen, die ich
zunächst in chronologischer Folge aufzähle.

a) Gespräch des Admet mit seinen Eltern, das von
Alcestis belauscht wird, 22. 23. Die Eltern weigern sich
für den Sohn zu sterben, Alcestis bietet sich freiwillig an.
Der Vorgang fällt vor den Beginn der Tragödie, bildet
aber eine ihrer wesentlichen Voraussetzungen und wird in
dem Stück häufig erwähnt, z. B. V. 15—18

irdvTag 0' sXky%ag Kai ois£,sk&w (JnXoug
narspa yspaidv &' ij aj> stikts firphpa
oiiy evps nXrjv ywai/dg dang rjfhsXs
d-oevstv TTpö Ksivov ßyjh' st eloop&v (bdog

vgl. V. 290 ff. V. 338 ff. V. 634 ff. Auch die Hypothcsis
hebt naturgemäss diesen Punkt hervor: Kai lij "Khcrjarig rt
yvvyj toü 'XoßTjTou sTTsoccKev iavTYjv, oChripov reev yoviuv HhX-jaavrog
iurip toü Trailog &moframv\ vgl. Apollodor I 9 15,3; Hygin fab. 5:.

b) Alcestis im Hades vor den Unterweltsgöttern 22 a
(s. S. 28). 30a.

c) Alcestis von Hercules zurückgeführt 22 b. 31'.

Diese beiden Scenen widersprechen allerdings schein-
bar der Euripideischen Tragödie, in der Hercules, ohne in
die Unterwelt zu gehen, die Alcestis dem Thanatos im
Ringkampf abgewinnt. Allein wie früh die Vorstellung,
dass Hercules die Alcestis persönlich aus dem Hades wieder
heraufholt, mit der Euripideischen Version combinirt wurde,
lehrt die Columna caelata vom Artemis-Tempel zuEphesos;
vgl. Robert Thanatos (XXXIX Berliner Winckelmanns-
programm 1879) S. 28 ff.

d) Hercules verabschiedet sich von den wieder ver-
einten Gatten (Eur. 'AXk. V. 1149—1158).

In dem ältesten Typus, der uns durch 22. 23 reprä-
sentirt wird, sind a und d als linke und rechte Eckscene
zu beiden Seiten der Mittelscene angebracht, so dass wir
eine ununterbrochene Scenenfolge von links nach rechts
haben und die Hauptmomente, das drohende Unheil, der
Tod der Alcestis, die glückliche Lösung in geschickter
Gruppirung vorgeführt werden. Die in der Unterwelt
spielenden Scenen b und c sind sinnreich auf die Schmal-
seiten gesetzt. Später wird die erste Scene bis zur Un-
verständlichkeit gekürzt 24 oder ganz fallen gelassen 26
 
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